"Gebt dem Indendanten eine Chance!"

Morgen Donnerstag feiert das Andrew Lloyd Webber’s Musical "Sunset Boulvard" am Stadttheater Klagenfurt Premiere. Für die Rolle des Max von Mayerling konnte das Stadttheater Klagenfurt "Mr. Wunderbar" Harald Serafin (81) gewinnen. Die WOCHE traf den einstigen Idendanten der Mörbischer Seefischspiele in Klagenfurt.

Die einstige Stummfilm-Diva Norma Desmond träumt von einem Comeback, und ihr Diener Max schreibt täglich fingierte Verehrerbriefe, damit sie nicht mitbekommt, dass das Publikum sie längst vergessen hat. Wie läuft es mit den Proben am Stadttheater?
HARALD SERAFIN: Ganz gut - ich muss noch ein wenig Text lernen.

Sie spielen in "Sunset Boulvard" Max, einen Diener der Liebe, der sich von der Hauptdarstellerin Norma Desmond um den Finger wickeln lässt. Wie viel Harald Serafin steckt in der Rolle?
Dieser Mann lässt, unter den Launen dieser Frau, so viel mit sich geschehen. Er liebt die Streicheleinheiten der Frau und nimmt diese verzwickte Beziehung in Kauf.
Das ist ähnlich wie in meiner Ehe. Ich bin natürlich auch gerne Diener meiner lieben Frau, die ich schon seit über drei Jahrzehnten habe.

Klagenfurt und Harald Serafin - welche Verbindung gibt es da?
Ich liebe diese Stadt. Ich kenne das Stadttheater schon jahrzehnte lang und das Theater hier ein ein Schatzkisterl. Es ist ein wunderbarer Ort, um zu sich zu kommen. Jedem der eine Rolle im Stadtheater angeboten bekommt, wird sich freuen.

Seit 2012 hat das Stadttheater einen neuen Indendaten – die ersten Produktionen wurden heftig kritisiert – haben Sie das so direkt mitbekommen?
Ich kenne das Theater und ich kenne auch Indendant Florian Scholz. Er hat einen harten Job, denn er ist jung und ein Neuankömmling und er kommt mit dem modernen Theater hier her in die Provinz und soll auf einmal seine Vorgänger schlagen. Das ist unmöglich. Auch Scholz bekam jetzt seine Watsch'n. Diese ist jedoch wichtig für seine Entwicklung, denn jetzt muss er sich auf das Publikum einstellen, denn hier kann man kein Großstadttheater wie in Wien machen. Es gibt nur ein Stadtheater und nur ein Abonnement. Bitte gebt ihm eine Chance - er hat sie verdient. Ich finde, dass Theater ist brutal.

Andrew Lloyd Webber’s Musical "Sunset Boulvard" wird zum ersten Mal in Österreich aufgeführt.
Das ist eine Sensation. Kein Österreicher schaffte es bisher ,Sunset Boulevard' den Amerikanern abzuringen. Florian Scholz hat es geschafft und das ist Orden genug. Wien hat es nicht einmal bekommen.

Sie waren Jahrzehnte Idendant der Mörbischer Seefestspiele. Wie wichtig ist es für einen Intendanten, sich auf das Publikum einzulassen?
Sehr - ich bin damals von Dorf zu Dorf gerannt und habe mich nach den Wünschen der Leute erkundigt. Ich habe den Herrschaften tolle Produktionen gegeben, denn die Besucher bringen das Geld und ich schenke ihnen eine tolle Aufführung.

Was raten Sie jungen Talenten, Schauspielern, um im Theatergeschäft Fuß zu fassen?
Musik und Theater gehören zu den Sehnsüchten der Menschen. Zu diesem Beruf gehört Glück und nochmals Glück. Talent wird ohnehin vorausgesetzt, um den Beruf ausüben zu können. Man muss Glück zur richtigen Zeit haben und man muss in diesem Beruf ankommen können. Viele studieren Schauspiel oder Gesang - kommen aber nie dort an und das ist schlimm. Beim Theater zu sein, heißt noch lange nicht sich selbst in Postion zu bringen.