Altbewährtes für die Zukunft
Holzrücker im Maurer Wald unterwegs
Im Maurer Wald praktiziert man Waldbewirtschaftung wie anno dazumal – mit erfreulichen Ergebnissen.
LIESING. "Hü! Hott! Brr! Zieh!", so die ungewohnten Töne, die Wanderer derzeit im Maurer Wald zu hören bekommen, bevor ein stämmiger Noriker-Hengst aus dem Unterholz hervorbricht und einen respektablen Baumstamm hinter sich herzieht.
Nero, Max und Olli heißen die Pferde, die Baumstämme auf ökologische und bodenschonende Weise aus dem Wald abtransportieren. "Natürlich immer abwechselnd, denn auch Pferde brauchen Pausen", erklärt Hannes Stippich, auf dessen Kommandos die Vierbeiner hören.
Der Kärntner übt seit 19 Jahren das Gewerbe des Holzrückens aus und ist in seiner dritten Saison für die MA 49 – Forst- und Landwirtschaftsbetrieb tätig – und das mit Leidenschaft: "Meine Pferderl sind keine Maschinen, es sind Kameraden. Und mit Kameraden arbeitet es sich einfach besser", beschreibt er seine Tätigkeit.
Tradition wird wieder modern
Holzrücken ist eine Art der Waldarbeit, die jahrhundertelang praktiziert wurde, bevor moderne Forstmaschinen wie Harvester, Forwarder oder Seilkräne sie zunehmend verdrängt haben. In der Forstwirtschaft von heute ist die Pferderückung deshalb kaum mehr von Bedeutung.
Weil sie aber äußerst umweltschonend ist, setzt sie die Stadt Wien in besonders schützenswerten sowie in Hangneigung und ihrer Holzdimension geeigneten Waldbereichen wieder vermehrt ein. Sie verschafft damit dem Holzrücken so etwas wie ein kleines Revival. Holzrücken mit Pferden ist also alles andere als retro, sondern eine wichtige Ergänzung unserer Forstwirtschaft – und Wien zählt hier zu den Vorreitern.
Hufe schonen den Boden
Der Waldboden ist der wichtigste Faktor in Bezug auf das Baumwachstum und die Artenvielfalt im Wald. Er muss deshalb so schonend und nachhaltig wie möglich behandelt werden. Die Hufe der Pferde sind für den Boden weitaus weniger belastend als tonnenschwere, große Traktoren, die den weichen Waldgrund unter ihren Rädern zusammendrücken. Durch diese starke Bodenverdichtung haben Jungpflanzen kaum eine Chance, sich als Keimlinge einen Weg an die Sonne zu erkämpfen.
"Damit mehr Licht auf den Waldboden gelangt, nehmen wir teilweise Bäume aus dem Bestand. Das wirkt sich positiv auf die Waldverjüngung und die natürliche Vielfalt im Wald aus", erklärt Forstdirektor Andreas Januskovecz und ergänzt: "Um die jungen Bäume und den Waldboden zu schonen, brauchen wir für die Holzbringung die Pferde, die das ganz toll machen."
"Ich freue mich darüber, dass die tierischen Stadt-Wien-Mitarbeiter bei uns im Maurer Wald tätig sind. Durch diese Art der Holzbringung wird auch die Bedeutung des Biosphärenparks Wienerwald betont", so Bezirksvorsteher Gerald Bischof (SPÖ).
Mittlerweile haben die Pferde auch schon Fans, die sie regelmäßig besuchen, sie streicheln und mit Leckereien verwöhnen – als kleines Dankeschön für ihre fleißige Arbeit.
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