Ulrike Kitzinger im Interview
"Als Frau muss man sich doppelt beweisen"
Im Oktober übernahm Ulrike Kitzinger das Amt der Bürgermeisterin in der Gemeinde Sigleß von Josef Kutrovatz. Die ersten Monate als erste weibliche Bürgermeisterin der Gemeinde hat sie hinter sich. Wir haben Sie zum Interview getroffen.
RegionalMedien: Sie sind seit Oktober im Amt, wie haben Sie ihre Zeit als Bürgermeisterhin bisher erlebt?
Bürgermeisterin Ulrike Kitzinger: Ein bisschen unterschätzt habe ich es schon, als Vizebürgermeisterin war ich auch bereits bei allen laufenden Projektenmit dabei. Aber ich habe mich ein bisschen getäuscht, denn Alltägliches, von Post angefangen – das war komplett neu für mich. Da kommt dann noch viel dazu. Aber ich habe ein super Team in der Gemeinde, ohne Unterstützung ist man verloren.
Seit wann spielt die Kommunalpolitik eine Rolle in ihrem Leben und seit wann engagieren Sie sich dafür?
Ich wurde damals vom damaligen Bürgermeister gefragt ob ich mich in der Fraktion beteiligen will. Da war mein Sohn schon größer, ich hatte wieder mehr Freizeit und ich wollte mich gerne mehr für Sigleß einsetzten. Es hat dann noch ein paar Jahre gedauert, bis ich 2005 in den Gemeinderat gekommen bin. 2007 habe ich dann als Gemeindekassier kandidiert und ab 2012 war ich dann Vizbürgermeisterin.
Gibt es konkrete Projekte, die seit Sie im Amt sind bereits umgesetzt wurden oder die Sie von Ihrem Vorgänger übernommen haben?
Unsere zwei Hochwasserschutzprojekte. Eines hat mein Vorgänger schon letztes Jahr begonnen, da sind wir schon zügig bei der Umsetzung. Beim zweiten Hochwasserschutzprojekt werden wir im April mit den arbeiten beginnen. Da soll ein Damm über 20.000 Quadratmeter die Ortschaft sicher vor Hochwasser machen. Beide Projekte machen ungefähr 3,2 Mio. Euro aus.
Hat sich Sigleß vom Commerzialbank-Skandal wieder "erholt"?
Wir waren in der glücklichen Lage, dass wir im Vergleich zu anderen Gemeinden keinen großen Verlust hatten. Wir waren eine der ersten Gemeinden, die das Angebot vom Land angenommen haben, einen Teil der Forderungen zu übernehmen.
Commerzialbank-Skandal, Corona-Pandemie – Sie haben nicht gerade in einer leichten Zeit übernommen.
Ich erlebe das so, dass sich jeder zurück zieht. Es bereitet schon große Sorgen, dass die Leute jetzt viel mehr zuhause sind. Jetzt wo die Heurigen wieder aufsperren sieht man schon, dass die Leute noch verhalten sind und die Heurigen noch nicht viel besuchen. Und die Schüler mit dem Homeschooling… Das sind schon große Herausforderungen für Familien.
Sigleß hat verhältnismäßig viele Vereine. Die Vereine hat die Pandemie besonders hart getroffen. Wie unterstützt die Gemeinde Sigleß ihre Vereine?
Die Vereine brauchen Veranstaltungen um Geld herein zu bekommen. Zu Weihnachten haben wir vom Land Geld bekommen, das wir an die Vereine weitergegeben haben. Das war für die Vereine schon eine große Hilfe.
Sie sind die erste Frau im Bürgermeisteramt in Sigleß. Was bedeutet Ihnen das?
Ich fühle mich schon geschmeichelt, auf der anderen Seite ist es auch ein größere Herausforderung, als Frau den "Mann" zu stehen. Ich denke, als Frau muss man sich sowieso doppelt beweisen und wenn man dann so eine Position einnimmt, wahrscheinlich noch mehr. Aber es sind sehr viele Bürger auf mich zugekommen, haben mir gratuliert und gesagt dass sie das super finden, jetzt endlich einmal eine Frau als Bürgermeisterin zu haben. Das stärkt schon und motiviert auch.
Welche Ziele haben Sie für die Gemeinderatswahlen im Herbst?
Im Bürgermeisteramt zu bleiben, ist die erste Herausforderung. Ich hoffe schon, dass die Bürger die Arbeiten meines Vorgängers goutieren und sagen, der hat das gut gemacht und dass die Bevölkerung das schon gut findet, jetzt eine Frau im Amt zu haben. Josef Kutrovatz hat hat die Latte schon sehr hoch gelegt und viele Prozent dazu gewonnen. Es will ja niemand verlieren, vor allem nicht, wenn man zum ersten Mal antritt.
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