WKO Linz-Land
Obmann Jürgen Kapeller: "Eine dynamische Entwicklung"

- Jürgen Kapeller, Obmann der Wirtschaftskammer Linz-Land.
- Foto: Kapeller
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Jürgen Kapeller, Obmann der Wko Linz-Land resümiert über die vergangene 30 Jahre und blickt in die Zukunft.
Wie hat sich die Wirtschaft im Bezirk Linz-Land seit der Gründung der Wirtschaftskammer vor 30 Jahren entwickelt?
Kapeller: Dynamisch. Die Anzahl der Unternehmen im Bezirk hat sich fast verdreifacht, die Bevölkerung ist stark gewachsen von rund 120.000 auf mehr als 155.000 Einwohner. Durch die Verknappung und damit auch Verteuerung der Bodenfläche im städtischen Bereich, vor allem in Linz, sind immer mehr Menschen und Unternehmen in die Peripherie gewandert. Neue Betriebe haben sich aufgrund der guten Rahmenbedingungen angesiedelt. Es steht eine große Anzahl an Mitarbeitern und vor allem auch an Fachkräften zur Verfügung, eine gute Verkehrserschließung mit dem viermodalen Verkehrsknoten Straße, Schiene, Wasser mit dem Ennshafen und Luftfahrt mit dem Flughafen Linz/Hörsching. Die Infrastruktur im Bezirk ist gut ausgebaut, beginnend bei den Schulen und Bildungseinrichtungen, über den Kranken- und Pflegebereich mit Ärzten und Seniorenheimen bis zu kulturellen Angeboten wie der Spinnerei Traun, dem Stift St. Florian oder dem Anton Bruckner Centrum in Ansfelden. Auch im Freizeitbereich sind kaum Wünsche offen - vom Öder Badesee, über den Motorik-Park Ansfelden bis zum Hollywood Megaplex Kino in der Plus City oder den Lollipark Indoorspielplatz für die Kleinen. Dazu kommt, dass der Bezirk es geschafft hat, Stadt und Land in sich zu vereinigen und dieses Gesamtpaket macht Linz-Land lebenswert.
Welche Rolle spielt die WKO bei der Schaffung von Arbeitsplätzen und der Stärkung der Wirtschaft im Bezirk Linz-Land?
Die Kerninhalte der Bezirksstellenarbeit sind den Standort Linz-Land weiterzuentwickeln, Netzwerke anzubieten und Unternehmen durch Service und individuelle Interessenvertretung zu begleiten.
Welche Herausforderungen haben die Unternehmen in Linz-Land in den letzten 30 Jahren bewältigt und wie hat die Wirtschaftskammer dabei unterstützt?
Es gab einige große Krisen und viele Herausforderungen. Von der weltweiten Immobilien- und Finanzkrise 2008, über Corona bis zur jetzigen Kriegssituation in der Ukraine und im Gazastreifen. All das hat immer auch unmittelbar Auswirkungen auf die Unternehmen. Sei es, weil kein Geld für nötige Investitionen zur Verfügung steht, eine Entwertung bestehenden Eigentums erfolgt, Material und Ersatzteile aufgrund von Lieferengpässen fehlen oder wie zu Zeiten von Corona viele Teile der Wirtschaft fast oder gänzlich zum Stillstand kommen.
Regelwerke wie die Allergenverordnung, das Nichtraucherschutzgesetz in der Gastronomie oder das jetzt viel diskutierte Lieferkettengesetz runden das Bild ab.
In all diesen Situationen ist es wichtig, rasch und umfassend zu informieren, zu beraten und zu unterstützen, mit Fachexpertise und gegebenenfalls auch mit Infos zu Förderungen und Unterstützungsmaßnahmen.
Welche Innovationsprojekte wurden von der Wirtschaftskammer im Bezirk gefördert und welchen Einfluss hatten sie auf die Wirtschaft?
Wir haben innovative Projekte, auf die wir besonders stolz sind. Beispielsweise die mit der Business Upper Austria gemeinsam entwickelte oö. Standortdatenbank. Auf standortooe.at können kostenlos Gewerbeflächen und Gewerbeimmobilien gesucht und aber auch angeboten werden. Dieses Tool des Leerstandsmanagements wirkt einem unnötigen Bodenverbrauch entgegen und beinhaltet Zusatzangebote wie eine Standortanalyse.
