Schriftstellerin aus Liesing
Literatur dank des Lockdowns
Eigentlich wollte Viktoria Hoffmann heiraten und eine Weltreise machen. Es kam aber anders.
LIESING. "Mein Hochzeitskleid hängt seit ein paar Monaten ungetragen zu Hause", erzählt Viktoria Hoffmann – und lacht dabei. Das verwirrt ein wenig, denn üblicherweise gibt ein solcher Beginn eines Interviews selten Grund zur Hoffnung auf eine positive Geschichte. Nicht so im Fall der Liesingerin.
Die Liebe zog die gebürtige Ostdeutsche vor einigen Jahren nach Mauer, wo sie sich mittlerweile zu Hause fühlt. "Mauer ist wie ein Dorf: Man kennt sich, man hilft sich. Ich finde das wunderbar", schwärmt sie von ihrer neuen Heimat. Um das private Glück zu besiegeln, wollten sie und ihr zukünftiger Ehemann Gerry heuer die Ringe tauschen.
Die beiden hatten Großes vor: "Wir wollten nicht nur heiraten, wir wollten als Hochzeitsreise für einen guten Zweck mit dem Motorrad um die Welt fahren", erzählt sie. Die Kinderhilfe, die weltweit aktiv ist, sollte damit unterstützt werden. "Wir wollten die Häuser auf unserer Route durch 24 Länder vorstellen und einen Einblick in die Arbeit der Kinderhilfe geben." Für dieses edle Ziel hat Viktoria Hoffmann Anfang des Jahres sogar ihren Job gekündigt. Doch das Schicksal wollte es anders.
Corona als "Co-Autor"
Corona überraschte sie und warf ihre Pläne über den sprichwörtlichen Haufen. Sowohl die Hochzeit als auch die Reise fielen den Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie zum Opfer. "Plötzlich hatte ich jede Menge Zeit", erinnert sich Viktoria Hoffmann. Sie machte das Beste daraus: ihr erstes Buch.
"Geschrieben habe ich schon immer gerne", sagt sie. Ihre Homepage www.secretstories.at ist der Beweis dafür. Doch erst der deutsche Bestseller-Autor Sebastian Fitzek wies ihr den Weg in eine neue Zukunft: "Während des Lockdowns hat er unter dem Hashtag #wirschreibenzuhause Autoren dazu aufgerufen, nicht aufzugeben. Das war für mich der Auslöser."
In nur wenigen Wochen entstand mit "Acht Leben" eine Sammlung von acht Thrillern, die durchaus düster sind – oder, wie es die Autorin selbst auf den Punkt bringt: "Meine Mutter liest nicht alle davon im Dunklen." Auch damit beschreitet Viktoria Hoffmann einen eher unüblichen Weg. Während die meisten Neo-Autoren auf autobiografische Erfahrungen zurückgreifen, hat sie – "Nein, ich habe keine Leichen im Keller" – ausschließlich ihrer Fantasie freien Lauf gelassen. Nun ja, nicht ganz: "Zwei der Geschichten spielen auf der britischen Kanalinsel Guernsey. Dort habe ich einmal Urlaub gemacht. Das hat mich begeistert."
Im Moment arbeitet Hoffmann an ihrem ersten Roman, über den sie aber noch nicht zu viel verraten will: "Es geht um eine Kriminalbeamtin und die Geschichte spielt in Wien und dem Burgenland." Erscheinen soll der Roman im März 2021.
Auch wenn sie jetzt selbst schreibt, wartet sie immer noch auf die Geschichten, die das Leben schreibt. Und darin kommen mit Sicherheit ein Brautpaar, eine Reise und ein Motorrad vor.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.