Eine Geschichte aus Liesing
Die Schemberwiese in Atzgersdorf
1961 übersiedelten meine Eltern mit uns von Perchtoldsdorf nach Wien Mauer im 23. Bezirk. Während der damaligen Sommerferien durchstreifte ich halt so die Umgebung. Freunde gab es ja noch keine also wurde alles neugierig erkundet.
Wir wohnten in der Ruzickagasse und die nächste Gasse, die Rudolf Zeller Gasse ist die Grenze zu Atzgersdorf.
Markant damals der Harry S. Truman Hof mit seinen vier achtstöckigen Häusern. Besser bekannt unter den Liesingern als die "Sternbauten"
Und dort, zwischen der heutigen Gatterederstraße und der Pölleritzergasse befand sich die besagte Schemberwiese. Der Name kam von der damaligen Schemberfabrik in der Gatterederstraße, einer bekannten Waagenfabrik die Jahre später von Bizerba übernommen wurde. Damals war selbige Straße noch ein Gasserl. Im Süden der Wiese gibt es noch die Tagliebergasse und im Norden die bekannte Kleinbahnfabrik.
Die Wiese war so etwas wie eine Gstettn wie der Wiener sagt. Riesengroß, mit Sträuchern, Gräben und Bäumen. Und als ganz Besonderes gab es da auch noch zwei Bombentrichter. Also für Kinder wie wir, damals war ich 9 Jahre alt, ein wahres Paradies.
Und was wir alles gefunden haben, wie schön dreckig ich jeden Abend nach Hause kam, es war ein Sommer wie man ihn sich nur wünschen konnte.
Natürlich lernte ich hier recht bald Jungs und Mädels kennen die dann sogar meine Klassenkameraden wurden.
Ein besonderes Highlight in dem Sommer war, daß die damalige Lederfabrik in der Tagliebergasse abgerissen wurde. Diese Fabrik grenzte ebenfalls an die Schemberwiese.
Wir verfolgten natürlich die Arbeiten und weil wir ja nicht neugierig waren erkundeten wir die Gemäuer wenn die Arbeiter weg waren. Und dann wurde es spannend, da tauchten doch in den Kellern Kriegsrelikte aus dem zweiten Weltkrieg auf. Helme, Bajonette und verschiedene Waffen. Also war für uns das Abenteuer Lederfabrik vorbei, aus Sicherheitsgründen.
Dann kam die Schule, Ferien waren ja vorbei, die Schemberwiese hatte aber noch lange Anziehungskraft. Von der Hauptschule ging es später in das Berufsleben und man entwickelte sich langsam zum Familienmenschen.
1974 meldete ich mich für eine Wohnung an, denn die Partnerin fürs Leben war auch schon gefunden. Dann zog ich mit meiner Frau in den 15. Bezirk, nur für 15 Monate, dann kam eine Zusage für eine neue Wohnung im 23. Bezirk.
Und hier schließt sich der Kreis meiner Geschichte.
Die Wohnhäuser wurden auf dem Gelände der Schemberwiese errichtet. Ende 1977 bezogen wir unsere neue Wohnung, genau dort wo ich einst in den Ferien auf Entdeckungsreise ging.
Vor unseren Häusern entstand auch ein Pensionistenheim und ein Jugendwohnheim.
1977 und 1979 kamen unsere Kinder zur Welt und auch sie lernten noch so mit 8 Jahren den Rest der Schemberwiese kennen.
Dann wurde nochmals ein Wohnhausanlage errichtet und vor ein paar Jahren kam noch eine Hundezone dazu.
Das war dann das Ende der Schemberwiese.
Leider habe ich nur Bilder von unserer Wohnhausanlage und von den Sternbauten gesehen von der Stenografengasse. Selbige gibt es auch erst seit der Errichtung unserer Häuser.
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