Ein anderes Projekt ist KET- Kinder erleben Technik, bei dem schon bei den ganz Kleinen im Kindergarten spielerisch durch Experimentierstationen das Interesse für Technik und Naturwissenschaft geweckt wird.
Ein weiteres Highlight ist das Unternehmensentwicklungsprogramm Next Step, bei dem sich Unternehmer:innen durch die strategische Beschäftigung mit dem eigenen Betrieb und mit Unterstützung eines Coaches fit für die unternehmerische Zukunft machen.
Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen der WKO LL und den lokalen Behörden aus und welche Erfolge konnten in diesem Bereich erzielt werden?
Die Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden, sei es die Bezirkshauptmannschaft, die Gemeinden oder auch das AMS, aber auch mit unseren anderen Austauschpartnern wie der Polizei, dem Bildungsbereich mit den Schuldirektoren und den Lehrern, dem Flughafen, etc. ist von konstruktiver Zusammenarbeit und gegenseitiger Wertschätzung geprägt. Gemeinsam konnten wir schon viele Belastungen für Unternehmen reduzieren, aber auch gemeinsame Projekte auf Schiene bringen und damit den Wirtschaftsstandort unterstützen. Beispiele für Projektpartnerschaften sind zB die Initiative „gemeinsam sicher“ mit der Polizei. Aufgegriffen wurden Themen wie Cyber Security, Ladendiebstahl oder der Schutz gegen Dämmerungseinbrüche. Gemeinsam mit dem AMS finden regelmäßige Job- und Lehrlingsmessen statt. Mit dem Flughafen sitzen wir in einem Beirat, in dem neben der Austro Control und dem Militär auch Gemeindevertreter der Umlandgemeinden vertreten sind. Hier geht es um ein bestmögliches Miteinander von Flugbetrieb und Anrainern.
Welche Maßnahmen ergreift man als Wirtschaftsvertretung in Linz-Land, um die Unternehmen in Zeiten von Krisen wie der aktuellen COVID-19-Pandemie zu unterstützen?
Wichtig ist immer, dass Hilfe schnell und unkompliziert erfolgt. Im Falle von Corona haben die Bezirksstellen beispielsweise über das erste Lockdown-Wochenende die Plattform Lieferserviceregional entwickelt. Nach Bezirken gegliedert wurden Unternehmen gelistet, welche Zustell- oder Abholdienste anboten, später kamen noch Gutscheine hinzu. Dies ermöglichte vielen Unternehmen zumindest einen Teil des Umsatzes und damit langfristig auch Arbeitsplätze zu sichern. Da die Bezirksstellen über eine regionale Struktur verfügen, übernahmen wir auch die Verteilung von Corona-Tests an die Betriebe und unterstützten Unternehmen bei der Einrichtung von Impfstraßen. Wir beauskunfteten vom ersten Tag an die jeweils geltenden aktuellen Corona-Regelungen, berieten bei Kurzarbeit und bekamen die Härtefallfonds-Abrechnung übertragen.
Welche Ziele verfolgt die Wirtschaftskammer Linz-Land in den kommenden Jahren, um die Unternehmen weiterhin erfolgreich zu unterstützen?
Wir versuchen thematisch immer am Ball zu bleiben. Letztes Jahr widmeten wir uns beispielsweise verstärkt dem Thema Cyber Security, heuer der Künstlichen Intelligenz. Aber auch Nachhaltigkeit und Employer Branding sind Dauerbrenner. Zusätzlich versuchen wir durch immer neue Initiativen dem Fach- und Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken. Neben unserer großen Lehrlingsmesse am 22. Oktober 2024, von 09:00 bis 13:00 Uhr in der Kürnberghalle in Leonding bieten wir Anfang September in Kooperation mit dem AMS und mit dem Betriebsservice auch eine Jobmesse inklusiv für Jugendliche mit Unterstützungsbedarf und Erwachsene mit Behinderung an.
Aufgrund der sich permanent ändernden wirtschaftlichen und sozialen Gegebenheiten werden unsere Betriebe auch in der Zukunft immer wieder vor neuen Herausforderungen aber auch Chancen stehen. Und wir sind dann hoffentlich an vorderster Front unterstützend mit dabei.
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