Banküberfall gegen Schulden
Von „astronomischen Schulden“ sprach der St. Pöltner Staatsanwalt Karl Wurzer, die der 37-jährige Karl A. angehäuft habe, bevor er am 4. Juni 2010 die Lösung in einem Banküberfall sah. Vor Gericht bekam er nun die Quittung: fünf Jahre Freiheitsstrafe – nicht rechtskräftig.
BEZIRK. (IP) Seinem Einkommen von rund 1.100 Euro standen Schulden von insgesamt 320.000 Euro gegenüber, die hauptsächlich von Bankdarlehen für zwei Häuser stammten. Zusätzlich muss der kaufmännische Angestellte aus dem Bezirk Melk ein behindertes Kind versorgen, weshalb seine Frau auch keiner Arbeit nachgehen könne.
„Wir haben uns von Monat zu Monat durchgekämpft“, schilderte der Angeklagte dem Schöffensenat die triste finanzielle Situation, weshalb er sich Anfang Mai 2010 als Lagerleiter dazu hinreißen ließ, in der eigenen Firma einen Einbruch vorzutäuschen, um laufend „geborgtes“ Geld aus der Betriebskasse als gestohlen zu melden. Als er die Erlagscheine für Strom, Wasser und Heizung in Höhe von rund 4.000 Euro nicht mehr bezahlen konnte, entschloss sich Karl A. zu einem Überfall. Zunächst dachte er an eine Tankstelle. Er fuhr nach Wien und montierte zwei Kennzeichentafeln ab, um sie bei Bedarf zu verwenden.
„Mich hat aber der Mut verlassen“, gestand er dem vorsitzenden Richter Helmut Weichhart. Bis zum 4. Juni: Da spähte er die Hypo-Bank in Melk aus, fuhr auf den Parkplatz eines Supermarktes, montierte die gestohlenen Kennzeichen an seinem Wagen und zog Latzhose, Kapuzenweste und einen Arbeitsmantel an. Ein Messer, das er angeblich immer im Wagen hatte, steckte er in ein Plastiksackerl. „Ja, mir ist nichts G´scheiteres eingefallen“, erklärte der geständige Bankräuber und ergänzte: „Ich war so nervös vorm Eingang, dass mir das Sackerl aus der Hand gefallen ist.“
Überweisung nach Banküberfall
Dennoch zog er die Kapuze über und stürmte um 10.17 Uhr die Bankfiliale. Er nahm das Messer heraus und wies einen der beiden Angestellten an, Geld in eine Einkaufstasche zu stecken. Zwei Jugendliche, die in diesem Moment die Bank betraten, forderte der Räuber mit vorgehaltenem Messer auf, sich zu den Angestellten zu stellen, bevor er zu seinem Auto flüchtete. An dieser Stelle seiner Aussage vor Gericht übermannten Karl A. die Emotionen. Schluchzend erzählte er von seinem ersten Blick in das Einkaufssackerl. Sein erster Gedanke dabei: „Was machst jetzt mit so viel Geld?“ „Ich hab ja nur 4.000 Euro gebraucht“, erklärte er dem Senat. Mit seiner Beute von insgesamt 50.000 Euro fuhr er schließlich zu seiner Bank und bezahlte die längst fälligen Erlagscheine ein. Kurz danach konnte er bei einer Tankstelle in Loosdorf festgenommen werden.
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.