Vom Lehrling zum Wirtschaftskammer-Obmann

MÖDLING. Nicht zuletzt weil er auch selbst einmal als Lehrling begonnen hat, weiß Martin Fürndraht, dass jungen Menschen dank einer Lehre alle Türen offen stehen. Der Mödlinger WK-Obmann über...

...seine Anfänge:
Ich habe selbst als Schlosserlehrling begonnen. Mein Vater hatte eine Schlosserei. Damals als junger Mann habe ich aber noch nicht daran gedacht, dass ich selbst einmal den Betrieb führen werden. Von Anfang an habe ich gerne mit Metall gearbeitet. Meine Meisterprüfung habe ich neben meiner Arbeit in einem anderen Metalltechnik-Betrieb rasch abgelegt. Da war schon klar, dass ich das väterliche Unternehmen bald werde führen dürfen.

...Motivation:
Was ich nie vergessen werde, ist das Vertrauen, dass mein Lehrherr nach absolvierter Lehrabschlussprüfung in mich gesetzt hat. Er hat mich mit Werkzeug und einem Auftrag ausgestattet und gemeint: 'Du bist jetzt ausgelernt und kannst es.' Das hat mir so viel Selbstvertrauen gegeben und war die klügste Motivation dafür, mein Bestes zu geben.

...den Fachkräftemangel:
Ich bilde selbst Metalltechniker-Lehrlinge aus, nur so kann ich meinen Bedarf an Facharbeitern abdecken und junge Leute an Aufgaben sukzessive heranführen. Dabei bin ich als Lehrherr gefordert, sowohl mein pädagogisches Rüstzeug, wie auch mein fachliches Wissen auf neuestem Stand zu halten. Fachkräfte in meiner Branche sind besonders nachgefragt. Als Unternehmer kann ich dem Fachkräftemangel nur selbst durch gezielte Ausbildung und Lehrstellen im Betrieb entgegenwirken. Gute engagierte Lehrlinge sind überall gefragt.

...Lehre als tolle Alternative:
Mir liegt die Lehre, das duale Ausbildungssystem, als hervorragende und international angesehene Ausbildungsform persönlich sehr am Herzen. Als WK-Obmann gehe ich regelmäßig in Mittelschulen, um mit meiner Begeisterung für meinen Beruf Schüler anzustecken. Sie sollen erkennen, dass die Lehre auch zum Meister führen kann. Auch als Vater ist es mir ein Anliegen, dass meine Söhne schon früh erste Erfahrungen sammeln. Die Wirtschaftskammer-Initiative „miniMeister“ im Sommer gibt Kindern die Möglichkeit, sich handwerklich zu üben. Sie sind dann richtig stolz, wenn sie als Steinmetz Florist, Tischler, Küchenmeister, Filmemacher, Elektrotechniker, Friseur oder Roboterbauer mit einem richtigen Diplom zum miniMeister ausgezeichnet werden. Dass der Weg über die Lehre ein Erfolgsweg sein kann, zeigen auch viele Unternehmer in NÖ aus der Sparte Gewerbe & Handwerk, die als Lehrlinge begonnen haben und dann über die Meisterprüfung oder Befähigungsprüfung bzw. weitere Qualifikationen zum Chef wurden.

...Lehre und Matura:
In vielen Gesprächen mit Unternehmern höre ich, dass die Möglichkeit der Lehre mit Matura Entscheidungskriterium gerade auch für Eltern sein kann, ihrem Kind den Zugang zum Lehrberuf ermöglichen. Und mit abgeschlossener Matura steht allenfalls der Weg zur Universität offen. Ich selbst habe mich vor 5 Jahren entschlossen, meine Ausbildung durch die Ablegung der Berufsreifeprüfung abzurunden. Bei manchen, sehr speziellen, oft technischen Lehrberufen werden Maturanten gesucht, die nach Ablegung der Reifeprüfung eine Lehre beginnen. Ich habe einige Lehrlinge mit Matura kennen lernen dürfen, die mit besonderem Engagement und Interesse und großartiger Förderung durch ihre Betriebe zu höchsten Spezialisten ausgebildet werden.
Rund die Hälfte der Maturanten, die derzeit eine Lehre in NÖ machen, haben eine AHS abgeschlossen. Für sie gelten kürzere Lehrzeiten. Sie verdienen schneller ihr eigenes Geld und wachsen praxisbezogen in den Betrieb hinein.“

...die Ausbildungsgarantie des Landes NÖ
Beim Dialog Wirtschaft und Arbeit des Landes NÖ, der Sozialpartner und des AMS ist die Ausbildungsgarantie für junge Menschen bis 25 Jahre im Zentrum gestanden. Es werden für eine große Lehrlingsoffensive 46 Millionen Euro aus Mitteln des Landes Niederösterreich gemeinsam mit dem AMS Niederösterreich und dem Europäischen Sozialfonds aufgewandt.

Mit den Schwerpunkten Berufsorientierung, Lehrabschluss für Lehrabbrecher und überbetriebliche Lehrwerkstätten für Jugendliche ohne Lehrstelle wird ein wichtiger Schritt gesetzt. Einerseits begegnet man dem Fachkräftemangel mit Qualifizierung. Andererseits gibt man Jugendlichen die Chance, in ein selbst bestimmtes Leben zu starten mit einem Beruf, der Selbstbewusstsein gibt.