Korneuburg - die geheimen X-Akten
Stockerauer Mord ohne Sühne
Das Opfer eines historischen Lynchmordes wurde heilig gesprochen, der Täter nie zur Rechenschaft gezogen.
BEZIRK KORNEUBURG | STOCKERAU. Fremdenfeindlichkeit ist keine Erscheinung der Neuzeit, wie eine Legende beziehungsweise mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit wahre Geschichte um einen irischen Pilger auf der Wallfahrt nach Jerusalem erzählt.
Mordmotiv Andersartigkeit
Der Überlieferung nach, wurde Koloman im Jahr 1012 von der Bevölkerung in Stockerau wegen seiner andersartigen Kleidung und seiner fremden Sprache für einen Spion aus Mähren gehalten, eingesperrt, von einem Richter rasch zum Tod verurteilt und an einem Holunderstrauch aufgehängt. Über das Todesurteil wurden weder der zuständige Bischof, noch der Markgraf verständigt und der vermeintliche Spion umgehend gehängt. Eingedenk dessen, dass Pilger im Mittelalter eigentlich als unantastbar galten, ist durch die Tötung Kolomans ein Rechtsgrundsatz verletzt worden.
Richter oder Mörder
Einiges spricht dafür, dass das übereilte Todesurteil des Richters ganz bewusst gegen die damalige Rechtsgepflogenheiten, wie Einbeziehung von Bischof und Markgraf, gesprochen und exekutiert wurde. So gibt es über die zwei nachfolgenden Wunder im Zusammenhang mit dem Opfer jede Menge detaillierte Schilderungen. Dass der rechtswidrig agierende Richter belangt wurde, ist unwahrscheinlich.
Wunder eines Gehängten
Als zum Tode Verurteilter wurde Koloman nicht begraben, sein Leichnam blieb an dem Holunderbaum hängen und ein gutes Jahr danach berichtet die Legende von ersten Wundern. Der Leichnam soll nicht verwest gewesen und warmes Blut heraus geflossen sein. Ein krankes Kind soll durch das Blut des Toten geheilt worden sein. Danach habe man Koloman rasch bestattet, doch schon kurz darauf soll ein zweites Wunder geschehen sein. Ein Hochwasser soll vor seinem Grab Halt gemacht und es nicht überspült haben.
So wurde innerhalb kürzester Zeit aus einem Feind ein Märtyrer und im Jahr 1244, durch Herzog Friedrich II., ein Landespatron von Österreich. Experten sehen darin den Versuch, ein zu spät erkanntes Unrecht an dem irischen Pilger, der sich nun auch noch als Heiliger entpuppte, einigermaßen wiedergutzumachen. Er ist bis heute Stiftsheiliger Melks sowie Stadtpatron von – Ironie der Geschichte – Stockerau.
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