„Stressfreies“ Weihnachten in Linz-Land
Kompromisse als Hilfestellung
Neben Geschenken gibt es zu Weihnachten auch jede Menge Konfliktpotenzial unter dem Christbaum.
LINZ-LAND. Die Vorbereitungen für ein harmonisches Zusammensein vor dem Christbaum laufen trotz Corona-Lockdowns bereits allerorts. Die Realität sieht aber meist anders aus: Gerade wenn das Christkind kommt, wächst der Stressfaktor bei vielen an und es entstehen Streitereien. „Momentan stresst es manche Leute, dass sie nicht wissen, in welcher Weise der Lockdown fortgesetzt wird und sie eventuell nicht in die Geschäfte können, um die Weihnachtsgeschenke für ihre Liebsten zu kaufen“, so Ulrike Schüller, Diplomierte Lebens- und Sozialberaterin aus Ansfelden. Die Expertin betont, „dass der vierte Stillstand des gesellschaftlichen Lebens Ängste auslöst, Weihnachten nicht so feiern zu können, wie man möchte. Werden wir mit der ganzen Familie feiern können und wie sieht es mit Familienbesuchen zu den Weihnachtsfeiertagen aus? Diese und ähnliche Fragen stehen jetzt im Raum!“
Fotos und Kuscheltiere
Sollte die Nähe zu Familienmitgliedern nicht möglich sein, rät Schüller, stellvertretend Fotos oder Kuscheltiere aufzustellen, sodass sie dann doch irgendwie beim Fest dabei sein können: „Man könnte auch eine kleine Online-Weihnachtsfeier machen, wo Geschichten vorgelesen oder Lieder gesungen werden und man mit Gesprächen so seinen Liebsten nah sein kann.“ Damit die Zeit rund um den Heiligen Abend nicht zur „Bescherung“ – im wahrsten Sinne des Wortes – wird, plädiert Schüller dafür, sich kleine Entschleunigungsinseln vor und während der nächsten Feiertage zu schaffen.
„Tauchen Sie einfach einmal
für ein paar Minuten ab“
„Das kann zum Beispiel ein entspannendes Bad sein, eine gemütliche Tasse Tee oder ein kurzer Spaziergang. Tauchen Sie einfach einmal für ein paar Minuten ab.“ Darüber hinaus sollten Eltern und Kinder schon jetzt besprechen, wie sich jeder das Fest vorstellt.
Fest der „Hiebe“ verhindern
Um ein Fest der „Hiebe“ gleich vorweg zu verhindern, sind für Nikola Gringinger, Leiterin der Frauenberatungsstelle Babsi in Traun, Kompromisse wichtig: „Wenn es um finanzielle Themen geht, wäre es gut, zumindest für das aktuelle Weihnachtsfest von Geschenken abzusehen, sich stattdessen Zeitgeschenke zu machen. Erwartungshaltungen, die nicht erfüllt werden, führen zu Frustration und Aggression.“ Kommt es zu gewaltsamen Übergriffen, hier sind in den meisten Fällen Frauen betroffen, sind die Täter laut Gringinger fast immer (Ex-)Partner, Bekannte oder Familienmitglieder. Es liegen besorgniserregende Zahlen am Tisch. „2021 sind bereits 29 Frauen durch Männer ermordet und weitere 51 schwer verletzt worden. Statistisch gesehen wird in Österreich etwa alle fünf Tage eine Frau getötet oder schwer verletzt! Mord beziehungsweise die Bereitschaft, den Tod der Frau in Kauf zu nehmen, ist die letzte und extremste Eskalationsstufe einer meist sehr langen Gewaltgeschichte.“
Babsi Traun bietet Hilfestellung an
Von Gewalt betroffenen Frauen bietet Babsi ein umfassendes Beratungsangebot an. „Durch unsere enge Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen, können wir uns auch mit Kolleginnen vernetzen, die auf das jeweilige Thema spezialisiert sind“, so Gringinger. Von der Politik erwartet sich die Leiterin der Frauenberatungsstelle Babsi, die bereits geplanten und angestoßenen Projekte konsequent umzusetzen – „Oberösterreich hinkt beim Gewaltschutz immer noch hinterher.“
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