Schweinehaltung im Bezirk Hollabrunn
Sauerei für unsere Schweine (mit Video)

- Sehr zutraulich sind die Schweine bei Besitzerin Alexandra Mattes.
- Foto: Alexandra Goll
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Vollspaltenböden galten noch vor 15 Jahren als optimale Haltungsbedingungen, jetzt ein Verbot sei nicht umsetzbar. Dennoch sprechen Opposition und Tierschutzorganisationen von einem Totalversagen“ und einer „Sauerei“ beim neuen Tierschutzpaket, das jetzt beschlossen wurde.
BEZIRK HOLLABRUNN. Eklatante Missstände wurden mit Filmaufnahmen zuletzt in Kärnten belegt. Dort wurde dem Landwirt vorgeworfen, ein AMA-Betrieb zu sein, zu sehen waren kranke Schweine, die ohne Stroh auf nackten Betonböden lebten. Wir sprachen mit Landwirten aus dem Bezirk Hollabrunn über die Lebensbedingungen von Schweinen in ihren Betrieben.
Nicht artgerecht
Nicht in Frage kommt ein Vollspaltenboden für Alexandra Mattes. Sie hat gar keinen Stall in ihrem Biobetrieb in Großstelzendorf. Ihre Schweine leben das ganze Jahr über draußen, haben Holzhütten als Schlafplatz und zum Unterschlüpfen. "Wir hatten noch nie einen Stall mit Vollspaltenboden. Das kann gar nicht artgerecht sein, denn Schweine brauchen etwas zum Wühlen", weiß die Landwirtin. Ihre Schweine haben ein schönes Leben, auch wenn es für die Fleischproduktion nur rund neun Monate dauert. Auch der Transport ist schonend und kurz. "Unsere Schweine werden immer im Treibgang gefüttert und die Verladung in den Lkw dauert eine halbe Stunde, der Transport gerade einmal 15 Minuten. Die haben keinen Stress und das merkt man auch beim Fleisch", so Mattes. Traurigkeit über die Schlachtung gibt es keine, denn sie ist damit schon seit ihrer Kindheit konfrontiert: "Natürlich hat man eine Beziehung zu den Tieren, aber sie haben bei uns ein schönes Leben bis zuletzt. Das kann ich vertreten." Klar ist ihr auch, dass sich das höherpreisige Fleisch nicht jeder leisten kann. Sie bemerkt aber auch, dass gerade die jüngere Generation mehr auf Qualität achtet. Ihr Fleisch kommt nicht in einen Supermarkt, sondern wird im eigenen Hofladen vermarktet. Ein Kilo Schnitzelfleisch kostet bei Mattes 18 Euro. "Aktionsfleisch im Handel mit drei oder vier Euro pro Kilo kann sich gar nicht ausgehen. Auch die Futtermittel sind um 50 Prozent gestiegen", fragt sich die Landwirtin.
Forderung von Tierschützern
„Das lang versprochene Verbot der Vollspaltenhaltung von Schweinen wurde immer noch nicht eingelöst“, so der Verein gegen Tierfabriken (kurz VGT) in einer Aussendung. In fünf europäischen Ländern sind Vollspaltenböden bereits verboten, darunter befindet sich mit Dänemark auch der größte Schweineproduzent der EU. Die weiteren Länder sind die Niederlande, Finnland, Schweden und die Schweiz. Eine weitere Forderung der Tierschützer ist die Kennzeichnungspflicht über Lebensbedingungen der Tiere, wie in Deutschland.
Nicht so einfach
Patrick Eber führt eine Schweinebetrieb in Heufurth in konventioneller Form, hat aber auch keinen Vollspaltenboden: "Das ist meiner Meinung nach nicht artgerecht und heutzutage nicht notwendig. Es gibt genug Alternativen." Er weiß aber auch, dass noch vor rund 20 Jahren die Politik auf Vollspaltenböden gesetzt hat - sauber, entlastet den Bauern und mehr Schweine können gehalten werden. Viele errichteten damals neue Ställe mit den damaligen gesetzlichen Richtlinien. Dies jetzt zu verbieten, würde diese Bauern in ein finanzielles Desaster versetzen, die dann ihre Schweinehaltung beenden und die Ernährungssicherheit ins Wanken gerät. "Ein Umbau ist eine langfristige Investition und die Politik sollte unterstützend mit Förderungen helfen. Mir tun in den diversen Videos auch die Schweine leid, aber um die Ernährungssicherheit zu gewährleisten, braucht es Begleitmaßnahmen und nicht ein Verbot von heut auf morgen", ist Eber überzeugt, dass sich was ändern muss. Er selbst hält seine Schweine auf Stroh und mit Auslauf.
Stand der Technik anders
Im Bezirk gibt es von den rund 1.500 landwirtschaftlichen Betrieben 260 Tierhalter und davon rund 110 mit Schweinehaltung. "Die meisten Betriebe haben bei uns Teilspaltenböden mit trockenen Einstreuliegeflächen. Die Spalten verschwinden zunehmends. Maßnahmen zugunsten des Tierwohls werden mit großvolumigen Förderungen unterstützt", weiß Bezirksbauernkammerobmann Friedrich Schechtner. Auch er ist überzeugt, dass sich günstige Aktionspreise von Fleisch mit einer Haltung zugunsten des Tierwohls nicht ausgehen kann. Er vertraut aber auch die Produkte mit AMA-Gütesiegel.
Sehen Sie hier einen Beitrag aus dem Jahr 2021 mit einem Video am Schweine-Bauernhof von Patrick Eber in Heufurth.
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