Menschen im Gespräch
Der "zwölfte Mann" ist (auch) eine Frau

Weibliche Blau-Weiß-Fans im Stadion. | Foto: Arigrafie
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Ein Gespräch mit Andrea Winter, Gründerin des SKVrau, über Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Fans, die Liebe zum Fußball und darüber, dass man als erwachsene Frau auch mal laut schreien darf.

LINZ. Die aktuelle Ausstellung "Fan.Tastic.Females" im KunstRaum Goethestrasse widmet sich der weiblichen Fankultur im Fußball. Die Linzerin Andrea Winter möchte mit dem SKVrau – einer Allianz der weiblichen Blau-Weiß-Fans – Frauen im Stadion sichtbarer machen. 

Wie ist der SKVrau entstanden? 
Andrea Winter: Im Zuge meines Aktionismus bei Feminismus & Krawall wuchs der Gedanke Frauen im Stadion sichtbar zu machen. Unmittelbar entstammt SKVrau aber einer klassischen "Herumkritzelei", die dir am nächsten Tag die Augen freudvoll öffnet. In diesem Falle sprach sie zu mir: SKVrau - Wie geil ist das denn? Warum is do nu nie jemand vorher draufkumma?
Offiziell gegründet wurde am 21. August 2015 im Donaupark Stadion. 

Warum ein eigener Fanclub nur für Frauen? 
SKVrau ist kein Fanclub, sondern sieht sich als Allianz der weiblichen Blau-Weiß-Fans. Die BW-Fangemeinde ist nicht so groß und diejenigen Frauen, die aktiv sind, tun dies in ihren Fanclubs. Ich mag Allianzen, so wie bei Feminismus & Krawall, das war sehr leiwand.

Wann hat bei Ihnen die Fußballleidenschaft begonnen?
Meine Fußballleidenschaft im Sinne einer aktiven Fan-Kultur hat mit dem Linzer Derby 2011 begonnen. Wo als Erwachsene Frau kann ich schon laut sein und laut schreien? Als Sportwissenschafterin sehe ich den Fußball als Mikrokosmos der Gesellschaft und bin als Volleyball Trainerin sehr kritisch gegenüber dem Training und im Verhältnis zu anderen Sportarten überbordernden Gagen, unter anderem in der Jugend und in den Landesligen. Besonders am Fußball ist die weltumgreifende Begeisterung. Das ist ein verbindendes Element zwischen Menschen, so wie Lachen.

Gibt es Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Fans?
Männer sind viel emotionaler. Sie weinen, schreien, sind unendlich traurig und untröstlich. Die einen liegen sich nach bitteren Niederlagen in den Armen, die anderen würden am liebsten jemanden in die Gosch'n hauen. 
Frauen leiden auch mit, verfallen aber nicht in den depressiven Männerschnupfen. 
Beim Jubeln sind alle gleich. Einige Männer werfen allerdings jubelnd ihre Bierbecher in die Menge. Ich würde niemals das teuer gekaufte Bier verschwenden. Hab' noch nie eine Frau gesehen, die das getan hat.

Wofür steht der  SKVrau?

SKVrau steht für die laute Stimme der Frau bei BW-Linz: Der zwölfte Mann ist auch eine Frau. Außerdem setzen wir uns für eine bewusste Sprache im Stadion ein: anti-sexistisch, anti-faschistisch, anti-rassistisch und anti-homophob, und wir fordern Frauenfußball bei Blau Weiß Linz.

Gab es schon einmal brenzlige, frauenfeindliche Situationen am Fußballplatz?
Ja, mit der Polizei. Vor allem dumme Sprüche und Provokationen. Die brenzligen Situationen waren nicht spezifisch frauenfeindlich, sondern feindlich gegenüber allen Fans, ob jung oder alt. In der Fanszene hab ich keine brenzligen Situationen erlebt, aber abwertende Sprache in Fangesängen. Und ja, gedisst sind wir worden vom LaskL – zwei Mal mit Spruchbannern bei den Derbys.

Gibt es in Österreich rein weibliche Fanclubs?

Es gibt allgemein wenige weibliche Fanclubs. Hierzulande kenne ich nur die 'Sektion Menstruation' von der Vienna. Es freut mich sehr, dass einige von ihnen am 23. November in die Fan.Tastic.Females - Football Her.Story-Ausstellung in Linz im KunstRaum Goethestrasse kommen und uns mit ihrem Vortrag und offenem Talk zu 'Sex, Beers & Vaginas: We are the Vienna Rude Girrrls'.  

Was wünschen Sie sich als Fan von „ihrem“ Club?
Respekt, Wertschätzung und Bekenntnis zur Fankultur.

Weiterführende Informationen zu Frauen im Fußball und Aktivitäten weiblicher Fanclubs gibt es online unter F_IN Frauen im Fußball

Die Ausstellung "Fan.Tastic.Females - Football Her.Story" läuft noch bis 30. November im KunstRaum Goethestraße.

Weibliche Blau-Weiß-Fans im Stadion. | Foto: Arigrafie
Andrea Winter (links) möchte mit SKVrau Frauen im Fußball sichtbarer machen.  | Foto: Julia Vogt
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