Ärztemangel Hollabrunn
Hautarzt in Pension - Nachfolger gibt es nicht

Jetzt fehlt schon der zweite Fachbereich bei Ärzten im Bezirk Hollabrunn - kein Lungenfacharzt und kein Hautarzt. | Foto: pixabay
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Der langjährige und einzige Hautarzt im Bezirk Hollabrunn Doktor Walter Rabl beendet mit 31.12.2023 seine berufliche Laufbahn und tritt seinen Ruhestand an. Nachfolger gibt es keinen. Patienten müssen nach Korneuburg, Tulln oder Krems fahren.

Kassenarzt oder Wahlarzt? Was ist dir lieber?

HOLLABRUNN. Nur mehr bis 22. Dezember 2023 wird die Ordination des Hautarztes in Hollabrunn geöffnet sein, Termine gibt es aber keine mehr. Seit 15.10.2023 ist die Kassenstelle bei der Ärztekammer ausgeschrieben. "Einstweilen gibt es dafür aber noch keinen Bewerber", teilte die Pressestelle der Niederösterreichischen Ärztekammer auf Anfrage mit.

Zum Arzt auspendeln

Auch im Bereich Lungenfacharzt schaut es für die Hollabrunner mager aus. Seit Juli 2021 meldet sich einfach niemand für die Kassenstelle und die Patienten müssen pendeln. Das steht ihnen jetzt auch im Fachgebiet Haut- und Geschlechtskrankheiten bevor, denn die nächsten Hautärzte mit Kassenvertrag sind in Korneuburg, Tulln und Krems zu finden. Das sind zumindest rund 40 und 50 Kilometer eine Strecke zu fahren. Doch dort wartet man vermutlich auch nicht auf noch mehr Patienten, weil auch dort Kassenstellen teilweise seit Jahren nicht besetzt werden können.

Akuter Ärztemangel

Dazu Harald Schlögel, Präsident der Ärztekammer für Niederösterreich: „Es besteht derzeit ein akuter Mangel an Kassenärzt:innen, vor dem die Ärztekammer NÖ seit Jahren warnt. Es ist daher wichtig, dass Kassenstellen attraktiver gemacht werden. Bietet die Gemeinde zusätzlich besondere Unterstützungen an, dies kann ein Mietkostenzuschuss sein oder es können barrierefreie Ordinationsräumlichkeiten oder sonstige Hilfen sein, gibt die Ärztekammer für Niederösterreich dies selbstverständlich bei der Ausschreibung an. Bei einigen Stellen führt dies zum Erfolg, andere Stellen bleiben über Jahre unbesetzt. Auch die vom Bund zugesagten 100.000 Euro als Anschubfinanzierung könnten helfen, Kassenstellen zu besetzen. Wenn wir den Mangel an Kassenärzt:innen aber nachhaltig beheben wollen, müssen wir nachhaltige Verbesserungen auf den Weg bringen. Die Tätigkeit als Kassenarzt – egal ob für Allgemeinmedizin oder als Facharzt – muss so attraktiv sein, dass jene, die diese aktuell ausüben, unbedingt weitermachen und neue Ärzt:innen ins Kassensystem einsteigen wollen. Dazu könnten etwa der Wegfall von Leistungslimitierungen, Bürokratieabbau oder ein allgemeines Dispensierrecht - also das Recht, dass Ärzt:innen verschreibungspflichtige Arzneimittel direkt an die Patient:innen abgeben dürfen - beitragen.“

Besorgniserregende Entwicklung

Sowohl Nationalrat Rudolf Silvan, er ist Mitglied der SPÖ im Gesundheitsauschuss des Parlaments, als auch SPÖ-Bezirksvorsitzender von Hollabrunn Stefan Hinterberger sind besorgt, dass die Ausdünnung des ländlichen Raums weiter geht. "Für die Menschen im Bezirk Hollabrunn ist dies ein schwerer Schlag. Vorschläge zur Verbesserung hat die SPÖ sowohl im Bezirk als im Parlament zu Hauf gemacht, zuletzt hat NR Silvan im Parlament einen Antrag eingebracht, der auch dem Bezirk Hollabrunn irgendwann zu Gute gekommen wäre", weiß Hinterberger. Dazu zählen die versprochene Leistungsharmonisierung und ein Leistungsausbau. 

ÖVP-Bürgermeister von Hollabrunn Alfred Babinsky ist ratlos, wohin die Entwicklung führt: "Unterstützung von Gemeinden würde in einen Wettkampf ausarten, wer mehr zahlt und liegt eigentlich nicht in unserem Wirkungsbereich. Die Nachfolge ist auf anderen Ebenen zu klären."

Forderungen der SPÖ

  • Es braucht daher ein Gesundheitsversorgungspaket, das die Übernahme von neuen Leistungen wie Erwachsenen-Impfprogramm, neue Vorsorgeleistungen und innovative Therapien finanzieren soll.
  • Der Ausbau der ambulanten Versorgung muss damit ebenfalls unterstützt werden. Primärversorgungseinheiten, multidisziplinäre Ambulatorien, psychosoziale Versorgung und entwicklungsdiagnostische Ambulanzen müssen ausgebaut werden.
  • Der Ärztemangel muss an der Wurzel bekämpft werden. Es müssen die Aufnahmekriterien zum Medizinstudium verändert werden. Zusätzlich müssen die Medizinstudienplätze verdoppelt und den Universitäten das entsprechende Budget zur Verfügung gestellt werden.
  • Soziale Kompetenzen, Einbeziehung von Vorerfahrungen, z.B. pflegerische Ausbildung/Tätigkeit oder ehrenamtliche Tätigkeit im Gesundheitsbereich müssen eine entsprechende Bewertung erfahren.
  • Die Verpflichtung, nach der Ausbildung im öffentlichen Gesundheitswesen für einige Jahre tätig zu sein, muss zu einer Bevorzugung für die Erlangung eines Studienplatzes führen.
  • Das „Modell Landarztquote" aus Deutschland soll für Österreich adaptiert und eingeführt werden.  Nur so kann die Versorgung für die Versicherten auf dem bisherigen hohen Niveau weiter bereitgestellt und weiterentwickelt werden. 
  • Der Bund soll dafür rund eine halbe Milliarde Euro jährlich im Rahmen des Finanzausgleichs zur Verfügung stellen. Nachdem die durchgeführte Senkung der Körperschaftssteuer jährlich rund eine Milliarde Euro kostet, kann die Finanzierung dieses Paketes wohl kein Problem darstellen

Alternativ gibt es die Ordination von Istvan Sandor. Seit seiner Pensionierung 2019 führt er aufgrund seines Alters nur mehr eine Wahlarztpraxis in Hollabrunn.

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