8,6 bis 12,2 Milliarden Euro volkswirtschaftliche Kosten durch ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel

Univ.-Prof. Dr. Kurt Widhalm © Widhalm | Foto: Widhalm
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OECD weist auf steigende Bedrohung durch Übergewicht und Diabetes hin – ÖAIE fordert rasche Umsetzung konkreter präventiver Maßnahmen

Laut einem aktuellen Bericht der OECD sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach wie vor die Todesursache Nummer 1 und stehen zumeist mit Fettleibigkeit und Diabetes in Verbindung. Vor allem bei jungen Menschen sei weltweit ein besorgniserregender Anstieg an Übergewicht, Fettleibigkeit und Diabetes zu beobachten. In Österreich liegt die Zahl der durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursachten Todesfälle über dem OECD Schnitt. Aktuellen Studien zufolge entstehen in Österreich jährlich zwischen 8,6 und 12,2 Milliarden Euro volkswirtschaftliche Kosten, die durch ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel – wesentliche Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen – verursacht werden. Das Österreichische Akademische Institut für Ernährungsmedizin (ÖAIE) fordert daher eine rasche Umsetzung von wirksamen präventiven Maßnahmen.

Enorme volkswirtschaftliche Kosten durch ungesunde Ernährung und mangelnde Bewegung

Im Rahmen des Symposiums „Frühdiabetes erkennen – Diabetes verhindern“ des ÖAIE vergangenen Freitag (12. Juni 2015) erläuterte Univ.-Prof. MMag. Dr. Gottfried Haber, Gesundheitsökonom an der Donauuniversität Krems, die enormen Kosten, die allein Diabetespatienten verursachen. So leiden in Österreich aktuell zwischen 600.000 und 700.000 Menschen an Diabetes mellitus. Durch Spitalsaufenthalte und Medikamente verursachen Diabetes-Patienten etwa drei Mal so hohe Kosten wie Nicht-Diabetiker.
Insgesamt belaufen sich die volkswirtschaftlichen Kosten, die durch ungesunde Ernährung und mangelnde Bewegung verursacht werden, einer Studie der Johannes-Kepler-Universität Linz zu Folge auf jährlich bis zu 12,2 Milliarden Euro. Darin enthalten sind alle Folgekosten wie etwa Behandlung, Reha und Arbeitsausfälle, die mit ungesundem Lebensstil zusammenhängen.

Prävention wirkt: 60 Prozent aller Diabetesfälle wären durch präventive Maßnahmen vermeidbar

Dass Prävention erwiesener Maßen das geeignete Mittel im Kampf gegen Übergewicht und damit in Zusammenhang stehende „Zivilisationskrankheiten“ ist, zeigt das Beispiel Diabetes. Univ.-Prof. Dr. Kurt Widhalm, Präsident des ÖAIE, sagt dazu: „Wir wissen aufgrund mehrerer Studien, dass durch das rechtzeitige Erkennen von Frühdiabetes und präventive Maßnahmen wie die Änderung des Lebensstils hinsichtlich Ernährung und Bewegung rund 60 Prozent aller Diabetes-Fälle verhindert werden können.“
Konkrete Präventionsmaßnahmen hinsichtlich des Lebensstils würden jedoch nicht nur das Diabetes-Risiko deutlich senken, sondern hätten viele weitere positive Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit. Gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung wären ein entscheidender Beitrag, die Sterblichkeit durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen weiter zu reduzieren.

ÖAIE fordert klares Bekenntnis der politisch Verantwortlichen zu wirkungsvollen Präventionsmaßnahmen gegen Übergewicht

Das ÖAIE fordert die politisch Verantwortlichen dazu auf, Übergewicht als Krankheit endlich ernst zu nehmen und mit konkreten, wirkungsvollen Präventionsmaßnahmen zu starten. „Die WHO warnt schon seit vielen Jahren vor der steigenden Bedrohung der Krankheit Übergewicht, nun weist auch die OECD in ihrem aktuellen Bericht auf die massiven Gefahren dieser Krankheit hin. Es ist an der Zeit, endlich alle Verantwortlichen aus den Bereichen Gesundheit, Bildung, Freizeit, Industrie und Handel in die Pflicht zu nehmen und gemeinsam ein konkretes Maßnahmenpaket zu entwickeln und umzusetzen.“
Unverbindliche Informationsmaßnahmen wie Broschüren und Vorträge seien reine Alibi-Aktionen, die wissenschaftlich belegt keinen Nutzen bringen würden, so Widhalm. „Die WHO hat den Regierungen bereits wirkungsvolle konkrete Maßnahmen vorgeschlagen, mit denen wir uns endlich ernsthaft auseinandersetzen müssen. Dazu gehören u.a. die klare Definition, Kennzeichnung und Bewerbung von gesunden Lebensmitteln sowie die Einführung von höheren Steuern und Werbebeschränkungen für ungesunde, kalorienreiche Lebensmittel und zuckerhaltige Limonaden.“
Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen geschehe derzeit viel zu wenig in puncto Prävention, beklagt Widhalm: „Wir haben in Österreich nach wie vor keine ausgewerteten Daten zum Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen, obwohl Schulärzte jährlich Größe und Gewicht der Schüler messen“, kritisiert Widhalm die in Österreich fehlende Grundlage für seriös evaluierbare Programme. „Wir haben auch keinen ernährungsmedizinischen Unterricht an Schulen. Von der verpflichtenden Verbannung ungesunder Ernährung aus den Schulen sind wir noch meilenweit entfernt und die tägliche Turnstunde gibt es nach wie vor nicht in allen Schultypen“, so Widhalm.

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