Hip-Hop aus Klagenfurt
Ian Jules: "Ich bekomme regelmäßig Morddrohungen"

- Ian Jules: Kunstfigur, Rapper, Hip-Hop-Musiker und Aktivist für mehr Toleranz
- Foto: Phips McCloud
- hochgeladen von Christian Lehner
Der Klagenfurter Hip-Hop-Musiker Ian Jules kämpft für mehr Toleranz und Individualität.
KLAGENFURT (chl). „Ian Jules steht für Toleranz“ liest man am Ende der E-Mails des Klagenfurter Rappers und Hip-Hop-Musikers. Der 21-Jährige sagt auch gleich zu Beginn im WOCHE-Gespräch: „Ich stehe für Toleranz und setze mich für Minderheiten ein.“ Konkret für Andersdenkende, für homosexuelle Männer und Frauen, für die Queer-Community, aber auch für alte und kranke Menschen. Das „Medium“ für die Botschaft ist die Kunstfigur Ian Jules.
Der Hintergrund seines Engagements für mehr Toleranz liegt in seiner Kindheit begründet: „Ich habe lieber mit Barbies als mit Autos gespielt. Die klassische Rollenverteilung gab es für mich nicht. Ich war anders, wurde ausgelacht und habe mich oft gefragt, warum die Lehrerin gerade auf mich ständig hinpeckt. Aber auf diese Weise habe ich mich selbst entdeckt und gelernt, dazu zu stehen, dass ich eben anders bin. Heute bin ich soweit, dass ich es den Menschen überlasse, wie sie mich einschätzen.“
Verbalattacken und mehr
Jules eckt an. Mit androgynem Kleidungsstil, einer Vorliebe für Rosa und schrille Muster, mit lackierten Fingernägeln, Tunnel-Ohrschmuck und Tätowierungen. „Ich lege keinen Wert auf Maskulinität. Viele Menschen stört es, wie ich mich kleide und gebe. Ich bekomme sogar regelmäßig Morddrohungen. Einige davon habe ich auch schon angezeigt. Die Polizei hat diese Anzeigen ernst genommen.“ Und: „Ich könnte ein Schimpfwörter-Lexikon schreiben“, sagt er über endlose verbale Attacken.

- Ian Jules: Kunstfigur, Rapper, Hip-Hop-Musiker und Aktivist für mehr Toleranz
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Rap & Pop
Künstlerisches Ausdrucksmittel des Kampfes für mehr Toleranz und Individualität ist bei Jules die Musik, konkret Hip-Hop bzw. „Raop“ (Rap‘n‘Pop) wie er selbst seinen Musikstil nennt. Die Songs schreibt und produziert er selbst. Jules Bruder Phips McCloud fungiert als Coproduzent und ist für alles Visuelle zuständig – Videos, Fotos, Covers, Merchandising etc. Mit seiner Toleranz-Hymne „Anthem“ schaffte er es im vergangenen August es bis an die Spitze der i-tunes-Hip-Hop-Charts, Top-Ten-Platzierungen gab es auch schon für davor veröffentlichte Songs wie „Symphony“, „Anti“ oder „Setting Fires“. Ende Februar folgt der nächste Streich: „Barbie‘s Song“: „Es geht darin um eine verlorene Liebe. Im Video wird eine Drag-Queen die Hauptrolle spielen.“
Die Promotion läuft in erster Linie über Social-Media; Management, Marketing, Booking etc. teilt er sich ebenfalls mit seinem Bruder auf. Die meisten Ian-Jules-Fans sind zwischen acht und 15 Jahre jung. Konzert sind zugleich Fantreffen, mit allem Drum und Dran – inklusive Fangekreische wie einst bei „Tokio Hotel“.
Soziale Ader
Als Inspiration nennt Jules die Song-Contest-Siegerin Conchita: „Conchita ist für mich eine Inspirationsquelle. Sie steht für mich für Freiheit und sie wirkt auf mich befreiend. Wenn‘s mir schlecht geht, sehe ich mir Conchita-Videos an.“
Jules Engagement für mehr Toleranz endet aber nicht bei seinen Songs, karitative Aktionen begleiten die meisten seiner Auftritte. „Den Erlös aus dem Merchandisingverkauf bei einem unserer letzten Fantreffen in Althofen haben wir beispielsweise an die Kinderkrebshilfe gespendet.“
Im Brotberuf arbeitet Jules als Altenpfleger. „Mein Opa war mein Lieblingsmensch, daher habe ich immer schon eine gute Beziehung zu älteren Menschen. Und – im Gegensatz zu den meisten jungen Mitbürgern, sind alte Menschen auch viel toleranter und stoßen sich viel weniger an meinem Outfit und Aussehen“, sagt Jules über seine Berufswahl.
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