Josefstadt
Der Mut zur Geschichte
Gehören umstrittene Platznamen wie der Hamerlingpark in der Josefstadt bald der Geschichte an?
JOSEFSTADT. Einen nach ihm benannten Park, einen Platz sowie ein Denkmal für den bekannten österreichischen Schriftsteller Robert Hamerling gibt es derzeit im 8. Bezirk. Doch wer war dieser Mann eigentlich?
Autorin Ilse Krumpöck hat sich in ihrem Buch "Zündstofflieferant Robert Hamerling" mit dem Künstler auseinandergesetzt. Dabei kam vergessenes Wissen wieder ans Tageslicht: Hamerling galt bereits zu seinen Lebzeiten als Antisemit und Frauenfeind.
Umstrittene Namensgebung
Mit diesem Aspekt hat sich nun auch der Kunsthistoriker und Josefstädter Peter Autengruber befasst und der bz sein Dossier zukommen lassen. Dieses zeigt, dass auch er zu demselben Schluss kommt: Robert Hamerling bedient sich vor allem in seinem Werk "Homunculus" stark jüdischer Stereotype und auch sehr spezieller Frauenbilder – zum einen gibt es das "alte Weib", zum anderen die "junge Verführerin". Hier sieht Autengruber Handlungsbedarf.
Im Kulturausschuss der Josefstadt wurde dieses Thema vor Kurzem behandelt. Jetzt liegen die Ergebnisse vor.
"Alle Fraktionen sind sich einig, dass wir die jetzigen Plätze nicht umbenennen wollen. Man sollte die Geschichte nicht auslöschen, sondern erklären. Somit werden im Frühjahr alle Tafeln mit Zusatzinformationen bestückt"
so Christine Proksch, Vorsitzende der Kulturkommission. Darauf sollen folgende Zeilen vermerkt werden:
"Robert Hamerling, Lehrer, Schriftsteller, zählte zu den meistgelesenen Dichtern seiner Zeit. Sehr problematisch waren seine antisemitische Grundhaltung sowie seine negative Einstellung zu Frauen."
Die Josefstadt will sich mit der Idee auch schriftlich an andere Bezirke wenden, die ebenfalls nach Hamerling benannte Plätze haben.
Was meinen Sie?
Reicht eine Zusatztafel oder soll die Josefstadt mehr Mut beweisen und die Namen ändern?Schreiben Sie an l.reisenbauer@bezirkszeitung.at oder an bz-Wiener Bezirkszeitung, Weyringergasse 35/3, 1040 Wien!
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