Kommentar
Die Sprache konstruiert die Realität, in der wir leben
Ist die Pflichtlektüre an Schulen zu männlich? Meiner Meinung nach schon. Dieser Auffassung bin jedoch nicht nur ich, sondern auch der Margaretner Verein "IG fem". Die beiden Gründerinnen und Autorinnen Gerlinde Hacker und Dorothea Pointner entwickeln aus diesem Grund eine "feministische Leseliste".
WIEN/MARGARETEN. Kannst du dich noch daran erinnern, welche Bücher du in deiner Schulzeit gelesen hast? Wenn ja, weißt du vielleicht auch noch, wie viele Frauen unter den Autoren waren? Ich kann dies an einer Hand abzählen.
Weibliche Stimmen waren in dem Literaturkanon an meiner Schule in der Unterzahl. Viel eher standen Werke von Männern im Vordergrund - zum Beispiel Kleist, Lessing, Wedekind, Schiller oder Goethe. Ich möchte diesen Herren keineswegs ihre Relevanz absprechen, ihre Werke haben mich durchaus geprägt. Aber es wäre als heranwachsendes Mädchen schön gewesen, auch mehr über die Lebensrealitäten von Frauen zu erfahren und sich in der Pflichtliteratur stärker repräsentiert zu fühlen. Etwas von Frauen zu lesen, anstatt immer nur über sie – das hätte ich mir gewünscht.
Schließlich gestaltet Sprache unsere Realität und zeigt Handlungsräume auf. Wenn Frauen in der Sprache nahezu unsichtbar sind, ihre eigene Stimme kaum vorkommt und sie als Charaktere immer nur von Männern gezeichnet und beschrieben werden, kann das dazu führen, dass sich auch die weibliche Leserschaft nicht ausreichend gesehen und wahrgenommen fühlt.
88 bis 100 Prozent "alte weiße Männer"
Der Margaretner Verein "IG Feministische Autorinnen" (kurz: IG fem) richtet sein Augenmerk verstärkt auf die Förderung von Schriftstellerinnen und den weiblichen Blick auf die Welt. Ich durfte die beiden Gründerinnen - Gerlinde Hacker und Dorothea Pointner - bei einem Interview kennenlernen und finde ihre Arbeit mehr als unterstützenswert.
Zum Beispiel entwickelt der Verein aktuell eine "feministische Leseliste" für Schulen. Und das aus gutem Grund - laut IG fem wurden zwischen 88 und 100 Prozent der Schullektüre von "alten weißen Männern" verfasst. Höchste Zeit, dass sich das ändert. Es gibt schließlich so viele gute Bücher aus weiblicher Feder.
Ich habe in letzter Zeit einige herausragende Werke von Frauen gelesen, die ich jedem und jeder wärmstens ans Herz legen kann. Hier sind meine Empfehlungen:
- Die Wut, die bleibt (Mareike Fallwickl)
- Lügen über meine Mutter (Daniela Dröscher)
- MTTR (Julia Friese)
- Frauenfragen (Mari Lang)
- Das Haus der Frauen (Laetitia Colombani)
- Mein Jahr der Ruhe und Entspannung (Ottessa Moshfegh)
- I'm Glad My Mom Died (Jennette McCurdy)
Und diese Liste könnte ich ewig weiterführen.
Aufruf: Deine Meinung ist gefragt!
Wie stehst du zu dem Thema? Bist du auch der Meinung, dass in der Schulzeit zu viele Bücher männlicher Autoren gelesen werden? Welche Werke weiblicher Schriftstellerinnen kannst du empfehlen? Schreib deine Antworten doch gerne in die Kommentarspalte unter diesem Artikel. Ich freue mich auf eure Rückmeldungen!
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