Buchrezension: Die Trinity Verschwörung von Charles Cumming
Die Trinity Verschwörung erzählt die Story von Sam Gaddis, seines Zeichens Geschichtsdozent, der über eine Freundin in einen Strudel aus Agenten, Intrigen und Spionage gezogen wird. Wollten die beiden anfangs noch ein Buch über ein verdecktes Mitglied eines berühmten Spionagerings schreiben, hat Sam Gaddis im weiteren Handlungsverlauf ganz andere Sorgen. Trotzdem, und das trübt die Geschichte leider immer wieder, ignoriert er alle Warnungen (die Leute in seinem Umfeld sterben wie die Fliegen) und hält an der Idee fest, das Buch über den sechsten Mann der legendären "Cambridge Five" zu schreiben. Dabei trotzt der einfache Geschichtsdozent dem britischen Geheimdienst ebenso wie russischen Auftragskillern oder der Polizei.
Erwähnenswert ist die große Zahl von Haupt- und Nebendarstellern, die zum Teil auch noch mehrere Decknamen verwenden. Wenn man das Buch nicht in einem Rutsch liest, könnte das für manche zum Problem werden.
Auf Action oder abenteuerliche Verfolgungsjagden verzichtet der Autor komplett. Stattdessen gibt es jede Menge Recherche und streng geheime Akten aus dem Kalten Krieg, die jahrelang bei einer Freundin im Keller lagen. VHS-Kassetten, alte Briefe, Audiokassetten, öffentliche Telefonzellen (übrigens erstaunlich, wie viele davon der Protagonist bei jeder Gelegenheit nutzt, obwohl sie europaweit vom Aussterben bedroht sind) - das ist der Stoff, aus dem das Buch gemacht ist. Eben eine klassische Geheimdienstgeschichte rund um Spionage, Lügen und Intrigen, die durchaus spannend erzählt wird.
Leider funktioniert das der Story zugrunde liegende Bedrohungsszenario in Zeiten von Internet und globaler Vernetzung nur noch sehr eingeschränkt. Der Autor trägt den technischen Highlights der Moderne zwar Rechnung, aber wirklich in seine Geschichte integrieren lassen sie sich nicht. Umso konstruierter wirken die Passagen, an denen die technischen Möglichkeiten der Neuzeit unter diversen Vorwänden "deaktiviert" werden müssen, damit der Plot nicht in sich zusammenfällt. Die Story würde wesentlich besser und glaubwürdiger rüberkommen, wenn sie zeitlich Anfang der 80er angesiedelt wäre.
Fazit: Es liest sich wie ein Spionagekrimi aus den 70ern, aufgepeppt mit dem Überwachungswahn der Gegenwart. Leider muss der Autor die Protagonisten durch allerlei Konstruktionen daran hindern, die moderne Technik logisch einzusetzen. Anderenfalls hätte er die Story schon nach wenigen Seiten abgewürgt. Warum die brisanten Akten nicht spätestens auf Seite 50 des Buchs auf einer Enthüllungsplattform veröffentlicht werden, bleibt ein ungelöstes Geheimnis, für das die Charaktere im Buch nur allzu bereitwillig sterben.
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