Gewaltprävention an der NMS 22
Konflikte lösen ohne Schüler zu bestrafen

Bei Mobbing oder Gewalt gemeinschaftlich Lösungen finden, so das Ziel des Konzepts der "Neuen Autorität", dass an der NMS22 in Linz gelebt wird. | Foto: Foto: Adler/Fotolia
  • Bei Mobbing oder Gewalt gemeinschaftlich Lösungen finden, so das Ziel des Konzepts der "Neuen Autorität", dass an der NMS22 in Linz gelebt wird.
  • Foto: Foto: Adler/Fotolia
  • hochgeladen von Andreas Baumgartner

Die Dr. Ernst Koref Schule setzt bei der Gewaltprävention auf Deeskalation und Einsicht der Schüler.

LINZ. Eine Schülerin rammt in der Pause einem Klassenkollegin den Ellbogen ins Gesicht. Die Lehrerin bringt den Schüler sofort zur Ärztin, sie selbst eilt zur Direktorin. Nach kurzer Besprechung steht fest: Das Mädchen hat zunächst keine Konsequenzen zu befürchten. Wie das, werden Sie sich nun fragen?

"Bild der Autorität hat sich geändert"

In der NMS 22, der Dr. Ernst Koref Schule am Bindermichl wird seit 2011 auf das Konzept der „Neuen Autorität“ gesetzt, ein Konzept des israelischen Psychologen Haim Omer. „Das Bild der Autorität hat sich geändert. Früher hatten Politiker, Polizei oder Ärzte ganz natürliche Autorität. Heute holt man sich von einem weiteren Arzt eine Zweitmeinung. Auch Lehrer und Eltern haben nicht mehr dieselbe Autorität wie früher“, sagt Wolfgang Kitzmantel, der als Betreuungslehrer an Einführung und Umsetzung in der Neuen Mittelschule maßgeblich beteiligt war und ist.

"Zeit ist unser Freund"

Kommt es in der Schule zu verbaler oder körperlicher Gewalt heißt es dort zumeist „Zeit ist unser Freund“. Lehrer können dort Vorfälle wie den oben genannten an ein sogenanntes „Lehrer-Unterstützungsteam“ weitergeben. Sie selbst verfassen – als einzige Massnahme – ein kurzes schriftliches Meldeprotokoll. "Das Konzept hat in den Fällen von Gewalt eine Deeskalation an unserer Schule gebracht. Es ist hilfreich, dass nicht sofort reagiert wird, sondern die Gemüter zuerst abkühlen können. Wichtig ist, dass beide Seiten angehört und vorschnelle Entscheidungen vermieden werden", so Direktorin Ingrid Dangl. Die Maßnahme ist nicht verpflichtend.

Aufrichtige Entschuldigung

Ein Anruf bei den Eltern erfolgt ausschließlich durch das Unterstützungsteam, dass aus je vier Personen besteht. Die Erziehungsberechtigten werden nicht in die Schule bestellt, sondern lediglich über das Fehlverhalten ihres Kindes informiert. Einige Tage später folgt ein Schülergespräch, wo versucht wird eine gemeinsame Lösung zu finden. „Wir unterstützen dich dabei, dein Verhalten in solchen Situationen zu verändern“ oder „Wir wollen eine friedliche Schule. Friedlich heißt nicht konfliktfrei. Wir bearbeiten Konflikte ohne Gewalt“, so mögliche Satz, die im Zuge des Gesprächs fallen könnten. Am Ende gilt es für die betroffenen Schüler eine passende Wiedergutmachung zu finden. Auch eine aufrichtige Entschuldigung wird von den Kindern und Jugendlichen verlangt.

15 bis 20 Fälle im Jahr

Die Konfliktkultur wird auch im Schulalltag gelebt. Jedes Jahr basteln die Schüler der dritten Klassen Schultüten und begrüßen die Schulanfänger im Herbst bei einem Willkommensfest mit Liedern und selbstverfassten Texten. Auch die Eltern von Schülern aus den ersten Klassen werden vorab über den Umgang mit Gewalt an der Schule informiert. 15 bis 20 Fälle wickelten die Betreuer-Teams an der NMS 22 im vergangenen Schuljahr derart ab. „Die Tendenz ist fallend. Das hat uns am Anfang etwas beunruhigt, wir haben aber erkannt, dass sich das Prinzip der Wiedergutmachung langsam bei den Schülern etabliert“, sagt Kitzmantel.

Anzeige
Karin befördert mit Begeisterung Fahrgäste. | Foto: OÖVV/Kneidinger-Photography
4

Für den OÖVV am Steuer
Quereinsteiger im Bus: Ein neuer Job mit vielen Vorteilen

Es gibt Menschen, die von Kindheitstagen an auf das Buslenken als Traumberuf hinarbeiten. Die meisten Buslenkerinnen und Buslenker entdecken diesen abwechslungsreichen und krisensicheren Job aber erst im Laufe der Zeit für sich.Wir stellen heute vier Beispiele vor: Karin ist gelernte Konditorin, Kathrin war Tischlerin – beide hatten vorher auch Lkw-Erfahrung –, und Bernadette und Michael tauschten ihre Gastrovergangenheit mit einem Platz hinter dem Buslenkrad.  Übers Lkw-Fahren zum...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Linz auf MeinBezirk.at/Linz

Neuigkeiten aus Linz als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Linz auf Facebook: MeinBezirk.at/Linz - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Linz und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.