Wirtshausgschichten: Die Sache mit der Sommerzeit
Ende März 1980 sollte die Sommerzeit eingeführt werden. Es gab heftige Diskussionen, um ein Für und Wider der Sommerzeit. So war das auch ein großes Thema in unserem Wirtshaus. Die Meinungen gingen da unter den Stammgästen sehr auseinander. Die älteren Gäste kannten die Sommerzeit noch aus der Vorkriegszeit. Auch während des Krieges gab es diese schon, Für uns Jungen war das Thema neu.
So kam es, dass endlich der Zeitpunkt der Sommerzeiteinführung heran kam. Die neue Zeit sollte am Sonntag pünktlich um Mitternacht in Kraft treten. Ich ging Samstag Abends ins Extrazimmer zum Telefon um einige Stammgäste anzurufen. Mein Plan war, mich mit verstellter Stimme als Sommerzeitzentrale zu melden, und sie auf die Uhrumstellung zu erinnern.
Ich schrieb mir einige Worte auf, um mich nicht zu versprechen und es sollte ja amtlich klingen. Diese waren so: „Guten Abend hier spricht die Sommerzeitzentrale .Heute Nacht um 24 Uhr tritt die Sommerzeit in Kraft und wir wollen sie daran erinnern, pünktlich um 24 Uhr ihre Uhren eine Stunde vorzustellen. Wir hoffen, ihnen damit gedient zu haben. Der Kundendienst der Sommerzeitzentrale.“
Interessant waren die unmittelbaren Reaktionen. Durchwegs recht freundlich, sehr überrascht und oft stellten sie die Frage: „Ich danke sehr für den Anruf, aber warum rufen sie gerade mich an?“ Darauf antwortete ich immer: ein Zufallsgenerator hätte sie ausgewählt und dadurch werden sie angerufen.
Am nächsten Tag, am Sonntag nach der Messe, als einer nach dem anderen der Stammgäste zum Frühschoppen kamen, waren diese Anrufe natürlich Thema 1 am Stammtisch. Da dieser gegenüber der Schank, wo ich arbeitete war, konnte ich alles genau mithören. „ Du, Otto, stell dir vor, gestern Abend wurde ich von der Sommerzeitzentrale angerufen, wegen der Uhrenumstellung.“ Darauf sein Nachbar Paul: „Ja , ich auch, und so freundlich. Ich wusste ja nicht einmal, dass es eine Sommerzeitzentrale gibt.“ So ging es den ganzen Vormittag und es wunderte sich der Eine oder der Andere, dass auch er angerufen wurde. Ich stand hinter der Schank, ein Lachen im Gesicht und hoffte nur, dass niemand auf die Idee kam, ich sei diese Sommerzeitzentrale gewesen.
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