Roter Trip ins Reich de s Bösen

Aufreger der Woche: Eine SP-Delegation jettete nach Nordkorea – in die Fänge Kim Jong Ils

Eine „Privatreise“ mutierte zum Höllentrip – allerdings erst nach der Rückkehr aus dem „Urlaubsparadies“: Ein kleiner Haufen Roter wagte einen Abstecher nach Nordkorea – und wird dafür an der Heimatfront dauerhaft abgewatscht ...
ST. PÖLTEN (HL). Sie wagten sich an die Demarkationslinie zwischen Süd- und Nordkorea, bestaunten das nicht vorhandene Nachtleben Pjöngjangs, stapften ohne Handys herum (die wurden ihnen am Flughafen abgenommen) und trafen Choe Te Bok, den drittmächtigsten Mann Nordkoreas: Fünf Tage lang ging ein zwölfköpfiges SP-Grüppchen auf Tuchfühlung mit einem der menschenverachtendsten Regimes des Planeten – um, wieder daheim, ebenfalls auf Verachtung zu stoßen.
„Die Roten sind ja völlig außer Rand und Band. Die unternehmen doch glatt einen Ausflug in einen totalitären Staat schlimmster Ausprägung, wickeln dort Treffen mit offiziellen Vertretern ab – und wollen das Ganze im Nachhinein als Privatreise abschwächen. Ein schlechter Witz, ist NÖ doch dadurch ein schwerer politischer Imageschaden entstanden“, giftet sich VP-Landesgeschäftsführer Gerhard Karner. Dabei nimmt Karner weder den „Privattrip-Schmäh“ (zusätzlich belastend: die „Korean News“ berichteten am 15. September vom Besuch einer St. Pöltner SP-Delegation, die als Gastgeschenk CDs des Neujahrskonzerts überreichte), noch die rote Verteidigungshaltung, jeder Teilnehmer hätte sich die Reise selbst bezahlt, für voll. „Nicht schwafeln, sondern Rechnungen und Belege auf den Tisch“, fordert der Schwarze von NR Anton Heinzl, den roten „Rädelsführer“ in Sachen Nordkorea. Der schießt jedoch knallhart zurück.
„Wenn ein Provinzpolitiker wie Karner mit seinem eingeschränkten Wissen aus dem Texingtal anprangert, der Trip sei fragwürdig, dann soll er mal seine Raiffeisen-Freunde befragen. Die bieten über ihr eigenes Reisebüro Nordkorea-Flüge mit Programm um 1.990 Euro pro Kopf und Nase an. Damit bringen sie Devisen ins ‚Reich des Bösen‘: Sie sind es, die das weltweit verhasste Regime unterstützen“, poltert Heinzl.

Heinzl & Co. auf Kreiskys Spuren
Rechnungen, die belegten, dass der Nordkorea-Abstecher kein Steuergeld verschlungen habe, könne Heinzl eigenen Aussagen zufolge zwar vorlegen, doch sei ihm das „Fetzen mit einem wie Karner zu dumm“. Auch einen politischen Imageschaden NÖs ortet der Rote nirgends. „Österreich unterhält seit den 70er Jahren diplomatische Beziehungen zu Nordkorea. Uns wurden sogar stolz Fotos eines Staatsbesuchs Bruno Kreiskys gezeigt“, betont Heinzl. Wie reagiert die Landes-SP in dieser Causa? Sie stellt Gegenfragen. „2006 besuchte WK-Vizepräsident Richard Schenz das Land Kim Jong Ils, Elisabeth Gehrer folgte ein Jahr später. Wer hat diese Abstecher bezahlt? Wenn Karner das Thema derart beschäftigt, dann soll er dazu Rede und Antwort stehen“, kontert SP-Landesgeschäftsführer Günter Steindl. Heinzl schüttelt ob der gegenwärtigen Aufregung ohnehin nur sein Haupt: Will er die Rolle als kritischer Gast des Westens doch vollinhaltlich erfüllt und sogar Fragen zur Nachfolge Kim Jong-Ils gestellt haben. Was die Gesprächspartner darauf antworteten? „Nichts.“

