Stadtrat für Wirtschaft & Innovation
"Für mich war klar – ich will mitgestalten"

- Am 6. Februar wird Thomas Gegenhuber als neuer Stadtrat für Wirtschaft & Innovation im Gemeinderat angelobt. MeinBezirk hat mit dem Innovations-Experten über seine politischen Ziele für Linz gesprochen.
- Foto: Antje Wolm
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Mit Thomas Gegenhuber holt die Linzer SPÖ einen jungen Innovations-Experten in das Stadtregierungs-Team. Der 41-Jährige ist Professor für Betriebswirtschaft an der Johannes Kepler Universität Linz und leitete zuletzt das Institute for Transformative Change (LIFT_C). Jetzt möchte er sich der Transformation in der Stadtpolitik widmen.
LINZ. 2021 wurde Thomas Gegenhuber als Betriebswirtschafts-Professor an die Johannes Kepler Universität (JKU) berufen. Ebenso lange sitz der 41-Jährige für die Linzer SPÖ im Gemeinderat. Als Experte für Innovation baute er an der JKU das Linz Institute for Transformative Change (LIFT_C) auf. Am 6. Februar wird er als neuer Stadtrat angelobt und übernimmt zukünftig das Wirtschaftsressort.
Warum wollen Sie sich politisch in der Stadt engagieren?
Thomas Gegenhuber: Durch meine wissenschaftliche Laufbahn hat es mich nach Berlin, Hamburg, Edinburgh, und Edmonton und Toronto in Kanada verschlagen. Allesamt spannende Städte, aber Linz hatte immer einen besonderen Platz in meinem Herzen. 2021 habe ich den Ruf an die Johannes Kepler Universität erhalten. Wissenschaftlich habe ich mich mit zukunftsfähigen Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen auseinandergesetzt. Als ich dann die Möglichkeit bekommen habe, in meiner Heimatstadt meine Expertise einzubringen, war für mich klar: Ich will mitgestalten.
Bis vor kurzem haben Sie das LIFT_C an der JKU geleitet – worum geht es da genau?
Unsere Gesellschaft steht vor zahlreichen Herausforderungen, wie der Klimakrise oder dem demografischen Wandel. Das LIFT_C setzt Impulse, um den Wandel zu verstehen und zugleich Ideen für Veränderungen anzustoßen. Zum Beispiel beschäftigt sich eine Forschungsgruppe unter Stephan Pühringer mit der Frage, wie wir in Österreich die Mobilitätswende schaffen können. Da geht es um den Ausbau der Schiene und wie wir es schaffen, Produktionskapazitäten und Arbeitsplätze aus dem Automobilsektor für dieses Zukunftsthema zu mobilisieren.
Was nehmen Sie daraus für Ihre neue Position mit?
Das Ressort passt perfekt zu meiner bisherigen Tätigkeit, das ist auch ein Grund, warum ich das Angebot unseres neuen Bürgermeisters Didi Prammer angenommen habe. Innovationen von heute sind die Arbeitsplätze von morgen. Alle reden gerne von Innovation, aber das Neue trifft auch immer auf Widerstand. Ich will zeigen, was möglich ist. Dazu braucht es neben dem Willen zur Veränderung vor allem: Zuversicht, Mut und Hartnäckigkeit.
Worauf wollen Sie sich in den kommenden zweieinhalb Jahren in der Linzer Stadtpolitik fokussieren?
Didi Prammer und ich haben schon im Dezember einen 7-Punkte Plan zur Stärkung und Sicherung des Wirtschafts- und Industriestandorts Linz vorgestellt. Ich freue mich darauf, jetzt in die Umsetzung zu gehen. Ein Schwerpunkt darin ist die Entbürokratisierung. Wir wollen es den Unternehmen so leicht wie möglich machen, sich in Linz anzusiedeln. Etwa mit einem One-Stop-Shop bei Förderansuchen bzw. Genehmigungen und durch Verwaltungsvereinfachung. Dazu brauchen wir die Unterstützung von Land und Bund, zum Beispiel bei der Entrümpelung der Gewerbeordnung. Wir müssen uns auch mit der Frage beschäftigen, wie wir internationale Industriestadt bleiben können. Wir werden im internationalen Wettbewerb nur bestehen, wenn wir die besten Köpfe nach Linz bringen und sie hier halten können. Dafür braucht es auch eine positive Willkommenskultur für internationale Fachkräfte.
Nachhaltige, digitale Transformation – was bedeutet dieses Schlagwort eigentlich?
Bei der digitalen Transformation geht es darum, Technologien zu nutzen, um Abläufe effizienter zu organisieren und für die Bürgerinnen und Bürger einfacher zu gestalten. Nachhaltig bedeutet in diesem Zusammenhang, dass wir auch die ökologischen Vorteile dieser Transformation nutzen und gleichzeitig auch auf die sozialen Aspekte Wert legen.
Mir ist es deshalb auch besonders wichtig, alle mitzunehmen. Niemand soll überfordert oder zurückgelassen werden. Darum sagen wir auch klar: Es wird für Menschen, die nicht digital-affin sind, immer ein Offline-Angebot im Bürgerservice und am Servicetelefon geben. Wir werden aber auch dafür sorgen, dass Digitalsierungskompetenzen aufgebaut werden können, ich denke da zum Beispiel an die Smartphone-Tage für Seniorinnen und Senioren.
Die Industrie befindet sich im Wandel – Arbeitsplätze zu sichern, gehört mit Sicherheit in Linz zu den größten Herausforderungen in den nächsten Jahren. Welche Strategien verfolgen Sie diesbezüglich?
Wir wollen klimaneutralen Industriestadt sein. Das sichert und schafft neue Arbeitsplätze und einen lebenswerten Planeten für unsere Kinder. Dafür braucht es Investitionen in erneuerbare Energien und natürlich die notwendige Infrastruktur. Wir schaffen das, wenn Bund, Land und Stadt an einem Strang ziehen. Diesen gemeinsamen Weg setze ich in Zukunft fort, so wie wir das mit dem Wasserstoffkongress von Stadt und Land bereits beweisen.
Sie sind der Meinung, Wissenschaft, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und die öffentliche Hand müssen zukünftig stärker zusammenarbeiten. Wie kann das gelingen?
In Linz stellen wir das Gemeinsame über das Trennende. Diese Kultur des Zusammenhalts ist die ideale Grundvoraussetzung dafür. Darüber hinaus braucht es auch die entsprechenden Formate. Ich denke an den vorhin genannten Wasserstoffkongress oder den Re-Use Kongress zum Vorantreiben der Kreislaufwirtschaft in der Bauwirtschaft. Diese Formate unterstützen einen Austausch auf Augenhöhe zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und öffentlicher Hand und stellen sicher, dass wir gemeinsam fit für die Zukunft werden. Daher werden wir diese Formate ausbauen und uns als Transformations-Hauptstadt positionieren.
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