Friedhof Hietzing: Abriss von Mausoleum von Alphons Gindreau
Auf dem Hietzinger Friedhof verschwinden Gräber. Denkmalschützer schlagen Alarm.
HIETZING. Das Grab von Alphons Gindreau auf dem Hietzinger Friedhof war nicht irgendein Grab. Es war ein Kunstwerk, bestehend aus einem Tempietto, toskanischen Säulen und einer Flachkuppel in Formen der Florentiner Frührenaissance. Seit 1907 gehörte dieses Grab zum Friedhofsensemble. Vor einigen Tagen ist es buchstäblich vom Erdboden verschwunden. Markus Landerer von der Initiative Denkmalschutz spricht von "Vandalismus", der sich "in der jüngsten Vergangenheit leider gehäuft hat". Landerer ist auch deshalb aufgebracht, weil der Friedhof von der Stadt Wien als Schutzzone ausgewiesen ist. In Schutzzonen steht das Gesamtbild einer Gegend unter Schutz. So ist beispielsweise auch die Innere Stadt eine Schutzzone.
Ein Ortstermin mit Landerer bei der Friedhofsverwaltung brachte zu Tage: In den vergangenen Wochen sind auf dem Friedhof 300 Gräber aufgelassen worden. Teilweise handelt es sich dabei um Gräber, deren Zeit abgelaufen ist. Gräber können in Wien für einen Zeitraum von zehn bis 60 Jahren gemietet werden.
Beim Grab von Alphons Gindreau handelte es sich aber um ein unbefristetes Grab. In Ausnahmefällen wird dies gewährt. Warum ist es dann verschwunden? Aus der Zentrale der Bestattung Wien heißt es: "Es bestand Gefahr in Verzug. Das Grab war massiv einsturzgefährdet." Um die Friedhofsbesucher zu schützen, habe man einschreiten müssen.
Keine Nachmieter
Es sei Sache der Nutzungsberechtigten, sich um den Erhalt eines Grabes zu kümmern. "Deshalb haben wir im Jahr 2011 mit den ehemaligen Nutzungsberechtigten Kontakt aufgenommen. Diese wollten aber keine Reparatur durchführen." Dann habe man einen Nachmieter gesucht, aber keinen gefunden. Entgegen den Behauptungen Landerers, falle die Gruft nicht unter den Denkmalschutz. "Wir können uns die Renovierung nicht leisten", so die Bestattung Wien. Deshalb habe man die Gruft am Ende abgerissen.
Heute ist von ihr nichts mehr übrig. Bauarbeiter sind noch mit den letzten Arbeiten beschäftigt. Entsteht hier Platz für neue Gräber? Eine Rückfrage bei der Friedhofsverwaltung ergibt eine überraschende Auskunft: Am Standort des ehemaligen Gindreau-Mausoleums seien keine neuen Gräber geplant. Der Ort werde leer bleiben. Markus Landerer kritisiert, dass immer wieder prominente Gräber "unter fragwürdigen Umständen verschwinden". Auch viele Anrainer seien besorgt. Die Initiative bleibt wachsam.
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