Neue Arbeitsmodelle
Immer mehr Betriebe stellen auf Viertagewoche um

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Traditionell aber modern: Die Handwerksbetriebe Friseursalon Haarisma und Elektrikerbetrieb Jerabek haben auf Viertagewoche umgestellt und berichten mit Begeisterung davon.
KLAGENFURT. Seit Jahren setzt der Frisörsalon Haarisma rund um Inhaberin Klara Richarzhagen in der Klagenfurter Innenstadt auf modernes Hairstyling und professionelle Beratung. Ihr liegt aber nicht nur das Wohl der Kunden, sondern vor allem auch die Work-Life-Balance ihrer Mitarbeiter am Herzen. Dafür hat der seit 1997 bestehende Salon während der Pandemie auch seine Öffnungszeiten umgestellt. Montags und Mittwochs bleibt der Salon seitdem geschlossen. So arbeiten die Mitarbeiter an jedem Arbeitstag gemeinsam im Geschäft, um volle Leistung für besten Service zu garantieren. "Es ist es wichtig, Stärken zu fördern anstatt in Schwächen zu investieren“, sagt Richarzhagen zum Thema Ausbildung und Spezialisierung. Haarisma setzt daher nicht nur auf eine Viertagewoche, sondern auch auf eine überdurchschnittliche Bezahlung, die auch für die Lehrlinge gilt.

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Dankeschön des Teams
"Das neue System ist ein Anreiz für uns alle. Wir sind immer zusammen im Salon, somit herrscht automatisch ein ganz anderes Betriebsklima. Man geht einfach motiviert in die Arbeit, wenn das gesamte Team immer zusammenarbeitet. Durch den zusätzlichen freien Tag ist man außerdem konzentrierter. Wir verdienen deshalb aber nicht weniger – ganz im Gegenteil. Klara zahlt uns sogar mehr und wir machen auch viele Schulungen", erzählt "Barber-Queen" Dunja Hrelic. Die langjährige Mitarbeiterin weiß, wovon sie spricht: "Ich habe zu meinem 10-Jahr-Jubiläum ein E-Bike geschenkt bekommen. Das ist schon eine tolle Wertschätzung für unsere Leistung. Wir unternehmen im Team auch viele Freizeitaktivitäten wie z.B. Paragleiten. Das schweißt die Gemeinschaft zusammen", betont Hrelic abschließend, die dafür dankbar ist.
Mehr Freizeit – voller Lohn
Am Freitag kommt auf eine Baustelle kein Elektriker der Firma Jerabek. Denn seit 1. Jänner 2022 hat das Klagenfurter Unternehmen auf eine Viertagewoche umgestellt – und das bei einer reduzierten Arbeitszeit von 40 auf 36 Stunden bei voller Bezahlung. Bereits vor mehreren Jahren wollte das Traditionsunternehmen neue Wege gehen. Die Pandemie kam hier gerade recht. "Corona war für unsere Firma ein Segen", sagt Geschäftsführer Christian Allesch. War die Abstimmung mit der Arbeiterkammer und der Wirtschaftskammer zuvor noch schwieriger, gestaltete sie sich während der Pandemie leichter. "Es gab schon länger das Bestreben, dass wir eine kurze Woche einführen. Laut Allesch sind alle 25 Mitarbeiter vom neuen Arbeitsmodell begeistert. Es hat sich auch gezeigt, dass das Mehr an Freizeit die Motivation für das Unternehmen zu arbeiten, gesteigert hat. Anfangs gab es Befürchtungen, dass die Kunden nicht begeistert sein werden, dass kein Handwerker am Freitag kommt. "Es ist alles zum Ausreden, auch unsere Kunden finden das neue Modell großartig", so Allesch. Kein Vor- ohne einen Nachteil: Für die Geschäftsführung steigt der Organisationsaufwand. Für den Geschäftsführer des Handwerksbetriebs steht fest: "Die Zeit für ein neues Arbeitsmodell war mehr als ,überreif‘."

- Seit 1. Jänner 2022 hat der Traditionsbetrieb Elektro Technik Jerabek auf eine Viertagewoche umgestellt – die Stunden wurden von 40 auf 36 gesenkt.
- Foto: Elektro Technik Jerabek
- hochgeladen von Nicole Fischer
Pandemie als Turbo
Dass auch immer mehr Arbeitskräfte nach flexibleren Modellen fragen, bestätigt Neda Katanic von Trenkwalder Personaldienste: "Die Flexibilisierung von Arbeitszeit ist ein häufiger Wunsch bei Bewerbungsgesprächen, Tendenz steigend." Auch immer mehr Unternehmen spielen mit dem Gedanken das klassische Arbeitsmodell ad acta zu legen. "Die Pandemie hat dafür gesorgt, dass die Umsetzung von Home-Office und flexiblen Arbeitsmodellen in österreichischen Unternehmen beschleunigt wurde. Eine Einschätzung zur Anzahl kann ich leider nicht geben, auf der Unternehmensagenda steht es aber bereits bei den meisten Unternehmen", sagt Katanic.

- Neda Katanic, Leitung Marketing / Bewerbermanagement Trenkwalder Österreich
- Foto: businessfoto.wien/Lars Ternes
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