100 Jahre Burgenland
Der schiefe Glockenturm von Walbersdorf
- Im Jahr 1800 wurde der Glockenturm gegenüber der katholischen Kirche in Walbersdorf errichtet.
- Foto: Gemeindechronik Walbersdorf
- hochgeladen von Isabella Rameder
Gegenüber der katholischen Kirche befindet sich der evangelische Glockenturm, der durch seine lange Geschichte tief mit dem Burgenland verbunden ist. Eine Besonderheit sticht sofort ins Auge. Der im Jahr 1800 errichtete Turm steht schief.
WALBERSDORF. Die Geschichte des Glockenturms begann mit einem Streit um die Läuterechte im Jahr 1789. Das Läuten der Glocken war zu damaligen Zeiten bei Todesfällen unverzichtbar. Die Glocken waren allerdings Eigentum der katholischen Kirche. So erzählt der Turm die Geschichte vom Konflikt zwischen den Konfessionen, aber auch wie er gelöst wurde und es zur Versöhnung kam.
Aufteilung der Glocken
Die evangelische Kirche beschloss damals, sich nicht länger von dem guten Willen der katholische Kirche abhängig zu machen. Es kam zu einer Aufteilung der Glocken. Zwei kleine Glocken mit insgesamt nicht ganz 80 kg wurden der evangelischen Gemeinde übergeben, die daraufhin den freistehenden Turm gegenüber der katholischen Kirche errichtete. Es handelt sich um ein einfaches klassizistisches Bauwerk mit zwei Geschossen über einem quadratischen Grundriss mit abgerundeten Ecken und einer Lisenengliederung. An der Ostseite befindet sich der Eingang, über dem ein halbrunder Giebel mit einem Feld einen hübschen Schmuck darstellt. In diesem Feld ist das Baujahr angegeben. Im oberen Geschoss gibt es rundbogige Schallfenster und auf der Ostseite ein kleines Ovalfenster. Ein geschweifter Pyramidenhelm über einem Kranzgesims schließt den Turm ab. Mit diesem Glockenturm konnten die Evangelischen nun für ihre Verstorbenen läuten, was zu damaligen Zeiten besonders wichtig war. Kurz nach der Errichtung neigte sich der Turm und steht seither schief. Noch heute ist er ein wichtiges Zeichen für die Evangelischen. Er demonstriert: "Es gibt uns hier und wir rufen zum Gebet!"
Renovierung
Im Jahr 2019 bekam der Turm einen neuen Anstrich. Ebenso wurden das Turmdach und die Turmfenster erneuert und frisch gestrichen. Das Kriegerdenkmal, auf dessen Platz der Evangelische Glockenturm und das Denkmal von Martin Luther stehen, wurde ebenfalls neu gestaltet und bepflanzt. Im selben Jahr gastierte der evangelische Bischof Michael Chalupka im Bethaus, um beim Festgottesdienst anlässlich der Renovierung die Festpredigt zu halten.
Die Glocke wird heutzutage zum Gebet, bei Beerdigungen und jeden Tag um 11 Uhr beziehungsweise um 18.30 Uhr geläutet.
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