„Spindelegger rittert um die Nachfolge von Erwin Pröll“

Gerhard Razborcan findet die Kritik der ÖVP absurd

BEZIRK. „Imageschaden“, „ein falsches Bild von Österreich“, „unerhört“ - die Kritik an der Nordkorea-Reise einiger SPÖ-Funktioäre vor zwei Wochen war laut und herb.
Zu Wort meldete sich nicht nur VP-Landesgeschäftsführer Karner, sondern sogar Außenminister Spindelegger (VP). In der SPÖ reagiert man auf die Kritik nur noch mit Kopfschütteln, denn die Reise war privater Natur und daher auch aus privater Tasche finanziert. „Mit seinen Aussagen will Karner wohl von den Problemen der niederösterreichischen ÖVP, wie der Veranlagung der Wohnbaumittel oder dem Thema Skylink, ablenken“, sagt Gerhard Razborcan über die „absurde Diskussion“. Die Wortmeldungen aus der Bundes-ÖVP erscheinen dem SPÖ-Politiker besonders fragwürdig. „Von einem Außenminister Spindelegger hätte ich mir erwartet, dass er über den Tellerrand blicken kann, vielleicht aber rittert er auch schon um die Nachfolge von LH Pröll mit, die hinter den Kulissen bereits begonnen hat, sonst würde er sich nicht in die Spielchen der wild um sich schlagenden ÖVP Landespartei hineinziehen lassen.“ Wie Razborcan die Nordkorea-Reise rechtfertigt? „Kontakt und Dialog sind besser als mit Waffen aufeinander loszugehen.“

Frenkie Schinkels, Fußball-Legende
„Am Nordkorea-Trip ist im Grunde genommen nichts auszusetzen. Als Fußballtrainer und -spieler stehe und stand ich immer für den Konsens. Daher sehe ich diese Reise durchaus positiv. Wenn die ÖVP nun wissen will, wer diesen Abstecher bezahlt hat, kann ich denen nur ausrichten, dass sie das einen feuchten Kehricht angeht. Es muss doch genügen, wenn Heinzl versichert, dass kein Steuergeld geflossen ist. Wie der Schelm ist, so denkt er eben.“

Alexander Bisenz, Kabarettist
„Habe von Heinzls Trip im Vorfeld leider nichts erfahren: Bin nämlich auf der Suche nach einem Zweitwohnsitz. Jetzt im Ernst: Diese Reise irritiert mich überhaupt nicht. Sämtiche Akteure sollten endlich beginnen, völkerverbindender zu denken – was in Bankenkreisen schon geschieht. Schließlich ist niemand Geringerer als Libyens Staatschef Gaddafi einer der Hauptaktionäre der Bank Austria. Das ist kein Aufreger, sondern ein verspätetes Sommerloch.“

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

4:34

Fische sind Glückskinder des Monats
Horoskop – das sagen die Sterne im Mai

Wir sind angekommen, im Wonnemonat Mai. Ob es für die zwölf Sternzeichen wirklich romantisch wird, das wissen Astrologe Wilfried Weilandt und Astroshow-Moderatorin Sandra Schütz. Und diesmal mit dabei: Violinistin Barbara Helfgott. ÖSTERREICH. Auf den Mai freuen dürfen sich alle Fische, die zählen nämlich – mit 100 Prozent in sämtlichen Bereichen – zu den Glückskinder des Monats. Ein wenig mehr Geduld müssen hingegen die Krebse haben. Die sind zwar die Pechvogerl des Monats Mai, haben es im...

Hier findest du die billigsten Tankstellen in Niederösterreich.
4

Benzin- und Dieselpreise
Die billigsten Tankstellen in Niederösterreich

Hier erfährst du täglich, wo die billigsten Tankstellen in Niederösterreich sind, wie man günstig tankt und auch, wie man am Besten Sprit sparen kann. NÖ. In ganz Österreich ist es am günstigsten Vormittags zu tanken, da die Tankstellen nur einmal täglich, um 12 Uhr, die Spritpreise erhöhen dürfen. Preissenkungen sind jedoch jederzeit und in unbegrenztem Ausmaß möglich. Wir aktualisieren die Liste der günstigsten Tankstellen in Niederösterreich täglich mit den aktuell gültigen Preisen. Die...

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Niederösterreich auf MeinBezirk.at/Niederösterreich

Neuigkeiten aus Niederösterreich als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Bezirksblätter auf Facebook: MeinBezirk.at/Niederösterreich

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Niederösterreich und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.