"Bisamberg statt Betonamberg"
Bürgerinitiative "übergibt" Unterschriftenliste gegen Umwidmung
Die Straße "In Mühlraidern" liegt am Fuße eines Bisamberg-Ausläufers in Hagenbrunn. Eine Seite ist bereits mit Einfamilienhäusern bebaut. Weil jetzt die Gemeinde eine mögliche Umwidmung der anderen Straßenseite prüft, regt sich Widerstand in der Bevölkerung.
BEZIRK KORNEUBURG | HAGENBRUNN. Die Bürgerinitiative "Bisamberg statt Betonamberg" formierte sich und begann im Sommer, Unterschriften gegen eine Verbauung des Bisambergs zu sammeln. Mittlerweile sind es 1.114 Stimmen gegen eine Umwidmung der betroffenen Grundstücke. Man fürchtet unter anderem um das Naturjuwel Bisamberg und massive Verkehrsbelastung. "So viel zusätzlicher Verkehr wäre dort nicht zu bewältigen, In Mühlraidern ist schließlich eine Sackgasse", sagt etwa Christian Leitner von der Bürgerinitiative. Und Gemeinderätin Manvinder Gill von der SPÖ hält fest: "Man muss dort bauen, wo es hinpasst und nicht mitten im Grünen." Massive Eigeninteressen an einer Umwidmung unterstellt Gemeinderat Reinhard Mammerler sogar dem Bürgermeister selbst, dessen Vater ein Grundstück im betroffenen Gebiet hat.
Emotionen freien Lauf gelassen
Als man nun die Unterschriften an Bürgermeister Michael Oberschil und Vizebürgermeister Rudolf Schwarzböck übergeben wollte – zumindest symbolisch – gingen die Wogen im Gemeindeamt hoch. Die Diskussion war emotional. Dass die physischen Unterschriften bei der "Übergabe" fehlten, goss da noch Öl ins Feuer.
Zudem wurden viele Unterschriften anonym abgegeben, das Sammeln auf einer Online-Plattform zeigte außerdem Unterstützer weit über die Marktgemeinde Hagenbrunn hinaus. "27 Prozent sind Hagenbrunner, 13 Prozent der Unterschriften kommen aus umliegenden Gemeinden", erklärt Leitner. 60 Prozent der Unterstützer kommen aus Wien oder gar aus anderen Bundesländern oder Ländern.
Ein wenig irritiert zeigten sich daraufhin Oberschil und Schwarzböck. "Unterschriften mit Name und Adresse haben für uns einen anderen Stellenwert, als anonyme", sagt der Orts-Chef. "Natürlich werden wir sie aber ernst nehmen und in unsere nächsten Überlegungen einbeziehen", fügt Vize Schwarzböck hinzu.
Umwidmung "mache Sinn"
Ob das wirklich so ist, prüfe aktuell das Land NÖ, erklärt Bürgermeister Oberschil, eine Antwort steht aber noch aus. In die Infrastruktur von "In Mühlraidern" habe man bereits investiert, etwa in Kanal, Wasser und Strom. Darum überlegt man nun, auf der anderen Straßenseite umzuwidmen – eine Baulandtiefe, rund 30 Meter von der Straße weg. "Dort könnten dann rund zehn Einfamilienhäuser gebaut werden, das Maximum wäre ein Doppelhaus auf 500 m2", rechnet Oberschil vor.
Den Vorwurf des Eigeninteresses weist er vehement zurück. "Mein Vater hat dort ein Grundstück, rund 300 m2. Darauf dürfte man nicht einmal bauen, weil es unter den vorgeschriebenen 500 m2 ist. Wo ist da also das Eigeninteresse?" Außerdem sei seine Familie seit sieben Generationen in Hagenbrunn ansässig, dass man da den ein oder anderen Grund besitze, sei nur logisch.
Sorge um das Naturschutzgebiet
Für die Bürgerinitiative, der sich auch die Oppositionsparteien Grüne und SPÖ angeschlossen haben, steht jedoch außer Frage: "Angrenzend an ein Naturschutzgebiet darf man nicht bauen. Jeder Meter einer Umwidmung schmerzt hier und wird die Lebensqualität nachkommender Generationen massiv beeinflussen."
Zur Vorgeschichte:
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.