Ensemble Affinitá
Im 8. Bezirk ist Barockmusik am Weg in die Zukunft
Das Ensemble Affinità bringt Barockmusik in die Josefstadt. Dabei will es aber alles andere als altbacken sein.
WIEN/JOSEFSTADT. Wenn Elisabeth Baumer anfängt, über Barockmusik zu reden, hört sie so schnell nicht wieder auf. Über die alten Instrumente etwa, von denen sie eines mit Leidenschaft spielt: die Barockoboe.
"Im 19. Jahrhundert wurden viele Instrumente neu entworfen, damit sie lauter wurden", so die Josefstädterin. "Sonst hätte man sie in den neuen, großen Konzertsälen nicht gehört." Im 17. und 18. Jahrhundert war das noch weniger wichtig.
Damals sollten Instrumente eher die menschliche Stimme nachahmen. "Man baute wendige, schlanke Instrumente, die dann auch empfindlicher auf die Musikerinnen und Musiker reagierten, die sie spielten", so Baumer. Das gab Instrumenten wie der Violine oder der Flöte einen deutlich helleren Klang.
Barockmusik "neu entdecken"
Baumer weiß solche Dinge auch deshalb, weil sie Musikwissenschafterin und Leiterin des Barock-Ensembles Affinità ist. "Wir wollen Barockmusik neu entdecken und den Menschen näherbringen", erzählt sie. Derzeit ist man noch als "Ensemble für Alte Musik" bekannt.
Mit diesem Namen ist Baumer allerdings nicht mehr ganz glücklich. "Wir möchten Barockmusik von einer neuen Seite zeigen", sagt sie. "Dabei setzen wir uns kritisch mit den gewohnten Sichtweisen auseinander, mit denen klassische Musik oft konfrontiert ist." Denn bei Alter Musik gebe es bis heute einen gewissen Fokus auf ältere Männer, deren Kompositionen berühmt geworden sind.
Dabei gab es in der Barockzeit auch andere Menschen, die Musik gemacht oder zumindest eine wesentliche Rolle dabei gespielt haben. Sie wiederzuentdecken und vor den Vorhang zu holen, sieht Baumer als wichtige Aufgabe an.
Ein Afrikaner am Kaiserhof
Im Jänner hat man etwa im Volkskundemuseum das Konzertprogramm "Aus Afrika an den Kaiserhof" gespielt. Darin fanden sich zwar ebenfalls Werke von berühmten Komponisten wie Mozart und Beethoven, diese wurden jedoch in die Geschichte von Angelo Soliman eingebettet. Der afrikanische Höfling kam als Sklave nach Europa, erfuhr hier aber einen rasanten gesellschaftlichen Aufstieg und trat später sogar den Freimaurern bei.
Seine Geschichte wurde von Ulli Nagy, welche die Konzerte moderiert, zwischen den einzelnen Werken in poetischer Sprache erzählt. "Schutz vor Diskriminierung ist mir als Leiterin wichtig", so Baumer. "Das gilt natürlich auch heutzutage."
Daher bemüht sich Affinità um die Einbindung von Menschen, die aus dem klassischen Musikbetrieb oft ausgeschlossen sind. Zum Beispiel lud man die All Stars Inclusive Band, in der Menschen mit Beeinträchtigungen musizieren, zu einem Konzert ein. Man sieht: Alte Musik kann durchaus in einem modernen Stil daherkommen. Genau das will Affinità zeigen.
Das könnte dich auch interessieren:
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.