20 Jahre Haft für das „Kettenphantom“

- Das „Kettenphantom“ Svetislav Danilovic plante seine Geiselnahmen penibel voraus.
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„Kettenphantom“-Prozess: Das volle Strafmaß wurde ausgeschöpft.
NÖ/STETTELDORF AM WAGRAM (ip). Angesichts schwer traumatisierter Opfer im Zeugenstand, stand das Urteil gegen den 56-jährigen Montenegriner Svetislav Danilovic nach einer relativ kurzen Beratung fest: Das „Kettenphanton“ wurde zur Höchststrafe von 20 Jahren verurteilt und muss anschließend bis zu zehn Jahre in eine Anstalt für gefährliche Rückfalltäter.
Der Angeklagte, der bereits mehr als 40 Jahre seines Lebens hinter Gittern verbrachte, legte gegen das Urteil der St. Pöltner Geschworenen Nichtigkeit und Berufung ein, zumal er sich nicht als erpresserischer Entführer sieht. Aggressiv reagierte er auf die Feststellung der vorsitzenden Richterin Andrea Humer, dass er seine geplanten Entführungen nur durch unvorhersehbare Pannen nicht bis zum bitteren Ende durchziehen konnte.
Penible Planung
Mit der Planung von Geiselnahmen in Österreich begann der diesbezüglich erfahrene Danilovic Anfang 2009. Per Internet forschte er seine Opfer, bevorzugt Bankdirektoren und deren Angehörige, aus. Mehrfach drang er bereits im Vorfeld in die Wohnobjekte ein, verschaffte sich dabei jene Ortskenntnisse, die er für seine Vorhaben benötigte und deponierte etwa die Ketten, die er um den Hals seiner Opfer legte, in greifbarer Nähe.
Geiselnahme in Stetteldorf
Besonders dramatisch verlief die Geiselnahme Mitte Oktober 2009 im Haus einer Bankdirektorin in Stetteldorf am Wagram, die das Kettenphantom schon aus seiner kriminellen Karriere in der Schweiz kannte, wo er eine Liste mit etwa 200 der reichsten Schweizer durchforstete. Für seine ähnlich gelagerten Delikte wurde er dort zuletzt zu elf bzw. 14 Jahren Zuchthaus verurteilt.
Bestens vorbereitet drang der Täter gegen ein Uhr nachts in das Haus in Stetteldorf ein und weckte mit vorgehaltener Pistole die Frau und deren Lebensgefährten. Auf dem Bauch am Boden liegend, fesselte der Maskierte seine Opfer und verklebte ihnen die Augen. Er forderte den Safeschlüssel und sackte Schmuckstücke, Geld und andere Wertgegenstände ein.
Im Wald angekettet
Auf dem Notebook der Frau speicherte er ein vorbereitetes Erpresserschreiben ab, auf dem er eine Million Euro Lösegeld forderte und genaue Anweisungen zur Übergabe hinterließ. Nach etwa zwei Stunden fesselte er die Frau an einen Sessel in der Dusche, legte ihr eine Kette zweimal um den Hals und fixierte diese so, dass beim Umfallen des Sessels die Gefahr einer Strangulierung bestand.
Den Lebensgefährten der Bankdirektorin setzte er anschließend auf den Fahrersitz ihres Pkws und lostste ihn zu einem Hochstand im Wald, wo er den Mann ebenfalls mit einer Gliederkette fixiert zurückließ.
Traumatisierte Opfer
Von einem „Supergau“ für die Opfer, sprach Staatsanwalt Karl Fischer, deren Gutachter schwerte traumatische Störungen diagnostizierten, die teilweise sogar bis heute nachwirken und das Leben der Opfer massiv beeinträchtigte.
Nicht geisteskrank
Der Angeklagte, von dem Fischer behauptete, er habe schon als Jugendlicher die Straßen seiner Heimat „aufgeräumt“, Versuche, wie Gerichtssachverständige Heidi Kastner ausführte, seine Taten „schön“ zu reden. Er sei weder geisteskrank, noch leider er an einer Persönlichkeitsstörung.
Die Wahrscheinlichkeit, nach seiner Haftstrafe wieder auf seine Art von Geldbeschaffung zurückzugriefen, sei extrem hoch, müsse aber zum gegebenen Zeitpunkt nochmals überprüft werden.
Die Forderung von Zigtausenden an Euro für Schadenersatz und Schmerzensgeld nahm Danilovic an, wohl wissend, dass er dazu nie mehr in seinem Leben in der Lage sein werde.
Zur Sache:
Am 20. Mai 2009 brach das „Kettenphantom“ in Pöchlarn in das Haus eines Bankiers ein. Sein Plan, die Frau als Geisel zu nehmen und ihren Ehemann zu erpressen, scheiterte, da sein Opfer ihm glaubhaft versichern konnte, dass der Mann im Ausland sei. Maskiert und mit einer Pistole bewaffnet fesselte er die Frau mit Handschellen und Kabelbindern und fixierte sein Opfer mit einer Eisenkette samt Vorhangschloss in der Sauna.
Mit einem Warnschuss aus seiner Pistole versuchte der Schwerverbrecher Ende September 2009 ein weiteres Opfer von seiner Verfolgung abzuhalten. Abermals bewaffnet war er in das Haus einer Familie in St. Andrä-Wördern eingedrungen. Der Hausherr, durch Geräusche geweckt, konnte den Täter in die Flucht schlagen.
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