Mariahilfer Stadtbauern am Dach der Parkgarage
Der größte Nachbarschaftsgarten Europas befindet sich am Dach der Parkgarage in der Windmühlgasse.
MARIAHILF. Noch ist es recht kahl auf dem Dach der Parkgarage in der Windmühlgasse. Die neue Saison steht erst in den Startlöchern. Bis auf ein paar anwachsende Salatpflanzen ist noch wenig Grün auf dem innerstädtischen Bauernhof zu sehen. Dafür wird derzeit fleißig gearbeitet – Wege werden mit Holz verlegt, Tröge mit Erde gefüllt und der Plan für den Anbau erstellt. Das alles passiert gemeinsam, denn am Mariahilfer Nachbarschafts-Dachgarten baut nicht jeder seine kleine Parzelle an, sondern es ist tatsächlich so etwas wie eine "Solidarische Landwirtschaft" – jeder arbeitet am gemeinsamen Projekt.
Die Idee dazu keimt schon sehr lange. Michael Graner sinniert seit 1989 über einen Stadtbauernhof. Damals blickte der IT-Spezialist nämlich nicht nur auf den blinkenden Cursor in MS-DOS, sondern über den Bildschirm hinaus direkt auf die 2.000 m² große Dachfläche des WiPark-Parkhauses in der Windmühlgasse 22. Eine "Operation grüner Daumen" müsste her, so Graners Gedanke. 2012 gründete er gemeinsam mit seinem Sohn Felix Prechtl den Verein mit ebendiesem Namen.
30 Stadtbauern auf 2.000 m²
Heute bewirtschaften Graner, Prechtl und 30 weitere Mitglieder gemeinschaftlich die Dachfläche des Mariahilfer Parkhauses. "Meines Wissens sind wir der größte Nachbarschafts-Dachgarten Europas", sagt Graner. Gefördert wird das Mariahilfer Vorzeigeprojekt von den Wiener Stadtgärten.
Doch geht es in der Windmühlgasse keineswegs nur um die Selbstversorgung mit Gemüse. Die soziale Komponente sei sehr wichtig, so Graner. Das gemeinsame Arbeiten, gemeinsame Feste und die soziale Interaktion zwischen den Nachbarn stehen im Fokus. Der Begriff Nachbar ist allerdings weit gefasst. Natürlich können Menschen aus allen Bezirken mitmachen. "Wir veranstalten auch immer wieder Tage der offenen Tür, wo wir zu uns auf den Stadtbauernhof einladen", so der Vereinsgründer. Darüber hinaus werden Kurse abgehalten – im vergangenen Jahr zum Beispiel Pilates.
180 Euro pro Jahr
Als Einzelperson bezahlt man pro Jahr 180 Euro Mitgliedschaftsbeitrag. Dafür gibt es uneingeschränkten Zugang zum innerstädtischen Dachparadies und Gemüse, so viel die Erde hergibt. Damit verbunden seien aber auch Verpflichtungen. Gezwungen könne natürlich niemand werden, aber "wenn man nicht aktiv mitarbeiten will, dann ist man bei uns falsch", sagt der 50-Jährige. Mitarbeit ist quasi erwünscht. Das Anmeldeformular ist auf www.kleinestadtfarm.at zu finden. Ein zugedeckter Griller am Rand der Sitzecke verspricht dafür schöne Sommerabende.
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