Technische Innovation für Sehbeeinträchtigte
Mit einer intelligenten Mini-Kamera für die Brille können Blinde und Sehbehinderte mit den Ohren "sehen". Erhältlich ist das Gerät bei den Barmherzigen Brüdern in Linz.
Für blinde oder hochgradig sehbehinderte Menschen ist der Alltag eine Herausforderung. Entsprechend viele Hilfsmittel gibt es daher – von der sprechenden Uhr bis zum Blindenführhund. Die trainierten Vierbeiner können Betroffene sicher durch den öffentlichen Raum geleiten, doch in vielen Situationen blicken auch sie nicht durch – etwa, wenn es um das Lesen von wichtigen Informationen geht, wie bei Anzeigen öffentlicher Verkehrsmittel, Speisekarten, Straßenschildern oder der Zeitung im Kaffeehaus. Die Augenspezialisten des Konventhospitals der Barmherzigen Brüder in Linz bieten jetzt eine technische Innovation, die schwer sehbeeinträchtigen Menschen den Blick in eine neue Welt öffnet: die „OrCam MyEye“.
Hinter dem futuristisch klingenden Markennamen verbirgt sich das derzeit weltweit modernste Bild- und Texterkennungsgerät für Blinde und hochgradig Sehbehinderte. Eine unscheinbare Kameralinse und ein kleiner Lautsprecher sind auf einer handelsüblichen Brille befestigt. Über ein dünnes Kabel ist der High-Tech-Brillenaufsatz mit einem kleinen Computermodul, das etwa am Hosenbund getragen werden kann, verbunden. Der große Vorteil der Brillenmontage: Die Kamera erfasst immer die Blickrichtung. „Tippt man dann mit dem Finger etwa auf einen konkreten Zeitungsartikel, wird der Text in Echtzeit vorgelesen. Zeitungen, Bücher, Briefe, Plakate, Speisekarten, Schilder, Etiketten von Produkten und selbst Geldscheine werden so plötzlich für Menschen mit großer Sehschwäche erkennbar und vor allem lesbar“, erklärt Alois Buchsbaum, Leiter der Augenoptik der Barmherzigen Brüder Linz. Besonders wichtig: Betroffene sind – anders als bei den bislang bekannten, meist sehr großen, Lesegeräten – unabhängig und mobil. Dazu kommt, dass die hochmoderne Brillenkamera auch lernfähig ist. Buchsbaum: „Die OrCam erkennt selbst Gesichter, sobald diese im Blickfeld sind. Hierzu können im Gerät bis zu 20 Gesichter gespeichert werden, die dann im Fall einer Wiedererkennung abgerufen werden und Betroffene wissen sofort, wer vor ihnen steht.“
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.