Hetzgasse 8: Wien anders fordert Stadtrat Ludwig auf, gegen Spekulanten durchzugreifen

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Zu jeder Gelegenheit verkünden Bürgermeister Michael Häupl und Wohnbaustadtrat Michael Ludwig derzeit, dass Wien sich für leistbares Wohnen einsetzt. In der politischen Praxis macht die SPÖ das genaue Gegenteil, wie das Beispiel Hetzgasse 8 im 3. Bezirk zeigt.
Und die Causa hat eine lange Geschichte: Das Gründerzeithaus, das seit den 20er Jahren im Eigentum der Stadt Wien stand, wurde so wie auch 35 andere sogenannte "atypische Gemeindebauten auch 2002 an eine Privatstiftung im Umfeld einer Immobilienverwertungsfirma verkauft. Schon damals gab es Kritik an den sehr günstigen Verkaufspreisen und an der Tatsache, dass auch an bekannt problematische Unternehmen verkauft wurde. Dennoch sicherte Wiener Wohnen den Hausparteien zu, dass sich trotz neuen Eigentümers nichts ändern würde. Wie sich schnell zeigen sollte, ein leeres Versprechen.
Schon beim Kauf war das Haus sanierungsbedürftig und es standen mehr als die Hälfte der Wohnungen leer. Die Stadt selber taxierte laut Kontrollamtsbericht den Wert des Hauses mit 1.832,79 m2 Nutzfläche (das im Paket mit einer zweiten Immobilien verkauft wurde) auf nur 508.709,84 Euro. Gleich nach dem Kauf durch die Fepia Privatstiftung des Industriellen Franz Starlinger-Huemer begann der neue Eigentümer, das Haus "bestandsfrei" zu machen. Nach und nach zogen die Mieter aus. Neuvermietungen, Instandhaltungs- oder gar Sanierungsarbeiten wurden nie durchgeführt - trotz zahlreicher Verfahren bei der Schlichtungsstelle.
2012 verkaufte die die Fepia Privatstiftung das Haus an die eigens gegründete "Hetzgasse 8 - Immobilienverwaltung gmbh". Geschäftsführerin ist die Tochter von Franz Starlinger-Huemer. Laut Kaufvertrag von März 2012 bezahlte sie 1.5 Millionen für das Haus. Damit war der ehemalige Gemeindebau 2012 3mal so viel wert, wie die Stadt Wien ihn 2001 schätzte. Wertsteigerung durch MieterInnenvertreibung!
Ziel war von Anfang an, die langjährigen Mieter mit Kategoriemietzins - viele hatten die Wohnungen auf eigene Kosten saniert - loszuwerden, um das Gründerzeithaus abreißen zu können und um mit einem Neubau die Gewinne zu maximieren. Statt leistbaren Altbauwohnungen mit Kategorie bzw. Richtwertmieten sind Wohnungen mit "überdurchschnittlicher Ausstattung" und freier Mietzinsbildung geplant.
Die SPÖ schaute der Spekulation nicht nur zu, sondern unterstützt den Bauträger auch noch tatkräftig. SPÖ-Bezirksvorsteher Hohenberger, machte sich in einer Stellungnahme an die MA64 für den Abriss des Hauses stark. Laut Hohenberger ist "der Neubau eindeutig zu befürworten" und der "Ersatz des verkommenen Altbaues (...) stellt jedenfalls ein öffentliches Interesse dar" Auch ein Antrag auf Verordnung einer Schutzzone, um den Abriss des Hauses zu verhindern, wurde in der Bezirksvertretungssitzung am 20. August von der Bezirks-SPÖ dem Bauausschuss zugewiesen und somit auf die lange Bank geschoben.
Hinzu kommt, dass Hohenbergers Stellvertreter Rudolf Zabrana -gleichzeitig Vorsitzender des Bezirksbauausschuss - für die Eigentümer des Hauses Hetzgasse 8 arbeitet, wie Wien Anders bereits aufdeckte.
"Mit dem Verkauf dieser Gemeindebauten hat die Stadt die Perlen in ihrem Portfolio verscherbelt! Und jetzt macht sich die Politik zum Handlanger der Spekulanten. Die Bezirks-SPÖ ist eindeutig befangen", kritisiert Wien Anders Gemeinderatskandidat Christoph Ulbrich.
Das Haus befindet sich in einem schützenswerten Ensemble mit anderen Gründerzeithäusern. Bereits vor einigen Jahren gab es ein Verfahren zur Verordnung einer Schutzzone, womit der Abriss wirksam verhindert worden wäre. Das Verfahren wurde allerdings 2012 - also genau jenes Jahr in dem das Haus weiterverkauft wurde - ohne ersichtlichen Grund auf Eis gelegt. "Da hat Frau Vassilakou wohl gerade geschlafen", vermutet Ulbrich.
Obwohl immer noch Hausparteien mit aufrechtem Mietvertrag in dem Haus wohnen und es keinen Abrissbescheid gibt, kündigt der Architekt des Bauträgers auf seiner Homepage bereits an, dass mit der Realisierung des Neubaus noch 2015 begonnen wird. Dazu Wien anders Gemeinderatskandidat Christoph Ulbrich: "Offensichtlich ist die Entscheidung hinter den Kulissen gefallen, wird aber bis nach der Wahl zurück gehalten." SPÖ und Grüne haben dem Verfall des Hauses 15 Jahre lang zugeschaut. Dabei hätte das Ressort von Vizebürgermeisterin Vassilakou alle Möglichkeiten, das Treiben der Immobilienspekulanten und damit die weitere Gentrifizierung der Landstraße zu stoppen. Die Stadtregierung müsste lediglich eine Ausweitung der Schutzzone beschließen. "Und Stadtrat Ludwig kann die Abrisspläne für die Hetzgasse 8 einfach ad acta legen," fordert Ulbrich.
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