Holzforschung Austria
Klimaveränderung fordert Baustoff Holz
Es gibt Holzfenster, die halten seit über 100 Jahren allen Temperatur- und Wetterherausforderungen stand. Und dennoch, aktuelle Klimaveränderungen verlangen auch dem Baustoff Holz so einiges ab. Wie aber für die Zukunft rüsten? Damit – unter anderem – beschäftigt sich die Holzforschung Austria.
NÖ | BEZIRK KORNEUBURG | STETTEN. Es ist die Vielfalt, die Peter Schober am Holz begeistert. "Die unterschiedlichen Arten, die sich jeweils durch ganz spezielle Eigenschaften auszeichnen", erzählt der Leiter des Fachbereichs Fenster der Holzforschung Austria. Neben Wien gibt es nur einen zweiten Standort in Österreich – der ist in Stetten und wird ebenso von Schober geleitet. Dabei werden von der Holzforschung Austria nicht nur neue Produkte entwickelt, sondern auch bereits Produziertes samt deren Hersteller zertifiziert und geprüft – und das auf der ganzen Welt. "Wir sind in 43 Ländern aktiv, unsere Kernmärkte sind allerdings Österreich, Deutschland und Italien", erklärt Schober.
Klimaanlage als letzte Möglichkeit
Seit 1948 gibt es die Holzforschung Austria, sie feiert also heuer ihr 75-jähriges Jubiläum. Seit mittlerweile 13 Jahren gibt es, neben dem Wiener, auch einen Standort in Stetten. Und der ein oder andere hat es bestimmt auch schon gesehen, jenes Haus im Betriebsgebiet, das mit unterschiedlichsten Holzarten und Elementen ausgestattet, wie ein großer, dreidimensionaler Fleckerlteppich aussieht.
Dabei handelt es sich um das Forschungshaus, wie Peter Schober erklärt. "Die Holzforschung Austria ist das Bindeglied zwischen Grundlagenforschung und Wirtschaft. Und im Forschungshaus passiert genau das – hier werden mathematisch errechnete Modelle validiert." Aktuell wird am Forschungshaus getestet, wie man Gebäude im Angesicht von Klimawandel und stetiger Temperatursteigerung dennoch kühl und angenehm halten kann. "Die Klimaanlage muss die letzte Möglichkeit sein, schließlich verbraucht auch sie Energie und produziert wiederum Wärme", sagt Schober. Und so werden derzeit verschiedenste Fassaden aus Holz, Beschattungs- und (Ent-)Lüftungsmöglichkeiten getestet, ebenso Materialien fürs Dach. "Holz ist unser Schwerpunkt, in manchen Bereichen, etwa bei den Fenstern, haben wir unser Spektrum aber auch mit anderen Materialien erweitert." Schließlich seien die Gebäude von heute keine reinen Holz-, Ziegel- oder Betonbauten mehr, werden vielmehr durch sogenannte "Hybridbauteile" zusammengesetzt.
Wer klopft denn hier auf Holz?
Doch nicht nur die Klimaveränderung stellt neue Anforderungen an Bauteile aus Holz, auch das persönliche Wohnempfinden. "Wenn man sein Fenster schließt, will man nichts mehr hören. Wer in seiner Wohnung ist, will von den Nachbarn ungestört sein. Auch das testen wir hier in Stetten", erklärt Schober und führt uns ins Akustik Center Austria. Hier wird also getestet – übrigens mit in Österreich einzigartigen Möglichkeiten – was Holz und damit verbundene Bauteile erfüllen müssen, um den Lärm draußen zu halten.
Heizen mit holzigen Stängeln
Neben den Fenstern, auf die Expertise der Holzforschung Austria setzen übrigens sämtliche namhafte Fensterhersteller Österreich, beschäftigen sich die Experten in Stetten auch mit dem Heizen. "Pellets kann man schließlich nicht nur aus Holz herstellen, alle biogenen Stoffe, wie etwa Gräser oder Stroh, eigenen sich dafür", erklärt Schober. Gemeinsam mit Bauern setzt man aktuell Projekte um. "Ziel ist es, das Korn bei der Ernte weit oben abzuschneiden und den Stängel direkt am Feld vertrocknen zu lassen. Der wird dann später geerntet und direkt am Traktor zu Pellets gepresst."
Über die Holzforschung Austria: 1948 wurde die Holzforschung Austria gegründet, damals mit der Zentrale im Wiener Arsenal. Rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt es heute. Die Holzforschung Austria ist das größte Forschungs- und Prüfinstitut in Sachen Holz in Österreich. Betrieben wird sie vom Verein "Österreichische Gesellschaft für Holzforschung – Holzforschung Austria". Sie gliedert sich in drei Abteilgungen: Roh- und Werkstoffe, Bautechnik sowie Holzschutz und Bioenergie.
Seit 2010 gibt es auch den Standort in Stetten. Hier befindet sich nicht nur der Bereich "Fenster", sondern auch seit 2015 das Akustik Center Austria sowie seit 2019 das Biomassetechnikum – 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind hier in NÖ aktiv. Finanziert wird die Holzforschung Austria zu 50 Prozent durch PIZ – Prüfen, Inspektion, Zertifizierung. Den Rest machen Forschung und Entwicklung aus.
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