Auszeichnung für Frisör-Lehrling aus Syrien
Mazen Alkassem war Profi-Frisör in Syrien. In Wien versuchte er einen Neustart – mit Erfolg.
MARGARETEN. Perfekt gestutzter Vollbart, Trendfrisur und ein breites Lachen im Gesicht: Die Kunden lieben Mazen Alkassem, Frisörlehrling bei Frisör Pranz in Margareten. Seine schwere Vergangenheit sieht man ihm nicht an. Der Vater im Krieg verstorben, sein Schwager in Haft, Flucht nach Österreich, Flüchtlingslager Traiskirchen, Job- und Wohnungssuche und als einziger Mann in der Familie für vier Schwestern verantwortlich.
Alkassem machte das Beste aus seiner Situation. Nachdem er bereits in seiner Heimatstadt Damaskus als Frisör tätig war, entschloss er sich, seinen Traumberuf in Wien weiter zu verfolgen. Er begann eine Lehre, die er in einem Jahr abschließen wird.
"1. Platz beim Berufswettbewerb"
Derzeit befindet sich der Syrer im zweiten Lehrjahr und machte von sich reden. Beim Berufswettbewerb belegte er den 1. Platz – die Urkunde leuchtet einem schon beim Betreten des Salons entgegen. Alkassem setzte sich gegen 1000 Mitbewerber durch, stellte sich einer Fachjury und überzeugte auch in der Theorie. Nervös war er nicht. "Ich habe mir gedacht, ich gehe da hin und gewinne", lacht er. Sein Vorhaben hat er in die Tat umgesetzt. Die Chefin ist begeistert und vor allem stolz auf ihren Schützling. Nicht nur sie, auch die Kunden haben ihn bereits ins Herz geschlossen. "Was ich an Trinkgeld bekomme, spare ich", erzählt der 28-Jährige. "Damit unterstütze ich meine Familie, die immer noch in Syrien lebt." Vor drei Jahren kam Alkassem in Wien an. Er lernte rasch Deutsch, integrierte sich gut.
Die Gedanken wandern trotzdem hin und wieder in die Heimat. "Ich habe nie gedacht, dass bei uns zuhause so etwas passiert", murmelt er nachdenklich. Umso wichtiger ist es für ihn, sich hier ein gutes Leben aufzubauen, um seine Familie unterstützen zu können. Das hat er mit Bravour geschafft. Davon zeugt die Urkunde über dem Empfang.
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