Neuer Science-Thriller aus Wien
Marc Elsberg schreibt Spannungsliteratur aus der Welt der Wissenschaft. Dabei wirft er wichtige Fragen auf.
JOSEFSTADT. Seine Bücher wurden in 15 Sprachen übersetzt. Marc Elsberg ist damit so etwas wie der Michael Crichton aus der Josefstadt. "Ich mag Jurassic Park sehr gerne. Sowohl den Film als auch das Buch", sagt Elsberg im bz-Gespräch im Florianihof – eines seiner Lieblingscafés im 8. Bezirk.
Wie in "Jurassic Park" geht es Elsberg um Chancen und Risiken neuer Technologien. Seine Bücher lesen sich wie Science-Fiction. Aber: "Vieles, worüber ich schreibe, ist bereits im Bereich des Möglichen. Das möchte ich den Lesern nahebringen."
Hier grenzt sich Elsberg von Michael Crichton ab: "Ich schreibe Thriller. Aber in ihnen geht es um ein Ausloten verschiedener Sichtweisen, ethische Fragestellungen und Konflikte. Die unterschiedlichen Charaktere dienen mir dafür als Vehikel. Sie sollen die Leser abholen und herausfordern. Ich möchte den Menschen aktuelle Debatten und Entwicklungen näherbringen und sie dabei unterhalten."
Wer kontrolliert den Code?
In Elsbergs neuem Roman "Helix" dreht sich alles um Gentechnologie. Eine im halblegalen Raum operierende Firma entwickelt genetisch modifizierte Kinder, deren Fähigkeiten weit über dem liegen, was "normalen" Menschen möglich ist. Doch das Experiment gerät außer Kontrolle, was die Gesellschaft vor schwierige Fragen stellt.
"Gentechnik ist eine Informationstechnologie", sagt Elsberg. "Man spricht ja auch vom genetischen Code." Doch wer kontrolliert diesen Code? "Das wird ein immer größeres Thema werden. Man sieht es schon heute an Konzernen, die sich etwa den genetischen Code von tropischen Pflanzen patentieren lassen, damit sie exklusiven Zugang dazu haben."
Debatte statt Verdammung
Hier sieht Elsberg die eigentliche Fragestellung: "Es sind nicht die Technologien selber, die das Problem darstellen. Technologie hat die Menschheit nach vorne gebracht. Ohne Technologie wäre unsere Zivilisation nicht möglich. Das Problem ist eher der Umgang mit ihr."
Im Roman spielt der Konflikt zwischen dem privatwirtschaftlichen Interesse eines Monopolkonzerns und dem allgemeingesellschaftlichen Nutzen neuer Technologien eine Rolle. Glaubt Elsberg an ein Open-Source-Modell, wie man es in der Internetbranche kennt? "Tatsächlich wird die Arbeit mit Gentechnologien immer zugänglicher. In manchen Ländern gibt es regelrechte Garagenbetriebe, die damit herumbasteln. In Europa noch nicht. Da sind die Gesetze dagegen." Elsberg vergleicht diese Entwicklung mit dem Internet: "Das Internet hat verschiedene Phasen durchgemacht. Zuerst war da die Euphorie, dann kam ein Tal. Und jetzt dominiert es viele Ebenen unseres Lebens. Die Kontrolle über das Netz, einschließlich der Hardware, haben aber drei große Konzerne."
Kein Wunder, dass der Romanautor inzwischen ein gefragter Referent in Politik und Wirtschaft geworden ist. "Heutzutage gibt es viel zu wenig Debatte und viel zu viel Verdammung. Oft werden nur mehr Beleidigungen ausgetauscht. Dabei brauchen wir einen ernsthaften Austausch verschiedener Sichtweisen. Das probiere ich in meinem Buch."
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