Papa und die parallelen Buben: Spiel ist nicht gleich Spiel
WIEN. Rollenspiele nerven. Kleine Plastikfiguren durch die Gegend schieben und, womöglich mit verstellter Stimme, seltsame Dialoge führen, entspricht einfach nicht meinem Niveau. Ja, tut mir leid. Ich geh halt gern ins Theater, schaue anspruchsvolle Filme und bin bei meiner Konversation äußerst wählerisch.
Den parallelen Buben ist das natürlich wurscht. Ich muss ja nicht mitspielen, sie sind eh zu zweit, mein Pech. Zähneknirschend knie ich mich also neben den Plastiktierpark und greife nach einem Dinosaurier. „Papa, das ist ein Notfalltier!“, werde ich umgehend zurechtgewiesen. In den anschließenden äußerst zähen Verhandlungen bekomme ich zuerst den Affen, werde dann aber auf den Tiger herabgestuft und finde mich schließlich mit dem Babyelefanten wieder. Eine mehr als undankbare Rolle, die nicht nur nach einer verstellten Stimme verlangt, sondern auch noch eingeschränkten Handlungsspielraum bedeutet. Denn das von einem parallelen Buben interpretierte Muttertier ist ganz offensichtlich eine Nebendarstellerin.
Als Löwe und Krokodil schließlich über einen Schatz stolpern, werden sie noch dazu von einem Piratenschiff entführt, das unverzüglich in die Küche segelt. Der Babyelefant und ich bleiben traurig im Wohnzimmer zurück. Ja, so ist das: Die parallelen Buben fordern äußersten Einsatz und echte Leidenschaft, mit halbherziger Darstellerei geben sie sich nicht zufrieden. Zur Strafe schau ich ihnen beim Schwarzer-Peter-Spielen wieder in die Karten.
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