„Bildung ist wichtig für das Lebensglück“

- Bildungslandesrätin Doris Hummer erwartet im September ihr Baby.
- Foto: Foto: BezirksRundschau
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Landesrätin Hummer will Fokus auf Stärken der Schüler legen und setzt sich für eine
Beziehungskultur ein.
BezirksRundschau: Welche Maßnahmen stehen im oö. Bildungssystem an?
Hummer: Wir wollen den Unterricht viel mehr auf die Stärken der Kinder konzentrieren – weg vom defizitorientierten Unterricht. Wenn mir ein Lehrer immer sagt, was ich nicht kann, dann gehe ich nicht gerne in die Schule. Das ist das eine Kernziel und eine ganz andere Form der Pädagogik. Das andere Kernziel ist eine standortbezogene Schulentwicklung und mehr Schulautonomie.
Wie finde ich die Stärken der Kinder heraus? Mit Tests?
Unter anderem. Aber ich muss meine Schüler auch gut kennen. Es braucht eine Beziehungskultur zwischen Pädagoge und Schüler und eine differenzierte Leistungsbeschreibung und nicht nur eine Schularbeit die zählt.
Was tut man mit Jugendlichen, die aus dem Schulsystem aussteigen, ohne Ausbildung?
Wir haben hier eigene Projekte initiert, bei denen wir Reparaturmaßnahmen haben, sprich das Nachholen von Abschlüssen, wie beim kostenlosen Hauptschulabschluss. Auf der anderen Seite haben wir ein Frühwarnsystem an den Schulen etabliert, bei dem wir ein Beratungsnetzwerk mit Schulpsychologen und Job-Coaches als Ansprechpartner für gefährdete Jugendliche haben.
Was ist wenn einer gar nicht will – Ausbildungspflicht?
Das ist eine Möglichkeit. Man würde Jugendlichen damit etwas Gutes tun. Da geht es nicht darum, dass wir den Wirtschaftsstandort absichern sondern Bildung ist auch wichtig für das persönliche Lebensglück. Wir haben derzeit 12,5 Prozent, die eine Pflichtschule mit oder ohne Abschluss verlassen und nichts weiter mehr machen.
Am Arbeitsmarkt ist das Wort Technik ganz groß geschrieben. Was sagt man Jugendlichen, die damit nichts am Hut haben?
Das es ganz viele andere Möglichkeiten gibt, Karriere zu machen. Uns geht es darum, den Horizont dafür aufzumachen, vor allem bei den Mädchen.
Was sagen sie zu den Studiengebühren, die es ab Herbst an der Johannes Kepler Uni wieder geben wird?
Richtige Entscheidung. Die Studiengebühr richtet sich nur an jene, die über die Studienzeit drüber sind und an ausländische Studierende. Ich wäre auch dafür, wenn wir Studiengebühren für alle Studierenden einführen, weil wir sie ohnehin allen sozial Bedürftigen und Stipendienempfängern wieder zurückerstatten. Wenn wir ehrlich sind, ein Wifi-Kurs kostet mehr als so eine Studiengebühr im Semester.
Wann wird Ihr Kind zur Welt kommen?
Im September. Danach bin ich bis Dezember auf Karenz. Hier wird mich der Herr Landeshauptmann vertreten.
Warum so eine kurze Karenz?
Weil ich in dieser Funktion auch eine gewisse Verantwortung übernommen habe. Natürlich wird sich mein Tagesablauf im ersten Jahr anders darstellen als in den letzten drei Jahren, wo man von einer 100 Stunden-Woche spricht. Das wird mit einem Kleinkind definitiv nicht mehr möglich sein.
Wollen Sie Vorbild sein, wie Job und Familie sich vereinbaren lassen?
Ich bin überzeugt davon, dass es möglich ist. Eltern sein ist eine Aufgabe für zwei Personen, die sich unterstützen müssen. Es ist immer der richtige Zeitpunkt Kinder zu bekommen. Wir leben in einer Generation der aufgeschobenen Kinderwünsche.
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