Festliche Messen mit geistlicher Musik im Stephansdom
Der Stephansdom ist nicht nur ein prachtvolles Denkmal sakraler Baukunst und Wiens bedeutendste Touristenattraktion, sondern vor allem auch die erste Kirche des Landes und somit ein Ort der Besinnung, der inneren Einkehr für Christen aus aller Welt. Doch selbst für jene Menschen, die einer anderen oder gar keiner Konfession angehören, ist dieses Gotteshaus eine Oase der Ruhe inmitten des Großstadt-Trubels. Darüber hinaus erweist sich der „Steffl“ (wie die Wiener ihren Stephansdom immer liebevoll nennen) immer wieder als hervorragender Konzertsaal, wo das ganze Jahr über die schönsten Meisterwerke der geistlichen Musikliteratur zur Aufführung kommen.
Der Besuch eines Hochamtes oder eines Vespergottesdienstes im Stephansdom ist schon aus diesem Grunde immer wieder ein ganz besonders stimmungsvolles Ereignis, von dem sowohl gläubige Christen als auch Freunde der sakralen klassischen Musik zehren können. Gerade jetzt, in den dunklen Wintermonaten, werden im Rahmen festlicher Gottesdienste immer wieder Messevertonungen großer Komponisten zu Gehör gebracht.
Mozart-Requiem zu Allerseelen
So fand am Sonntag, dem 2. November 2014 (Allerseelen) im Anschluss an ein Totengedenken um 18 Uhr ein feierliches Requiem mit Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn statt. Aus Anlass der beiden christlichen Festtage Allerheiligen und Allerseelen, mit denen das Kirchenjahr sich allmählich dem Ende neigt, wurde das Requiem in d-moll von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) aufgeführt. Ausführende waren: Ursula Langmayr (Sopran), Hermine Haselböck (Alt), Christian Bauer (Tenor) und Wolfgang Bankl (Bass), der Wiener Domchor und das Domorchester unter der Leitung von Domkapellmeister Markus Landerer und Ernst Wally an der Orgel.
Die Totenmesse, die Mozart selbst vor seinem Tod (5. Dezember 1791) nicht mehr vollenden konnte, wurde schließlich durch Franz Xaver Süßmayr fertiggestellt. Mit der Aufführung dieses großartigen Werks unter der gelungenen Interpretation der Ausführenden fand das alte Kirchenjahr noch einmal einen stimmungsvollen Höhepunkt.
Bruckner-Messe zu Mariä Empfängnis
Auch an den darauffolgenden Sonn- und Feiertagen erklangen bedeutende Werke der sakralen Musikliteratur. So gelangte am 8. Dezember (Mariä Empfängnis) im Stephansdom die Messe in e-moll von Anton Bruckner (1824 – 1896) für achtstimmigen gemischten Chor und Blasorchester (in der Besetzung für 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 4 Hörner, 2 Trompeten, 3 Posaunen) zur Aufführung. Ausführende waren der Wiener Domchor und die Dombläser zu St. Stephan unter der Leitung von Domkapellmeister Markus Landerer.
Bruckners doppelchörig angelegte e-moll-Messe, die in der Originalfassung von 1882 im Musikverlag Breitkopf & Härtel erschienen ist, verbindet Elemente der Gregorianik mit spätromantischer Harmonik, welche stellenweise die Grenzen der Tonalität berührt. Das Werk besticht durch den schlichten Vokalstil sowie den strahlenden Bläserklang und erreicht seinen Höhepunkt im Sanctus, wo die Blechbläser besonders exponiert sind. Bruckners e-moll-Messe besteht wie jede Messe aus sechs Teilen und trägt die Satzbezeichnungen: Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Christus der Kinderfreund (anstelle des sonst üblichen Benedictus) und Agnus Dei.
Sakrale Musik zu Weihnachten
Natürlich werden auch in diesem Jahr zu Weihnachten und Silvester im Stephansdom wieder kirchenmusikalische Kostbarkeiten geboten: So erklingt – traditionsgemäß – am 24. Dezember um 16.30 Uhr (im Rahmen der Pontifikalvesper zum Heiligen Abend mit Kardinal Christoph Schönborn) wieder Mozarts Vesperae solennes de confessore mit Solisten, dem Wiener Domchor und dem Domorchester unter Leitung von Domkapellmeister Markus Landerer.
Am 25. Dezember gelangt (im Rahmen des Pontifikalamts am Christtag) die Pauken-Messe von Joseph Haydn zur Aufführung, gefolgt von Franz Schuberts Messe in Es-dur am 26. Dezember (Pontifikalamt am Stephanitag).
Nähere Informationen zur Dommusik an St. Stephan findet man im Internet unter:
http://www.dommusik-wien.at/Dommusik/index.jsp?menuekeyvalue=155&langid=1
Es ist ein Privileg, dass die meisten Aufführungen traditionsgemäß nicht im konzertanten, sondern im liturgischen Rahmen (also innerhalb eines Hochamtes oder eines Vespergottesdienstes) stattfinden, denn auf diese Weise wird in Wien – übrigens nicht nur an St. Stephan, sondern auch in zahlreichen anderen Kirchen – stets kostenloser Kunstgenuss geboten! – Ein kulturelles Angebot auf hohem Niveau, das besonders für Menschen mit einem schmalen Geldbörserl von unschätzbarem Wert ist! Da diese Gottesdienste erfahrungsgemäß gut besucht sind, empfiehlt es sich, schon rechtzeitig vor Ort zu sein, um noch einen guten Platz zu erwischen!
Ein Tipp für alle, die der „Patschen-Messe“ im heimischen Wohnzimmer den Vorzug geben: Sämtliche Messen werden in Radio Stephansdom (auf 107,3) übertragen! – Also: Einschalten (oder vielleicht doch Hingehen?) lohnt sich – sowohl für die Wiener als auch die Touristen!
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.