Nicht der Fischotter ist das Problem

Eine Rohrdommel, die einen Angelköder verschluckt hat und trotz Notoperation schließlich doch an ihren schweren Verletzungen verendet ist. ©Norbert Pühringer
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  • Eine Rohrdommel, die einen Angelköder verschluckt hat und trotz Notoperation schließlich doch an ihren schweren Verletzungen verendet ist. ©Norbert Pühringer
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Regelmäßig lässt der Landesfischereiverband über die Medien verlauten, dass Fischfresser eine Bedrohung für die heimischen Fische sind. Dabei orientiert man sich weniger an wissenschaftlich belegten Fakten, als an subjektiven Vermutungen. Der neue Landesfischereimeister Siegfried Pilgerstorfer forderte kürzlich eine Dezimierung des Fischotters in Oberösterreich und hat Naturschützer wiederum verdächtigt, Fischotter ausgesetzt zu haben. „Dies ist Humbug und wird von uns aufs schärfste zurückgewiesen“, betont Josef Limberger, Obmann des NATURSCHUTZBUNDES Oberösterreich.

Verwundert zeigt sich der NATURSCHUTZBUND über die Anfeindung des Fischotters über die Medien auch deshalb, weil in unzähligen Besprechungen von Naturschutzorganisationen und Behördenvertretern mit dem Landesfischereiverband ein Positionspapier erarbeitet wurde, in dem vereinbart wurde, bei konfliktträchtigen Themen eine gemeinsame Lösung zu erarbeiten. Obwohl der neue Landesfischereimeister bei diesen Besprechungen anwesend war und die Ergebnisse mitgetragen hat, verweigert man jetzt die Unterschrift und hält sich nicht an die Vereinbarungen.

Tatsächlich beeinträchtigt der Mensch durch Flussbegradigungen, Kraftwerksbau, Einleitungen von Schadstoffen und vielem mehr die Gewässerlebensräume schon seit vielen Jahrzehnten, zum großen Nachteil für die Fische. Immer wieder werden durch Menschen verursachte Fischsterben bekannt. Nur Fischfressern die Schuld in die Schuhe zu schieben, ist nicht legitim. Der durch internationale Abkommen geschützte Fischotter beispielsweise lebt territorial, wodurch in einer Region nur eine bestimmte Anzahl an Tieren Platz hat. Eine Übervermehrung, wie immer wieder suggeriert wird, gibt es nicht. Bei Fischteichen kann man sich mit einer Einzäunung abhelfen.

Zu erwähnen ist auch, dass nicht nur, wie oft kolportiert, Wildtiere Schäden an Gewässern und deren Umfeld verursachen, sondern dass in der Vergangenheit durch komerzielle Fischereiinteressen standortfremde Tierarten, wie die Regenbogenforelle, welche die heimische Bachforelle verdrängt, oder der Signalkrebs, der ein massives Problem für die heimische Krebsfauna darstellt, in unseren Gewässern eingebracht wurden.
Auch so mancher seltene Vogel muss an unachtsam in der Landschaft verbliebenen Ködern oder an verschlucktem Blei zugrunde gehen. Auch darüber sollte einmal gesprochen werden. 80 000 Fischer allein in Oberösterreich. Auch diese Zahl ist zu überdenken. Während die Berufsfischerei zurückgeht, nimmt die Freizeitfischerei immer mehr zu. Auch hier müsste eine Limitierung der Fischereikarten erfolgen.
Müll am Gewässer verrät so manchen Angelplatz. Hier sollte der Landesfischereiverband die schwarzen Schafe unter den Fischern zu mehr Disziplin bewegen.

Ein natürliches Gewässer ist ein Lebensraum für zahlreiche Organismen, nicht nur für Fische. Um hier die Vielfalt zu erhalten bzw. zu fördern sind unterschiedliche Maßnahmen notwendig.

Der NATURSCHUTZBUND Oberösterreich fordert daher:
Stopp des generellen Fisch-Besatzes in natürlichen Gewässern. In Gefangenschaft gezogene Besatzfische sind an die Gewässer meist nicht optimal angepasst. Ein Besatz kann sogar negative Auswirkungen auf Fischbestand im Gewässer haben, zudem können sich Krankheiten dadurch leichter ausbreiten. Nur in begründeten Fällen sollte künftig ein Fischbesatz erlaubt sein.
Verbesserung der Gewässerlebensräume, damit eine ausreichende Vermehrung der Fische möglich ist. Dafür sind beispielsweise Ufer zu strukturieren und Wanderhindernisse zu entfernen.

Die selbstständige Wiederbesiedlung des Fischotters und anderer bedrohter Arten zuzulassen.

Dort, wo die Fischerei Probleme mit dem Fischotter bzw. anderen Fischfressern an Fließgewässern beklagt, diesen mittels wissenschaftlicher Untersuchungen auf den Grund zu gehen und darauf aufbauend nach Lösungen zu suchen. Erst mit wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen sollte man an die Öffentlichkeit gehen.
Anpassung der Fischerprüfung vom Niveau her an die Jagdprüfung. Jeder Fischer muss das Ökosystem Gewässer und dessen Umfeld bestens kennen und verstehen. Ein zweitägiger Kurs kann dafür nicht ausreichen.

Eine Rohrdommel, die einen Angelköder verschluckt hat und trotz Notoperation schließlich doch an ihren schweren Verletzungen verendet ist. ©Norbert Pühringer
Fischotter©Josef Limberger
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