Korneuburgs Bezirkshauptfrau nimmt Abschied
"Es war immer spannend"
Neun Jahre wachte Waltraud Müllner-Toifl als Bezirkshauptfrau über Korneuburg. Jetzt geht es in den Ruhestand.
BEZIRK | STADT KORNEUBURG. Und eines kann Müllner-Toifl versichern: "Es war immer spannend." Denn ihre Amtszeit endet, wie sie auch schon 2012 begonnen hat - herausfordernd. Musste sie damals die massive Grundwasserverschmutzung durch Chemikalien, verursacht durch ein undichtes Sickerbecken bei Kwizda Agro in den Griff bekommen, hält sie und ihr Team seit mittlerweile fast zwei Jahren die Corona-Pandemie auf Trab.
"Damals, 2012, das war eine große Herausforderung. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden weder Bevölkerung noch Medien umfassend informiert. Es herrschte großes Misstrauen, Vertrauen mussten wir zurückgewinnen und selbst erst das ganze Ausmaß der Grundwasserverunreinigung verstehen", erinnert sich Müllner-Toifl an ihre Korneuburg-Anfänge.
Es ist viel passiert
Langweilig wurde es der Bezirkshauptfrau nie. "2013 war Hochwasser, da haben wir zwei Nächte lang durchgemacht und gezittert, ob und wann endlich die Pegel sinken. Daran werd ich mich auch lange erinnern. 2017 kam dann die Eingliederung von Gerasdorf in den Bezirk, mit einem Schlag hatten wir 15 Mitarbeiter mehr. Und dann natürlich seit Ende 2019 Corona."
Keine Wochenenden mehr
Freie Tage, Wochenenden, Feiertage – die gibt es für Waltraud Müllner-Toifl schon seit fast zwei Jahren nicht mehr. Als Gesundheitssprecherin für Niederösterreich war sie auch auf behördlicher Ebene dafür verantwortlich, passende Abläufe und Prozesse in Sachen Coronamanagement einzuführen. "Am Anfang haben wir ja noch mit Exel-Listen gearbeitet", schmunzelt die Bezirkshauptfrau heute.
Im Februar 2020 dann die erste Hiobsbotschaft – der erste positive NÖ-Fall wurde in Korneuburg verzeichnet. "Seit damals ist die Bezirkshauptmannschaft jeden Tag besetzt, ob Samstag, Sonntag oder Feiertag." Frustrierend war für das gesamte Team, dem Müllner-Toifl nicht genug Respekt zollen und danken kann, vor allem aber die Entwicklung über den Sommer 2021. "Wir haben schon gesehen, was da auf uns zukommt. Die positiven Fälle sind immer mehr geworden und wir haben festgestellt, das Virus ist jetzt viel ansteckender." Denn gab es früher einen Positiven im Haushalt, dann blieb es meist auch dabei. "Steckt sich jetzt jemand an, dann hat es mit ziemlicher Sicherheit gleich die ganze Familie, die im selben Hauhalt lebt."
Bis zu 15 Kontakte
Warum man das so genau weißt? In der BH ist auch das Contact-Tracing, also das Rückverfolgen der Kontakte, angesiedelt. Aktuell arbeiten neben den Behördenmitarbeitern rund 30 externe Kräfte sowie vier Soldaten daran. "Jeder Infizierte bringt bis zu 15 Kontakte mit sich. Und man telefoniert dabei ja nicht einfach nur. Man muss wissen, in welche Bescheidkategorie ein Kontakt einzuordnen ist, wie dann weiter zu verfahren und was den Leuten mitzuteilen ist." Für ausführliche Gespräche, wie sie am Anfang noch möglich waren, hat man nun keine Zeit mehr, bedauert Müllner-Toifl.
"Worauf ich stolz bin und woran ich mich immer erinnern werden? An den großartigen Zusammenhalt unter den BH-Mitarbeitern und auf das Engagement jedes einzelnen!" Denn dem Großteil der Bevölkerung sei nicht bewusst, "was hier alles geleistet wird". Und in Anbetracht des bevorstehenden Abschiedes wird die Bezirkshauptfrau fast ein wenig wehmütig: "Ich habe irgendwie das Gefühl, meine Mitarbeiter gerade in der jetzt wieder so fordernden Zeit alleine zu lassen. Schließlich sorge ich mich ja um sie…"
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