Durchgang wurde gestrichen
Seit der Nachkriegszeit war in den Bauplänen ein kleiner Fußweg zwischen Lainzer Straße und Pacassistraße vorgesehen. In der jüngsten Überarbeitung wurde der Durchgang aus dem Plan gestrichen. Grund: Er entspricht nicht dem „Gender Mainstreaming“. Davon profitiert vor allem ein Neubauprojekt.
Der blaue Gemeinderat Günter Kasal ist entsetzt. „Der Durchgang ist als Fortsetzung des Leo Fall Weges zu verstehen. Würde er umgesetzt, wäre eine durchgängige Verbindung für Fußgänger von der Küniglberggasse bis zur Lainzer Straße möglich“, so Kasal. Bisher verbindet der Leo Fall Weg zwei Quergassen, das letzte Teilstück von der Pacassistraße bis zur Lainzer Straße existierte nur auf den Flächenwidmungsplänen des Magistrats.
Jetzt wurde der Weg von der Bauausschuss des Bezirks aus den Plänen gestrichen. Der Weg sei aufgrund der starken Hanglage nicht barrierefrei umzusetzen. Und: „Der rund 160 Meter lange Weg durch den Baublock würde auch bei Beleuchtung für die Benützer, insbesondere für Frauen, ein Sicherheitsrisiko darstellen, was den Kriterien des ‚gender mainstreamings‘ widerspricht.“ heißt es im Erläuterungsbericht zum überarbeiteten Flächenwidmungsplan. Deshalb wird der öffentliche Durchgang nicht mehr vorgeschlagen. Die Fläche darf verbaut werden. Gender-Mainstreaming (Gleichbehandlung und Gleichberechtigung von Männern und Frauen im Alltag) wird von der Stadt Wien seit Mitte der 2000er Jahre in allen Bereichen angewandt, auch im Städtebau.
Bei der jüngsten Sitzung des Bauausschusses wurde ein Antrag der Freiheitlichen, den Weg als Vorschlag trotzdem noch beizuhalten, mit den Stimmen von Rot und Schwarz abgelehnt. Das letzte Wort hat jetzt der Gemeinderat, der die Entscheidung der Bezirksbaukomission noch kippen könnte. Die Chancen sind aber gering.
Dieter Schwab vom Fußgängerverein „walk-space.at“ fordert die Bezirksbaukomission und die Bezirksvertetung auf, den Weg trotzdem noch zu berücksichtigen. „Fußwegnetze funktionieren nur, wenn die Wege dazu vorhanden und in guter Qualität nutzbar sind“, so Schwab.
Von der Streichung des Weges aus dem Flächenwidmungsplan profitiert der Bauträger, auf dessen Grundstück an der Lainzer Straße der Weg eingezeichnet war. Folgt der Gemeinderat der Empfehlung des Bezirks, muss er ihn in seinem Projekt nicht mehr berücksichtigen.
Richard Bernato
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