Arge Chance Mödling
Weg aus der Langzeitarbeitslosigkeit (mit Video)
BEZIRK MÖDLING. "In unserer Kultur ist Arbeit auch sinnstiftend. Wenn man da länger nichts vorzuweisen hat, ist das auch psychisch schwierig, die Menschen stellen sich die Sinnfrage", sagt Günther Rieck. Er ist Geschäftsführer des Vereins ARGE Chance, der Menschen bei ihrer beruflichen Re-Integration unterstützt.
Niederschwelliger Einstieg
Wir treffen Günther Rieck im 2007 gegründeten Ökogarten Mödling in der Guntramsdorferstraße, dem "Herzstück" des Vereins. Hier gibt es (neben vier hauptberuflichen Gärtnern und einer Sozialarbeiterin) insgesamt 24 Arbeitsplätze für Klienten, die im Ökogarten eine Chance erhalten, den Weg zurück ins Berufsleben zu finden. "Wir bieten einen niederschwelligen Einstieg für Beschäftigte. Alle unsere Klienten werden vom AMS vermittelt, alle sind Langzeitarbeitslose, alle stammen aus der Region", erzählt Rieck. Die Mitarbeiter werden dabei je nach Können und Vorerfahrungen eingesetzt, gibt es doch auch den Standort Brunn mit einer Holzwerkstatt und Grünflächenbetreuung (zahlreiche Gemeindeflächen im Bezirk werden übrigens von der ARGE Chance betreut), sowie in Schwechat eine Malergruppe und ein Team für einfache Sanierungen. Insgesamt bietet man an den drei Standorten 68 Arbeitsplätze an, 2021 hatte die ARGE 152 Klienten. Groß war der Bedarf an Plätzen auch in der Corona-Zeit, wie Rieck berichtet. "Zum Glück trifft dies aber auch auf die Nachfrage nach unseren Produkten und Dienstleistungen zu. Auch unsere Auftragsbücher sind voll, derzeit können wir nicht alle Anfragen annehmen".
Video: 3 Fragen an Günther Rieck
Vielfältige Unterstützung
Da Arbeitslosigkeit auch Auswirkungen auf die Psyche und das Umfeld hat, gibt es aber auch weitere Unterstützung, wie Rieck erklärt: "Bei psychischen Problemen helfen wir bei der Suche nach Therapieplätzen, auch bei familiären Schwierigkeiten oder bei der Schuldenregulierung bieten wir Unterstützung an." Vor allem hilft man bei der Integration in den "regulären" Arbeitsmarkt, unterstützt bei der Jobsuche und bei Bewerbungen (die zu erfüllende Quote der ARGE ist, dass ein Drittel der Klienten nach drei Monaten einen Job gefunden haben muss). Der erste Schritt ist aber, so Rieck, "dass die Teilnehmer einen geregelten Tagesablauf haben und so wieder in die Gemeinschaft eingebunden werden - das alleine ist schon sehr viel wert."
Blühende Resultate
Die Resultate der Arbeit können sich sehen lassen: Im Ökogarten ist alles bio, alles wird selbst hergestellt (2021 gewann man den European Award for Ecological Gardening), 35.000 bis 40.000 Pflanzen (hauptsächlich Kräuter und Gemüse) werden hier jährlich produziert. Qualität, die auch von den Kunden geschätzt wird, was wiederum einen nicht unwichtigen weiteren Effekt hat: "Die Verkaufsmöglichkeit im Herzen der Gärtnerei soll auch die Bevölkerung in den Betrieb hereinholen. Die Idee dahinter ist, zu zeigen, dass auch Langzeitarbeitslose in der Lage sind, hochwertige Produkte herzustellen, wenn sie die Chance erhalten" so Rieck. Das wirk auch der drohenden Stigmatisierung von Arbeitslosigkeit entgegen: "Die wenigsten Arbeitslosen Menschen wollen nicht arbeiten, vielmehr geht es um andere Probleme zu denen auch die Schwellenangst nach langer Zeit der Arbeitslosigkeit hinzukommt. Hier sehen wir die meisten Erfolge, wenn die Mitarbeiter nach wenigen Monaten auch menschlich regelrecht aufblühen." Geöffnet hat der Verkauf im Ökogarten derzeit immer Montag, Mittwoch und Freitag, Infos und Zeiten unter
www.argechance.at
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