Flüchtlinge erwanderten ihre neue Heimat
Bei einer Wanderung mit Flüchtlingen stand die Innenstadt von Linz mit ihren Attraktionen, aber auch das gegenseitige Kennenlernen im Mittelpunkt.
Die beiden Wanderbuchautoren Stephen Sokoloff und Walter Lanz organisierten eine ganz besondere Tour durch Linz. Mit dabei war auch die psychologische Begleiterin Ingrid Gutenthaler. Gemeinsam erwanderten sie mit Menschen, die aus dem Iran, aus Kurdistan und Afghanistan nach Oberösterreich gekommen sind, die Linzer Innenstadt. Die Flüchtlinge entdeckten dabei die Vorzüge ihrer neuen Heimat: reizvolle Natur, historische Attraktionen, gesunde Bewegung, schmackhafte österreichische Küche und Kontakt mit Einheimischen.
Erstaunliche Entdeckungen
In Erstaunen versetzte die Wanderdebütanten das mittelalterliche Linz mit imposantem Hauptplatz und prächtigen Bürgerhäusern. Sie konnten kaum glauben, dass das damalige Linz nicht viel größer als der Hauptplatz war. Ein weiteres einmaliges Erlebnis für die durchwegs christlich Gläubigen: der Neue Dom als größte Kirche Österreichs. Besonders hatte es ihnen aber der Botanische Garten mit seinem Reichtum an 10.000 Pflanzen angetan. Zum Ausklang der lehrreichen, anregenden und doch entspannenden Tour vermittelte ihnen die österreichische Küche im traditionellen Klosterhof mit Wiener Schnitzel und Bier ein neues „kulinarisches“ Heimatgefühl.
Berührende Begegnungen
Stephen Sokoloff, Walter Lanz und Ingrid Gutenthaler wiederum empfanden die Begegnung mit der Flüchtlingsgruppe als besonders beeindruckend: Sie trafen auf Menschen, die dem Feindbild der politisch Rechten ganz und gar nicht entsprechen: Weder fanatisch noch aggressiv, sondern feinfühlig. Sie können sich gut auf Deutsch verständigen und sind für Kontakte mit Einheimischen offen. Sie lieben die Natur und begeisterten sich insbesondere für die Rosenanlage im Botanischen Garten. Kamran, studierter Jurist aus Teheran, der als Briefträger arbeitet, will vor allem andere Länder kennenlernen, ihre Geschichte und die Mentalität der Bewohner verstehen. Im Iran verbrachte er sogar einige Tage im Gefängnis, weil er den Islam kritisiert hatte. Deswegen flüchtete er nach Österreich. Berührend war auch die Begegnung mit der fröhlichen zwölfjährigen Nazanin aus Afghanistan mit ihrem ansteckenden Lachen, die alle zwei Wochen wegen einer schweren Krankheit Blutkonserven benötigt. Sie wäre in ihrem Heimatland mit der dortigen medizinischen Versorgung dem Tod geweiht gewesen.
Solidaritätsbeitrag
Möglich gemacht wurde die Stadtwanderung auch durch zahlreiche Spenden als Solidaritätsbeitrag für die Flüchtlinge: hochwertige Rucksäcke von der VKB-Bank, Proviant von einem Linzer Supermarkt (der anonym bleiben möchte) und der Gratis-Eintritt in den Botanischen Garten, den die Stadt Linz ermöglichte. Zusätzlich stellte auch der Pustet-Verlag zehn Exemplare des Guides „33 Wanderungen im Herzen Oberösterreichs“ zur Verfügung.
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