Carré Atzgersdorf
Diese Mauer ist jetzt ein Museum
Das Carré Atzgersdorf ist um eine Attraktion reicher: eine Wand voller historischer Werbebotschaften.
WIEN/LIESING. Die Anrainer staunten nicht schlecht, als frühmorgens Hubstapler und Kräne am Kurt-Peters-Weg anrollten. "Net scho wieder Bauarbeiten", mag so mancher gemeint haben, beruhigte sich aber schnell, als man merkte, dass man Zeuge der Geburt eines Kunstwerks wurde – der "Mauerschau 1230". Ein Projekt des Vereins "Stadtschrift" (www.stadtschrift.at) von Roland Hörmann und seiner Freundin Birgit Ecker.
Der Grafiker mit Schwerpunkt Schriftgestaltung war schon immer von den alten Werbeschriften auf Traditionsgeschäften fasziniert. Leidenschaftlich fotografierte er diese. "Doch irgendwann ist mir aufgefallen, dass immer mehr liebgewordene Geschäftsportale verschwinden. Da haben meine Freundin und ich beschlossen, diese zu retten." Bei Geschäftsauflösungen holten sie sich das Einverständnis des Besitzers und montierten das "werbliche Kulturerbe" ab. Danach suchten sie eine neue Verwendung dafür und fanden sie in der Kunst.
Die Mauerschau 1230
Die Umsetzung des künstlerischen Projekts, das jetzt eine Hausmauer im Carré Atzgersdorf weithin sichtbar ziert, wurde von der Gebietsbetreuung Stadterneuerung unterstützt. Dazu der stellvertretende Projektleiter Daniel Dutkowski: "Ich persönlich finde die Idee super, Kunst und Kultur nach Atzgersdorf zu bringen. So haben wir den Verein mit dem Bauträger vernetzt."
Die Freiluft-Ausstellung befindet sich am Gebäude “Flair in the City” auf der vielfrequentierten Fußgeherachse vom Wohngebiet durch den Bruno-Morpurgo-Park Richtung Schnellbahnstation. Otto Kauf von der Flair Bauträger GmbH war sofort Feuer und Flamme für die Idee. "In einer modernen Wohnhausanlage wie der unsrigen ist dies eine Reminiszenz an schon vergangene Zeiten, die uns Älteren vertraut sind, die aber Neuem weichen mussten", beschreibt er seine Motivation und ergänzt: "Diesen Schriften neues Leben einzuhauchen, sie zu restaurieren, zu kombinieren und zur Schau zu stellen, war sofort etwas, was ich sinnvoll und spannend fand."
Die Kunst hat auch eine Botschaft: Kleinbetriebe werden zunehmend von Handelsketten verdrängt und damit verschwinden auch ihre handwerklich wertvollen Beschriftungen. "Doch diese bestimmen die Identität und die Unverwechselbarkeit einer Stadt. Wir sehen sie als Kulturerbe, das erhalten gehört!", so Roland Hörmann.
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