Ein geborgener Schlafplatz zu Weihnachten
Weihnachten ist Familienzeit; nicht aber für Klienten der Jugendnotschlafstelle. Aber auch dort weihnachtet es.
KLAGENFURT (vep). Die Weihnachtszeit, der Heilige Abend und die Tage danach sind das Hochfest der Familie, der Geborgenheit, Herzlichkeit und Liebe. "Für viele unserer Jugendlichen ist das oft eine schwere Zeit, in der sie sich nicht freuen können. Wir versuchen, sie sehr behutsam durch die Weihnachtszeit zu bringen", sagt Tatjana Greller. Sie leitet die Jugendnotschlafstelle (Juno) in Klagenfurt, in der Jugendliche eine Anlaufstelle finden, wenn sie nicht wissen, wohin.
"Zurzeit befinden sich bei uns sechs Jugendliche zwischen 15 und 21 Jahren, die unser Angebot täglich nutzen. Weitere drei kommen etwas unregelmäßiger", informiert Greller. Insgesamt bietet die Juno zehn Schlafplätze für bis zu drei Monate und zwei Notbetten bei Bedarf. Erst heuer wurde sie in neuen Räumlichkeiten in der Karawankenzeile neu eröffnet.
Ein wenig Weihnachtszauber
In der Vorweihnachtszeit schon versuchen Greller und ihr fünfköpfiges Team - allesamt ausgebildete Sozialarbeiter - den Jugendlichen ein wenig die weihnachtliche Geborgenheit und Traditionen spüren zu lassen - auch, oder gerade weil sie meist ein "schweres Packerl" zu tragen haben. "Sofern sie es zulassen können, wir sind wie gesagt sehr behutsam." Wer möchte, kann sich am gemeinsamen Adventkranzbinden beteiligen, die Räumlichkeiten mitschmücken, Kekse backen und jeden Sonntag eine Kerze am Kranz entzünden.
Besondere Zeit, die berührt
Am 24. und 25. Dezember ist die Notschlafstelle durchgehend geöffnet. "Wir versuchen, die Jugendlichen in die letzten Vorbereitungen einzubinden und ihnen ein schönes Fest zu bereiten. Wir schmücken den Baum, am Heiligen Abend kochen wir gemeinsam immer etwas Besonderes, sie dürfen sich das vorher aussuchen. Die vergangenen Jahre gab es immer gute Braten, Rindsbraten, Schweinsbraten etc." Nach dem gemeinsamen Essen gibt es für die Jugendlichen dann die Bescherung. "Für jeden Jugendlichen, der gerade bei uns ist, liegt ein Packerl unter dem Christbaum."
Gerade am Heiligen Abend und an den Feiertagen würden Jugendliche vermehrt wieder die Notschlafstelle aufsuchen. "In der Adventzeit versuchen viele, wieder zu ihren Familien zu gehen, da kommen auch weniger Jugendliche zu uns. Aber zu Weihnachten kommen zahlreiche von ihnen wieder, da der Stresspegel genau dann in den Familien sehr hoch wird."
Aber auch das Juno-Team berührt die Situation zu Weihnachten natürlich sehr. "Wir müssen uns in unserer Arbeit sehr stark auf die Jugendlichen einlassen, viel Nähe zulassen und gegenseitiges Vertrauen aufbauen. Natürlich gibt es da oft berührende Situationen, gerade zu Weihnachten." Vor allem nach der Bescherung werden die Jugendlichen oft plötzlich sehr nachdenklich. "Da versuchen wir, sie aufzufangen, noch schön zusammenzusitzen, zu reden und den Abend schön und vor allem gemeinsam ausklingen zu lassen", sagt Greller.
Weihnachtswunsch
Und wenn Greller sich selbst etwas zu Weihnachten wünschen dürfte, dann wäre es, "dass jeder versucht, ein bisschen mehr zu geben für Menschen, die nicht so viel haben oder denen es nicht gutgeht. Oft ist es schwer, hinzusehen, aber das wäre wichtig. Die Gesellschaft müsste noch etwas offenere Augen für Probleme wie Jugendobdachlosigkeit bekommen. Das Problem ist einfach da."
Die Jugendnotschlafstelle
Die Jugendnotschlafstelle richtet sich an obdachlose Jugendliche zwischen dem vollendeten 12. und 21. Lebensjahr, unabhängig von ihrer Herkunft. Es ist eine Anlaufstelle für Jugendliche, die vorübergehend in ihrem Familiensystem oder anderen Betreuungseinrichtungen keinen Platz mehr finden.
Das Team der Juno versucht, Jugendobdachlosigkeit zu verringern, materielle Grundbedürfnisse zu sichern und die Lebensumstände ihrer Klientinnen und Klienten mit ihnen gemeinsam weitestgehend zu stabilisieren und bei Bedarf Jugendliche in passende Betreuungskontexte überzuführen.
Hinter der Juno steht der Verein JUST (Jugendsozialarbeit Today). Er wurde 2006 von Studierenden und Lehrenden des Studiengangs Soziale Arbeit der Fachhochschule Kärnten, Standort Feldkirchen, gegründet.
Kontakt zur Juno: Karawankenzeile 33A, Klagenfurt, Telefon: 0650/9809343
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