Nach 20 Jahren ist noch lange nicht Schluss
Stockeraus Stadtamtsdirektorin geht in den (Un)Ruhestand
Eigentlich ist es viel mehr ein "Un-Ruhestand", den Maria-Andrea Riedler nun antritt. 20 Jahre war sie Stadtamtsdirektorin von Stockerau. Jetzt bricht sie auf zu neuen Ufern.
BEZIRK KORNEUBURG | STOCKERAU. "Diese Aufgabe war unglaublich vielfältig und das ist sie bis heute geblieben", erzählt Maria-Andrea Riedler. Am 1. Juli 2002 trat sie ihren Dienst als Stadtamtsdirektorin von Stockerau an, mit 30. Juni 2022, nach genau 20 Jahren, geht es in den Ruhestand. Dass der Juristin dabei aber unmöglich langweilig werden kann, was sie nun vorhat und was ihr in Erinnerung bleiben wird – wir haben nachgefragt.
Große Herausforderungen
Als Stadtamtsdirektorin leitete Riedler die interne Verwaltung, war Schnittstelle zur Politik und organisierte, was notwendig war. "Im Grunde wird man immer nur dann gebraucht, wenn es schwierig ist", lacht Riedler und denkt an jene Zeiten zurück, die auch sie vor große Herausforderungen stellten.
"Da war zum Beispiel der Brand der Deponie 2006, der größte Brand seit Beginn des Feuerwehrwesens in Niederösterreich", erzählt Riedler. Damals gab es noch kein Facebook, "alle haben angerufen, wollten wissen, was los ist. Dazu kam noch das Koordinieren der Gutachter, die Behördenverfahren. Das Highlight war dann, als wir vor dem Verwaltungsgerichtshof gewonnen haben."
Aber auch die Hochwässer in den Jahren 2002 und 2013 sind Riedler noch gut in Erinnerung – und der Unterschied zwischen beiden. "2002 war die Bevölkerung für die Hilfe der Feuerwehr dankbar, hat Getränke und Wurstsemmeln gebracht. 2013 ist das dann schon ein wenig gekippt." Da wurde geschimpft, gedroht und vom Vergiften gesprochen. Schon damals ein "Warnzeichen", wie es Riedler heute empfindet.
Zuletzt dann auch noch die vorgezogene Gemeinderatswahl, die Riedler viel abverlangte. "Bei regulären Wahlen wird man mit allem Notwendigen versorgt. Damals mussten wir alles selbst organisieren, von den Wahlkarten bis hin zu den Stimmzetteln, die bestellt werden mussten. Da war ich froh, dass mir das am Ende meiner Laufbahn als Stadtamtsdirektorin passiert ist und nicht am Anfang." Wobei Wahlen bei Riedler immer für schlaflose Nächte gesorgt haben, wie sie schmunzelnd verrät: "Der Wahlkalender, die Fristen, da gibt es so viel zu beachten. Nur ein kleiner Fehler und die Wahl wäre ungültig. Das waren immer aufregende Zeiten."
Eine andere Welt
In die taucht Riedler nun ein. Denn von "Ruhe" ist im Ruhestand keine Rede. Letztes Jahr machte sie die Konzessionsprüfung, seit Jänner ist sie Geschäftsführerin der städtischen Bestattung. "Da kommt man auf den Boden zurück, das ist eine andere Welt. Vieles ist da auf einmal bedeutungslos. Vieles, über das man sich sonst den Kopf zerbricht, auf einmal völlig unnötig."
Auf die neue Aufgabe freut sie sich. Ebenso darauf, ihre Leidenschaft weiterverfolgen zu können. Denn nicht nur die Stadtspaziergänge und historischen Rundgänge will die staatlich geprüfte Fremdenführerin, obwohl ihr mittlerweile das Wort "Kulturvermittlerin" viel besser gefällt, wieder aufnehmen, auch an einem neuen Buch schreibt Maria-Andrea Riedler gerade. "Den ersten Teil hab ich schon geschrieben, dabei geht es um die Straßen, Gassen, Wege, Plätze und Brücken in unserer Stadt. Der zweite Teil wird sich dann den Ehrenbürgern, den Ehrenringträgern und den Ehrengräbern widmen."
Zu den Ehrenringträgern gehört sie mittlerweile übrigens selbst, das wurde nämlich bei der letzten, bei ihrer letzten Gemeinderatssitzung beschlossen. Die Freude war groß: "Ich gehe jetzt mit einem leichten Herzen. Ich weiß die Stadtverwaltung mit Christina Pinggera in guten Händen und der Ring ist das schönste Geschenk, das man mir machen konnte."
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