Tarek Leitner wünscht sich "Mut zur Schönheit"
Auch in seinem Wohnbezirk Neubau. Deshalb will der bekannte ZIB-Frontman und Journalist unsere Aufmerksamkeit auf die kleinen und großen (Bau) Sünden zuallererst in unserem unmittelbaren Umfeld wecken.
"Wir nehmen viel zu viel als selbstverständlich hin", ist Leitner überzeugt. Etwa, dass die vielen "Durchzugsräume" unseres Alltags, wie Bahnhöfe, Büros oder Einkaufscenter bestenfalls als "notwendiges Übel, das schnell vergeht" wahrgenommen werden und nicht als das, was sie eigentlich sind: "Plätze, an denen wir viel Lebenszeit verbringen, die uns unbewusst, wenn schon nicht unglücklich, so jedenfalls nicht glücklicher machen." Er ist überzeugt, dass privates wie berufliches Wohlbefinden genau von diesen - schön oder "schiach" - gestalteten Räumen und Plätzen abhängt. Und nicht nur von unseren behaglichen eigenen vier Wänden, in denen wir meist viel weniger Zeit verbringen.
Es geht nicht um Schönheit
Tarek Leitner ist der Frage, warum "so viel so schiach sein muss" jetzt auch in seinem neuen Buch "Mut zur Schönheit", einer Streitschrift gegen die Verschandelung Österreichs, erschienen im Verlag Brandstätter, nachgegangen. Das Thema ist dabei nicht Geschmack oder Schönheit, denn die liege im Auge des Betrachters, sondern um gedankenlose Verschandelung, die nicht einmal aus wirtschaftlichen Gründen - die ja meist bei Neu- oder Umbauten im Mittelpunkt stünden - in dieser Form notwenig sei.
Kleine und große "Sünden" im Grätzel
Tarek Leitner hat ein kleines, altes Biedermeierhaus in der Westbahnstraße gekauft, gefühlvoll renoviert und erklärt sein Wohngrätzel als "besten Platz zum Leben" für sich und seine Familie. "Die Vielfalt hier ist großartig, die Menschen sind lebendig und kreativ, ständig entstehen neue Ideen, Geschäfte, Lokale." Es gäbe das so wichtige soziale Leben im Grätzel.
Einige "Sünden" kann er jedoch so gar nicht überwinden. Etwa den Ausblick vom 7. auf den Westbahnhof im 15. Bezirk. "Der war nur kurze Zeit schön, als das historische Gebäude, befreit von allem und noch ohne die beiden Auswüchse links und rechts, dastand. Eine pure Freude." Für ihn unverständlich: Am La Stafa in der Mariahilferstraße/ Ecke Kaiserstraße wurden die ursprünglich am Haus selbst angebrachten schönen Friese nach der "Modernisierung" einfach auf die Scheiben geklebt. "Das ist bloße Behübschung, ohne Sinn." Bizarr: Der Billig-Laden im Jugendstil-Baujuwel der Kassenhalle der alten Zentralsparkassen-Zentrale. Die Deckenleuchten sind noch Original, die früheren Inschriften hinter Hundeposter noch heute zu bewundern. "Warum nicht ein Geschäftskonzept, das zur Örtlichkeit passt?" fragt sich nicht nur Tarek Leitner. Und eine vergebene Chance Ecke Lindengasse/Zieglergasse: Statt einer kreativen Lösung für die Allgemeinheit wird jetzt ein Wohnhaus errichtet - die früheren Hausbesetzer mussten weichen, alte Substanz wurde abgerissen.
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