Großer Wettstreit um die guten Fachkräfte

Bei der BezirksRundschau-Diskussionsreihe „(Fach)Kraft für die Region“ debattieren Experten aus Politik und Wirtschaft. Hier im Bild v. l.): Stefan Schönbauer (Sparkasse), Klemens Steidl (WKO), Josef Buttinger (Bilfinger), Erich Wiesner (WIEHAG), BezirksRundschau-Chefredakteur Thomas Winkler, Helmut Kaufmann (AMAG), Landesrat Viktor Sigl und Josef Frauscher (Führer Holzbau). | Foto: Foto: BRS
  • Bei der BezirksRundschau-Diskussionsreihe „(Fach)Kraft für die Region“ debattieren Experten aus Politik und Wirtschaft. Hier im Bild v. l.): Stefan Schönbauer (Sparkasse), Klemens Steidl (WKO), Josef Buttinger (Bilfinger), Erich Wiesner (WIEHAG), BezirksRundschau-Chefredakteur Thomas Winkler, Helmut Kaufmann (AMAG), Landesrat Viktor Sigl und Josef Frauscher (Führer Holzbau).
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OÖ (red). Qualifizierte Fachkräfte werden immer weniger – egal in welcher Region in Oberösterreich. „In den nächsten Jahren wird es zu dramatischen Engpässen bei der Nachbesetzung qualifizierter Fachkräfte kommen“, prognostiziert Wirtschaftskammer OÖ-Präsident Rudolf Trauner.

So klagen bereits heute unzählige Betriebe, sie fänden keine guten Leute und müssten sogar Aufträge mangels Fachpersonal ablehnen. „Aus Gesprächen wissen wir, dass in einigen Branchen mangels Fachkräften freie Positionen nicht besetzt werden können und dadurch Aufträge verloren gehen“, berichtet beispielsweise Markus Limberger, Generaldirektor der Sparkasse OÖ. Das kann einem stark produzierenden Wirtschaftsraum zum Verhängnis werden. „Die demografische Entwicklung, die ja die Hauptursache für den Fachkräftemangel ist, ist langfristig eine Wachstumsbremse“, beschreibt Wirtschaftslandesrat Viktor Sigl das systemische Problem. „Unsere Betriebe suchen Mitarbeiter aller technischen Ausbildungsniveaus, am stärksten gefragt sind Facharbeiter mit Lehrabschluss und HTL-Absolventen“, sagt Joachim Haindl-Grutsch, Geschäftsführer der Industriellenvereinigung OÖ. Bis 2020 sollen laut Sigl rund 30.000 zusätzliche Fachkräfte ausbildet werden – ein ambitioniertes Ziel. Neben dem Fachkräftemangel bereitet Haindl-Grutsch indes die Qualität der Lehrstellenbewerber die größte Sorge: „76 Prozent unserer Mitglieder sagen, dass sich die Qualität der Lehrbewerber in den letzten Jahren verschlechtert hat“, so Haindl-Grutsch. Hinzu kommt noch, dass die Lehre trotz ihrer vielfältigen Karrieremöglichkeiten ein immer negativeres Image bekommt.

Mehr Eigeninitiative

Vorhandenes Arbeitskräftepotenzial bei Jugendlichen, Frauen, Älteren und Migranten besser nutzen, den Stellenwert der Lehre – diese leidet derzeit unter einem schlechten Ruf – erhöhen, bessere Infrastruktur und Angebot in den ländlichen Regionen, Zusammenarbeit sowie mehr Engagement und Eigeninitiative der Unternehmen. Das sind nur einige der Lösungsansätze, die bei den ersten Etappen der Diskussionsreihe „(Fach)kraft für die Region“, zu der die BezirksRundschau vor Ort geladen hatte, zur Sprache kamen.

Es entsteht ein Teufelskreis

Bei den wirklich großen ober-
österreichischen Unternehmen, den sogenannten Leitbetrieben, scheint das Thema Fachkräftemangel noch nicht angekommen zu sein. Das ist das bisherige Fazit von Personalexperten Josef Buttinger von Bilfinger Personalservice. „Aufgrund ihrer Größe, Struktur und finanziellen Kraft schaffen es Leitbetriebe, das meiste Fachkräftepotenzial abzusaugen. Sie haben eine starke Zugkraft auf die jungen Leute und machen sich nicht wirklich Sorgen“, so Buttinger. Das Problem bestehe aber nicht nur darin, dass immer weniger kleine und mittelständische Unternehmen gute Leute finden, sondern auch immer weniger kleine Firmen gewillt seien, selbst gute Leute auszubilden.

Ein guter Spieler ist weg

Es ist die immer wiederkehrende Angst: „Wenn der junge Mensch dann gut ausgebildet ist, geht er zu einem großen, namhaften Unternehmen.“ Laut Buttinger entstehe hier ein Teufelskreis. „Der ehemalige Rieder Fußballtrainer Paul Gludovatz hat es treffend formuliert. Ried muss sich damit abfinden, dass wir uns keine teuren Spieler leisten können. Wir holen uns aber Junge, die wir aufbauen, im Wissen, dass, wenn ein Spieler wirklich gut ist, weg ist. Der Unterschied: Die Rieder haben das Problem mit System meistern können – die Wirtschaft ist da noch nicht so weit – leider“, beschreibt Buttinger die Situation.

Diskutieren Sie mit:

In den Bezirken finden Diskussionsveranstaltungen zum Thema (Fach)Kraft für die Region statt:
Bezirk Rohrbach: 7. Februar; Strasser Steine GmbH
Salzkammergut: 14. Februar; MIBA AG
Bezirk Steyr: 26. Februar; BMW Motoren GmbH
Bezirk Eferding/Grieskirchen: 7. März; Pöttinger Maschinenfabrik; Bezirk Vöckla-
bruck: 28. März; Lenzing AG
Bezirk Kirchdorf: 9. April; Greiner Holding AG
Bezirk Schärding: 19. April; Wilhelm Schwarzmüller GmbH
Bezirk Freistadt: 16. Mai; Schinko GmbH
Eingeladen sind Unternehmer, Geschäftsführer, Personalverantwortliche und Vertreter von Schulen aus der Region.

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