"Dürre Liesing"
Zwei unterschiedliche Meinungen zu einem Bach
Der Zustand des Gewässers Dürre Liesing wird auf zwei verschiedene Arten gesehen. Ist der Zufluss der Liesing dauerhaft verschmutzt?
WIEN/LIESING. Seit vielen Jahren setzt sich Klaus Wechselberger für den Umweltschutz im und um den Wienerwald ein. Auch der Gewässerschutz ist dem Umweltberater der Umweltinitiative Wienerwald ein Anliegen. Kürzlich machte Wechselberger auf die mutmaßlich andauernde Verschmutzung der "Dürren Liesing" aufmerksam. Der Bach gelangt über Kaltenleutgeben und Perchtoldsdorf nach Rodaun, wo er in die Liesing mündet. Die MA 45 – Wiener Gewässer zeichnet hingegen ein anderes Bild. Wie steht es nun um die Dürre Liesing? Auf diese Frage haben wir zwei völlig verschiedene Antworten erhalten.
Wechselberger kontrolliert regelmäßig mehrere Abschnitte des Gewässers. Bei der Siedlung Waldmühle in Rodaun stellte er schon im April dieses Jahres Kunststoffabfälle im Bachbett fest. "Dieselbe blaue Plastikfolie ist zusammen mit neuem Plastikmüll weiter um einen Stein gewickelt geblieben", habe ein weiterer Lokalaugenschein am 19. Juli ergeben. "Auch an anderer Stelle sind noch reihenweise Plastikrelikte in das Bachufer ,eingebaut'", meint der Umweltexperte. Diese blaue Plastikfolie sei mittlerweile entfernt, doch zeige sich eine dauerhafte Verschmutzung des Bachbetts.
Ein Angebot an die MA 45, eine abschnittsweise Bachsäuberung mit Unterstützung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Dienststelle zu organisieren, sei abgelehnt worden. Es fehle darüber hinaus an einer Bewusstseinsbildung für die Wichtigkeit des Gewässerschutzes – für Flora, Fauna und nicht zuletzt auch für die Eindämmung der Verbreitung von Mikroplastik.
Regelmäßige Gewässerpflege in Rodaun
Was sagt denn die MA 45 zu der Sache? "Alle Wienerwald-Bäche und Uferbereiche, soweit in unserem Zuständigkeitsbereich, werden im Rahmen der Gewässerpflege mindestens zweimal pro Woche und saisonbedingt sogar täglich gereinigt", lässt Sprecherin Mathilde Urban wissen. "14-tägig werden die Gewässer in Wien, also auch die Dürre Liesing, von unseren Mitarbeitern begangen. Dabei werden eventuelle Schäden, aber auch Verschmutzungen aufgenommen und zur Behebung weitergeleitet." Zudem würde man diesbezüglich mit der Gemeinde Breitenfurt und den zuständigen Stellen des Landes Niederösterreich zusammenarbeiten.
Das Bachbett der Dürren Liesing ist an vielen Stellen verbaut. Ist auch hier eine Renaturierung wie beim Liesingbach geplant? Leider nein, so Urban. "Aufgrund der Platzverhältnisse sind die Möglichkeiten hier stark eingeschränkt." Die Renaturierung des größeren Liesingbaches würde aber die ökologische Situation "wesentlich verbessern".
Die Dürre Liesing hat einen großen Teil ihres Einzugsgebietes im Kalk- und Dolomitbereich. Die Wasserführung des Bachs wechselt stark. Im Winter und in sommerlichen Trockenzeiten kann der Bach auch komplett versiegen, daher auch die Bezeichnung "Dürre Liesing". Umgekehrt verhält es sich bei einem weiteren Zufluss des Liesingbachs, der sogenannten "Reichen Liesing". Sie kommt aus dem Flyschgebiet des Wienerwalds, vor allem bei länger andauerndem Starkregen kann sie deshalb rasch anschwellen.
Fische in der Reichen Liesing
Wechselberger meint, bei der Reichen Liesing einen Rückgang des Fischbestandes festgestellt zu haben. Auch hier widerspricht die MA 45. An der Liesing werde regelmäßig eine Fischbestandserhebung an mehreren Stellen durchgeführt. "Die letzte fand im Jahr 2020 statt. Die Ergebnisse an der Liesing schwanken je nach Stelle und Jahr. Bei der Artenzusammensetzung der Fischfauna ist keine signifikante Änderung zu beobachten", so Urban.
Doch die Dienststelle weist auch darauf hin, dass als Folge des Klimawandels hier langfristig Veränderungen zu erwarten seien. "Andererseits wird und wurde durch die schon durchgeführten und noch geplanten Renaturierungen neuer Fischlebensraum in der Liesing geschaffen und die Durchwanderbarkeit des Gewässers wieder hergestellt, sodass insgesamt eine deutliche Verbesserung für den Fischbestand der Liesing zu erwarten ist."
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