Diskussion über den Gürtel: Lokalbetreiber wünschen sich mehr Unterstützung
Vor 20 Jahren wurde das erste Lokal, das Rhiz, in den U-Bahn-Bögen eröffnet. Aber wie soll es weitergehen? Man fühlt sich bei der Revitalisierung im Stich gelassen.
JOSEFSTADT. Das 20-jährige Bestehen des Szenelokals Rhiz, das im Zuge des Projekts "Gürtel plus" eröffnete, wurde zum Anlass genommen, eine Podiumsdiskussion rund um das Thema Gürtel abzuhalten. Geladen waren unter anderem Stadträtin Maria Vassilakou (Grüne) und Architektin Silja Tillner, die den Masterplan für das Projekt "Gürtel plus" entwarf.
Das Projekt "Gürtel plus" belebte seinerzeit die Region und wollte damit die Grenze zwischen den Außenbezirken und der Innenstadt beseitigen. Statt der vielen Musiklokale befanden sich in den Bögen hauptsächlich Lager. Außerdem war der Gürtel kein sehr schönes Viertel. Ein Plan musste her, der von dem damaligen Stadtrat Hannes Swoboda (SPÖ) in die Wege geleitet wurde.
20 Jahre "Gürtel plus"
Eine Kunst- und Kulturszene sollte im Problemviertel Einzug halten. Den Plan dazu erstellte Silja Tillner, die sich unter anderem Los Angeles zum Vorbild nahm. "Dieses Projekt ist auch gut gelungen. Die angrenzenden Bezirke haben davon profitiert. Das Ergebnis kann man vor allem auf dem Yppenplatz oder dem Urban-Loritz-Platz sehen. Kein Vergleich zu vor 20 Jahren", sagt Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou.
"Ich war ja mit dem Rhiz einer der Ersten", erzählt Peter Rantasa, einer der Rhiz-Chefs. Schon bei der Eröffnung des Lokals gab es Verhandlungsmarathons mit der Stadt und den Wiener Linien. Keiner fühlte sich zuständig. "20 Jahre später ist es genau das Gleiche. Wir haben keine direkten Ansprechpersonen bei der Stadt", sagt Rantasa. Die Lokalbetreiber wollen das positive Image des Gürtels nach außen tragen und man kümmere sich so gut wie möglich darum. Unterstützt würden sie dabei aber nicht.
Planung vor 40 Jahren
Als für Tillner das Projekt mit ihrem Masterplan ein Ende fand, hinterließ sie eine Liste mit Dingen, die noch zu erledigen waren. "Passiert ist aber nichts", sagt Tillner. Auf Höhe der Thaliastraße sei die Stadtplanung vielleicht 20 Jahre alt, aber weiter Richtung Hernals oder Al-sergrund "ist die Planung sogar 40 oder 50 Jahre alt", so Tillner. Als Beispiel wird das Lokal B72 herangezogen. Die Betreiber kämpfen zurzeit mit der zweiten Insolvenz. "Da sieht man, was passiert, wenn man so ein Projekt unterbricht", argumentiert Rantasa.
Tillner sieht den Grund in einer fehlenden Leitfigur. "Heutzutage hat man das Gefühl, dass der Gürtel niemandem mehr wichtig ist. Da steht alles." Sie appelliert an die Vizebürgermeisterin, hier Stellung zu beziehen. Ein Stück weit könne sie helfen, "aber das meiste liegt bei den Bezirken. Die sind selbstorganisiert", erklärt die Stadträtin. Finanzielle Unterstützung wäre so weit aber kein Problem. "Ottakring ist ein tolles Beispiel für die Gestaltung von öffentlichem Raum. Bezirksvorsteher Franz Prokop holt sich jedes Jahr sein Geld ab und man sieht die Ergebnisse schnell. Viele machen das aber leider anders", sagt Stadträtin Maria Vassilakou.
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