Zwei neue Steine der Erinnerung in Liesing
In der Autofabrikstraße 1 werden am 11. November neue Gedenksteine verlegt. Sie erinnern an Opfer der Nazis.
LIESING. Ernestine Schnee war 63 Jahre alt, als sie am 28. Oktober 1941 von einer Sammelstelle im 2. Bezirk zum Aspangbahnhof in den 3. Bezirk gebracht wurde. Zuvor wurde die Frau, ihr Mann Isidor und die Tochter Martha aus ihrem Heim in der Breitenfurter Straße 282 von den Nazis vertrieben.
An diesem bereits kalten Oktobertag wurden sie von den selbsternannten Herrenmenschen wie Tiere in einen Waggon gepfercht und mit dem Transport Nr. 9 ins Ghetto im polnischen Lodz deportiert. Isidor Schnee wurde am 1. Februar 1942 umgebracht. Ernestine und Martha ermordete man am 15. Mai 1942 im Nazi-Vernichtungslager Chelmo (Polen). Martha wurde nur 32 Jahre alt. Ihre Verbrechen? Keine.
Es sind Geschichten wie diese, die die Steine der Erinnerung ins Bewusstsein rufen sollen. Es sind Geschichten, die nicht vergessen werden dürfen. Die Augenzeugen von damals sind großteils gestorben. Den Menschen heute ist vielfach nicht bewusst, was passiert, wenn sich eine Mehrheit plötzlich auf eine Minderheit stürzt und diese, rechtsstaatlich vollständig gedeckt, einfach ermordet.
Zwei neue Steine am 11. November
Am Samstag, den 11. November, werden zwei weitere Liesinger Steine der Erinnerung verlegt. Sie sollen an Ernst und Rosa Goldstein und an Valerie und Adele Machauf erinnern. Alle vier wurden von den Schergen der Nationalsozialisten umgebracht. In Liesing kümmert sich der Verein "Steine der Erinnerung in Liesing" um das Gedenken an die Menschen aus dem 23. Bezirk, die Opfer des NS-Regimes wurden. Seit 2013 wurden bereits 38 Steine verlegt.
Die Präsentation der neuen Steine beginnt am 11. November um 15 Uhr in der Autofabrikstraße 1. Im Anschluss gibt es um 16.15 Uhr in der Städtischen Bücherei am Liesinger Platz (Breitenfurter Straße 358) einen Vortrag zum Thema "Strategien des Rechtspopulismus – Erkennen und Reagieren" mit der Falter-Journalistin und Buchautorin ("Populismus für Anfänger") Nina Horaczek.
Der Verein Steine der Erinnerung besteht seit 2005 und ist vorrangig in den Bezirken Leopoldstadt, Brigittenau und Alsergrund tätig. In den Bezirken 1., 4., 5., 7., 10., 14., 15., 16., 17., 18., 19. und 21. finden sich auch Gedenksteine. Detaillierte Infos gibt es auf www.steinedererinnerung.at
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